Echo gluecklicher Tage - Roman
geplanscht.
Beth konnte Sams Verbitterung verstehen. Es gab Zeiten, in denen sie ihre Mutter auch hasste, weil sie ihnen das alles angetan hatte. Warum hatte sie nicht mit einem guten, freundlichen Mann, der sie liebte, zufrieden sein können?
Am folgenden Morgen war Beth wieder zuversichtlicher und beschloss, ein Inserat zu schreiben, dass sie nach zwei männlichen Untermietern suchte. Später brachte sie dieses mit Molly auf dem Arm in den Süßwarenladen an der Church Street. Nachdem sie darum gebeten hatte, den Zettel aufzuhängen, blieb sie stehen und las die anderen Inserate am Brett. Ihr fiel eines auf, in dem eine Frau für ein paar Stunden in der Woche zum Waschen und Nähen gesucht wurde.
Es war am Falkner Square, in einem von Liverpools feineren Vierteln. Beth war oft über die breiten Straßen und die belaubten Plätze spaziert, um Schuhe und Stiefel für ihren Vater abzuliefern.
Weil sie fand, dass eine solche Stelle ideal für sie wäre, lief sie zu Mrs Craven, um sie zu bitten, auf Molly aufzupassen, während sie dort vorsprach.
»Aber natürlich, Liebes.« Mrs Craven lächelte und streckte die Arme nach dem Baby aus. »Und wenn es nur für ein paar Stunden die Woche ist, passe ich auch gerne auf die Kleine auf.«
Beth polierte ihre Stiefel, dann zog sie sich ihr bestes dunkelblaues Kleid mit Spitzenkragen und Bündchen an und setzte den schlichten dunkelblauen Hut auf, der ihrer Mutter gehört hatte. Es war das erste Mal, dass sie seit dem Tod ihres Vaters etwas anderes als Schwarz trug, und sie fühlte sich ein bisschen schlecht, die Trauerkleidung abzulegen. Doch ihre beiden schwarzen Kleider waren schon ein bisschen schäbig, und das dunkelblaue war nicht wirklich auffällig.
Beths Laune besserte sich, als sie sich auf den Weg machte, denn es war ein wunderschöner, warmer Tag, und es fühlte sich gut an, einmal ohne Molly unterwegs zu sein, fast wie ein Abenteuer.
Die Gärten in der Mitte des Falkner Square sahen hübsch aus mit ihren vielen Blumenstauden, die in voller Blüte standen. Sie blieb vor der Nummer zweiundvierzig stehen und blickte neugierig die Treppe hinunter in die untere Etage hinter dem schwarzen Eisengeländer und die Marmorstufen hinauf, die zu der Eingangstür hinter dem von Säulen getragenen Vorbau führten.
Beth hatte ihr ganzes Leben lang von ihrer Mutter von dem Leben unter der Treppe der großen Häuser gehört, und deshalb wusste sie, dass sie eigentlich an die untere Tür klopfen musste. Aber es war ihr in ihrer Kindheit mehr als deutlich gemacht worden, dass sie niemals die Dienstbotin von irgendjemandem sein würde, deshalb sah sie sich selbst nicht als eine.
Sie holte tief Luft, ging nach oben zur Haustür und läutete. Das laute Klingeln hallte durch das Haus, und plötzlich war ihr Mund ganz trocken, und sie war nervös.
Die Tür wurde von einer älteren Frau in einem grauen Kleid mit weißer Schürze und Rüschenhäubchen geöffnet.
»Ich komme wegen der Anzeige, in der eine Hilfe zum Nähen und Waschen gesucht wird«, sagte Beth ein bisschen zu laut. »Mein Name ist Miss Bolton.«
Die Frau musterte sie von oben bis unten. »Woher kommen Sie?«, fragte sie.
»Aus der Church Street«, sagte Beth.
»Kommen Sie doch rein«, erwiderte die Frau und runzelte die Stirn, als sei sie verwirrt. »Die Herrin ist gerade nicht da, aber ich notiere mir Ihre Angaben und erzähle es ihr, wenn sie zurückkommt.«
Die Frau führte sie in den hinteren Teil des Hauses in einen kleinen, einfach eingerichteten Raum. Beth stellte sich vor, dass es das Zimmer der Frau war, denn sie erhaschte einen Blick in den Salon, während sie den Flur hinuntergingen, und er war sehr groß mit kostbaren Teppichen und wunderschönen Sofas und Sesseln.
»Setzen Sie sich, bitte«, sagte die Frau. »Ich bin Mrs Bruce, Mrs Langworthys Haushälterin. Wie alt sind Sie?«
»Sechzehn, Mam«, antwortete Beth.
»Und haben Sie eine Referenz?«
Beth hatte keine Ahnung, was sie damit meinte.
»Einen Brief von Ihrem letzten Arbeitgeber?«, sagte Mrs Bruce ein wenig kurz angebunden.
»Ich musste den Strumpfwarenladen, in dem ich gearbeitet habe, überstürzt verlassen«, sagte Beth und erklärte atemlos, dass ihre kürzlich verwitwete Mutter im Kindbett gestorben war. »Ich konnte meine Stelle im Laden nicht wieder annehmen, weil ich zu Hause bleiben und mich um meine kleine Schwester kümmern musste.«
Beth schälte Kartoffeln für das Abendessen, während Molly an ein Kissen gelehnt in einer
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