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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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Leute so über sie reden?«
    Mrs Craven runzelte die Stirn. »Zu mir hat niemand so etwas gesagt. Wenn sie es getan hätten, dann hätt’ ich ihnen auch den Kopf gewaschen. Aber mein Alfie hat erzählt, dass es im Fiddlers rumgegangen ist.«
    Das Fiddlers Inn lag um die Ecke an der Lord Street. Papa war kein Trinker gewesen, aber die meisten ihrer männlichen Nachbarn verkehrten dort, auch Thomas Wiley.
    Es war Beth nicht in den Sinn gekommen, dass die Leute annehmen könnten, Molly wäre nicht das Kind ihres Vaters, und sie war entsetzt, als sie erfuhr, dass sie es taten. Aber sie würde nicht zugeben, dass die Gerüchte stimmten, nicht einmal der freundlichen Mrs Craven gegenüber.
    »Warum sind die Leute so grausam?«, fragte sie verwirrt.
    »Manchmal ist es Eifersucht. Deine Familie wirkte immer so perfekt, deine Mutter war eine schöne Frau, dein Vater hatte ein florierendes Geschäft und zwei Kinder, auf die er stolz sein konnte. Es war allen ein Rätsel, warum er sich das Leben genommen hat, deshalb suchten sie nach einer Erklärung.«
    »Was wird jetzt aus uns?«, fragte Beth traurig. »Wir brauchen einen Untermieter, um über die Runden zu kommen. Sam wird sehr wütend auf mich sein.«
    »Das glaube ich nicht, Beth.« Mrs Craven legte eine Hand über Beths. »Du hast heute sehr viel Mut bewiesen, das wird er bewundern. Und jetzt helfe ich dir, die Sachen der Wileys zusammenzupacken. Mein Alfie wird die Ohren offen halten und dir helfen, falls sie zurückkommen und Ärger machen.«

6
    »Ich wünschte, wir könnten nach Amerika auswandern«, sagte Sam niedergeschlagen beim Abendbrot. »Dieses Haus ist voller schlimmer Erinnerungen. Ich hasse es inzwischen.«
    Es war der Tag, nachdem Beth Jane Wiley hinausgeworfen hatte. Sam war deswegen nicht wütend gewesen, nur bedrückt. Er hatte betont, dass es Hunderte von Leuten gebe, die eine Unterkunft suchten, aber dass man unmöglich feststellen könne, wer einen bestehlen oder einem das Leben zur Hölle machen würde.
    Beth nahm die ganze Sache sehr mit. Als sie in das Zimmer der Wileys gegangen war, hatte sie festgestellt, dass der Nachttopf seit Tagen nicht mehr geleert worden war und dass vertrocknete Brotkrusten und schmutzige Unterwäsche überall auf dem Boden herumlagen. Selbst auf den Laken auf dem Bett waren Blutflecken, und über die Kommode verlief ein tiefer Kratzer, der aussah, als wäre er mit einem Messer gemacht worden.
    Sam war nach unten gegangen, als Thomas kam, um die Sachen zu holen, und Mr Craven hatte, für den Fall, dass es Ärger gab, ebenfalls auf der Gasse gestanden. Aber Thomas schien eher resigniert als wütend. Er holte die Taschen und ging wieder.
    »Aber wir würden Geld brauchen, um auszuwandern«, sagte Beth sehnsüchtig.
    »Mit Molly könnten wir sowieso nicht gehen«, erwiderte Sam.
    Beth spürte einen Stich im Herzen, denn sie wusste, dass er eigentlich damit meinte, dass er Molly nicht mitnehmen wollte. Er hatte sich ihr noch immer nicht geöffnet, wie sie gehofft hatte; er hob sie nie hoch oder spielte mit ihr. Selbst wenn Molly lachte, ließ ihn das nicht lächeln.
    »Wenn sie nicht wäre, könnten wir alles verkaufen und hätten genug für die Überfahrt«, sagte er verbittert. »Aber so muss ich morgen die beiden silbernen Bilderrahmen verkaufen, damit wir über die Runden kommen.«
    Beth ging kurz danach ins Schlafzimmer und öffnete die Rahmen hinten, um die Fotos herauszunehmen. Das eine zeigte Sam und sie, als sie ungefähr neun und zehn waren. Das Bild war in einem Studio am Ende der Church Street gemacht worden. Sie trug ein weißes Kleid und einen kleinen Strohhut, und ihr Haar kringelte sich darunter. Sam stand neben ihrem Stuhl in einem dunklen Jackett und knielangen Knickerbockers und sah sehr ernst aus. Ihre Mutter hatte das Bild geliebt, und Papa hatte den Rahmen extra dafür gekauft.
    Das andere Bild war das, welches sie für Molly aufheben sollte. Ihre Eltern lächelten beide, und Beth erinnerte sich, dass sie Sekunden nachdem das Bild gemacht worden war, alle in schallendes Gelächter ausgebrochen waren, weil der Fotograf einen hatte fahren lassen, als er sich unter das dunkle Tuch bückte.
    Wenn sie nur so glücklich hätten bleiben können wie an jenem Tag! Mama hatte so hübsch ausgesehen in ihrem besten Kleid, und Papa wirkte mit seinem gestreiften Blazer und dem Strohhut sehr distinguiert. Es war sehr heiß gewesen, und sie hatten alle ihre Schuhe und Strümpfe ausgezogen und zusammen im Meer

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