Echo gluecklicher Tage - Roman
über deine Ma das Maul zerreißen? Tom und ich hörten es, bevor wir herzogen. Dein Pa muss nicht ganz richtig im Kopf gewesen sein, weil er sich aufgehängt hat, anstatt sie auf die Straße zu setzen. Kein Wunder, dass dein Bruder mit dem Balg nichts zu tun haben will.«
Beth wich mit Molly auf dem Arm zurück. Sie war entsetzt, dass die Wahrheit über ihre Mutter allgemein bekannt war, und sie fürchtete sich auch vor Jane, doch sie hatte genug, und sie würde sich von dieser Frau nicht länger ausnutzen lassen.
»Was Sie da sagen, ist völliger Unsinn«, schrie sie zurück. »Ich lasse nicht zu, dass Sie meine Mutter beleidigen, und deshalb packen Sie jetzt Ihre Sachen und verlassen auf der Stelle mein Haus.«
»Und wie willst du mich dazu zwingen?« Jane stemmte herausfordernd die Hände in die Hüften. »Dein großer Bruder schmeißt mich raus, ja?« Sie brach in Gelächter aus. »Er ist so weich wie Scheiße.«
Plötzlich wusste Beth, dass sie stark sein und für ihr Recht kämpfen musste. Sie wandte sich um, lief ins Schlafzimmer und legte Molly in ihre Wiege. Die Kleine protestierte lautstark, doch Beth ignorierte sie und rannte zurück in die Küche, um sich Jane zu stellen.
»Ich brauche meinen Bruder nicht«, sagte sie trotzig. »Ich bin durchaus in der Lage, mit Leuten wie Ihnen fertigzuwerden. Verschwinden Sie auf der Stelle! Ich packe Ihre Sachen zusammen und stelle sie in den Hof, damit Thomas sie später abholen kann.«
Jane sprang mit erhobener Hand auf sie zu, um sie zu schlagen, aber Beth war schneller, umfasste ihr Handgelenk und drehte ihr den Arm um, sodass die andere Frau vor Schmerzen aufschrie. »Raus!«, brüllte Beth und drehte den Arm noch weiter nach oben, während sie ihre Mieterin zur Treppe schob. »Und wenn Sie versuchen, zurückzukommen, dann werden Sie das bereuen!«
Jane wehrte sich und versuchte, sie mit ihrer freien Hand zu kratzen, aber Beth war jung und stark und so aufgebracht, dass es ihr gelang, die ältere Frau die Treppe hinunter und durch die Hintertür zu bugsieren. Als sie draußen im Hof standen, schubste sie Jane so sehr, dass sie hinfiel.
»Das wirst du büßen«, schrie Jane auf sie herab. »So kommst du mir nicht davon. Ich will meine Sachen!«
»Die können Sie haben«, sagte Beth. »Ich werfe sie aus dem Fenster.«
Damit drehte sie sich um, ging durch die Hintertür, schob den Riegel vor und rannte nach oben. Sie brauchte nur ein paar Minuten, um den Frauenmantel, den Hut, die Tasche und ein paar Stiefel im Schlafzimmer zusammenzuraffen, dann öffnete sie das Küchenfenster und warf alles auf den Hof hinunter.
»Seien Sie dankbar, dass Sie die bekommen haben«, schrie sie. »Die restlichen Sachen stelle ich ins Klohäuschen, damit Sie sie heute Abend abholen können.«
Mr Craven war in die Gasse hinter dem Hof getreten und blickte fragend zum Fenster hoch, an dem Beth stand. »Ich schmeiße sie gerade raus, weil sie meine Eltern beleidigt hat«, rief sie ihm zu. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, ihr den Weg zu zeigen?«
Sie blieb noch lange genug am Fenster stehen, um zu sehen, wie ihr Nachbar Jane aus dem Hinterhoftor führte, und um die wüsten Beschimpfungen zu hören, die die Frau gegen sie ausstieß.
Irgendwie gelang es Beth, Molly ihre Flasche zu geben, obwohl sie wie Espenlaub zitterte, weil sie noch so sehr unter Schock stand. Sie hörte, wie Mrs Craven im Hof nach ihr rief, und ging nach unten, um sie hereinzulassen.
»Oh Liebes!«, rief ihre Nachbarin, als sie sah, wie blass und aufgewühlt Beth war. »Wir hörten das Schreien, deshalb ging mein Alfie nachsehen, was passiert ist.«
Das Mitgefühl in ihrer Stimme ließ Beth weinen, und Mrs Craven umarmte sie, dann nahm sie ihr Molly ab. »Ich mach uns ’ne schöne Tasse Tee, und dann erzählst du mir alles.«
»Es ist keine Milch mehr da. So hat das alles angefangen«, fing Beth an zu erklären.
»Dann gehe ich schnell welche holen«, erwiderte Mrs Craven. »Und du solltest Molly wickeln, während ich weg bin. Sie stinkt!«
Eine halbe Stunde später hatte Beth alles berichtet. Durch den Tee und das Mitgefühl ihrer Nachbarin ging es ihr schon besser.
»Ich wusste sofort, als ich sie sah, dass sie nichts taugt. Total ordinär und gnadenlos«, sagte Mrs Craven und schaukelte Molly auf ihrem Knie. »Als hättest du nicht schon genug, mit dem du fertig werden musst! Aber du darfst dir keine Gedanken darüber machen, was sie über deine Mutter gesagt hat.«
»Stimmt es denn, dass die
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