Echo gluecklicher Tage - Roman
Anspannung spüren, unter der sie schon den ganzen Tag gestanden hatte, während sie versuchte, sich ihre Gefühle nicht anmerken zu lassen.
Die Haustür schloss sich. Beth hörte, wie Mrs Langworthy Mrs Bruce und Kathleen bat, die letzten Gläser und das Essen aus dem Esszimmer abzuräumen, dann kam sie ein paar Minuten später runter in die untere Etage.
Sie sah blass und fahl aus in ihrem schwarzen Kleid, aber sie lächelte Beth und die Köchin an. »Ich möchte Ihnen nur dafür danken, dass Sie heute so viel getan haben«, sagte sie.
Die Köchin, die gerade den übrig gebliebenen Kuchen wegräumte, blickte auf. »Das haben wir gerne gemacht«, sagte sie. »Aber Sie sehen sehr müde aus, Mam. Kann ich Ihnen etwas bringen?«
Die Herrin seufzte und legte die Hand auf ihre Stirn, als würde sie schmerzen. »Nein, danke, Mrs Cray, Sie haben für heute wirklich genug getan, Sie können nach Hause gehen. Wenn wir später noch etwas essen wollen, dann richten wir uns selbst etwas.« Sie wandte sich zu Molly um, die auf einer Decke in der Ecke saß und mit zwei Holzlöffeln spielte.
»Du warst heute ein so liebes Mädchen«, sagte sie, beugte sich zu ihr herunter und hob sie auf. »Ich habe keinen Pieps von dir gehört.«
»Sie ist ein kleiner Engel«, sagte die Köchin liebevoll. »Ich glaube, sie wusste, dass wir heute zu viel zu tun hatten, um mit ihr zu spielen.«
Mit Molly auf dem Arm ließ Mrs Langworthy sich auf einen Stuhl fallen und umarmte sie. Sie schwieg, drückte das Gesicht an das Haar des Babys.
Beth wurde plötzlich klar, dass ihre Herrin weinte, und trat alarmiert einen Schritt näher. »Was ist mit Ihnen, Mam?«, fragte sie.
»Durch den Verlust meines Schwiegervaters ist mir klar geworden, wie leer mein Leben ist«, sagte Mrs Langworthy, hob ein wenig den Kopf und versuchte, sich die Tränen wegzuwischen.
»Es ist ganz normal, dass Sie sich ein bisschen verloren fühlen«, tröstete Beth sie. »Aber jetzt können Sie all die Dinge tun, für die Sie vorher keine Zeit hatten. Soll ich Ihnen eine schöne Tasse Tee machen?«
»Das hier ist es, was ich will«, sagte Mrs Langworthy und drückte Molly an ihre Brust. »Ein Baby, das ich lieben kann. Ohne ein Kind hat eine Frau nichts.«
Mrs Cray sah Beth warnend an und machte mit der Hand eine leichte Trinkbewegung, als wollte sie damit sagen, dass die Herrin einen Sherry zu viel getrunken hatte.
Beth legte ihre Hand tröstend auf die Schulter der älteren Frau. »Wir können sie uns alle teilen«, sagte sie.
»Ich will sie nicht teilen, ich will sie ganz für mich allein«, erwiderte Mrs Langworthy und blickte mit einem flehenden Gesichtsausdruck zu Beth auf.
In diesem Moment kam Mrs Bruce mit ein paar benutzten Gläsern auf einem Tablett die Treppe herunter. »Das hier sind die letzten«, rief sie fröhlich und war sich nicht bewusst, dass sie gerade in etwas hineingeplatzt war.
»Sie haben auf jeden Fall gut gegessen und getrunken«, sagte die Köchin laut und wollte damit offensichtlich die angespannte Atmosphäre auflockern. »Wird es nicht Zeit, Molly nach Hause zu bringen, Beth?«
Mrs Langworthy stand abrupt auf und gab Molly an Beth zurück. »Ich gehe besser wieder zu meinem Mann«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Er ist sehr niedergeschlagen. Ich bin sicher, morgen ist alles wieder in Ordnung.«
Die Herrin stand am nächsten Tag nicht auf. Kathleen brachte ihr wie üblich ihren Morgentee und berichtete in der Küche, dass es ihr nicht gut gehe.
»Zu viel Sherry«, meinte die Köchin und zwinkerte Beth zu, aber sie sprach leise, damit Mrs Bruce es nicht hörte.
Mr Edward war auch etwas verstimmt. Er fuhr Kathleen an, weil sein Frühstückstoast kalt war, dann ging er in sein Arbeitszimmer und blieb dort, anstatt ins Büro zu fahren.
»Es würde sich nicht schicken, wenn er heute arbeitet«, erklärte Mrs Bruce, als wollte sie sein Verhalten rechtfertigen. »Er muss die Angelegenheiten seines Vaters regeln, und er hat ein Dutzend Briefe zu schreiben. Aber ich muss sagen, dass es ihm mehr zusetzt, als ich erwartet hätte.«
Beth verstand, warum Mrs Bruce etwas perplex war, denn Mr Edward war sogar an dem Tag ins Büro gegangen, an dem sein Vater gestorben war, und gestern bei der Beerdigung hatte er sehr gefasst gewirkt. Es war verständlich, dass Mrs Langworthy im Bett geblieben war – sie hatte schließlich eine Woche lang alles organisieren müssen. Aber wenn sie Mr Edwards ungewöhnliches Verhalten heute Morgen und den
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