Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
Vom Netzwerk:
ihre Entscheidung traf.
    In dieser Nacht konnte Sam nicht schlafen, denn er wusste, dass Beth im Zimmer nebenan wach lag und sich Sorgen machte. Sie hatten das Thema wieder und wieder durchgekaut, und er spürte, dass Beth im Herzen wusste, dass es für Molly das Beste wäre, wenn sie bei den Langworthys bliebe. Die Ereignisse und Kämpfe des letzten Jahres hatten sie beide gelehrt, wie unsicher das Leben war. Sie mussten sich nicht weit vom Falkner Square entfernen, um zu sehen, wie leicht sie wieder in den Abgrund der Armut fallen konnten.
    Doch Sam war auch bewusst, dass Beth nicht wirklich rational denken konnte, weil sie Molly so sehr liebte. Sie war nicht in der Lage, es so zu sehen wie er, weil sie nicht selbstsüchtig war und sich nicht so sehr nach Freiheit und Abenteuer sehnte. Sie glaubte nicht einmal daran, dass Molly vielleicht zu ihnen nach Amerika kommen würde, wenn sie erwachsen war.
    Und trotz allem, was er heute Abend und in der Vergangenheit gesagt hatte, war Sam in das Zimmer nebenan gegangen, bevor er sich hinlegte, und sein Herz war angeschwollen vor Liebe zu der schlafenden Molly. Er konnte sich keinen Tag vorstellen, an dem er diese großen braunen Augen nicht sah, nicht ihr fröhliches Lachen hörte und sie durch den Raum schwanken sah. Er hatte sich alle Mühe gegeben, sein Herz vor ihr zu verschließen, aber er hatte versagt, und nicht nur Beth würde der Abschied sehr schwerfallen.
    Beth weckte ihn am folgenden Morgen so wie immer. Ihre Augen waren gerötet, und sie sah sehr blass aus. Sie gab ihm eine Tasse Tee und setzte sich ans Bettende.
    »Kommst du heute Nachmittag nach Hause?«, fragte sie.
    Es war Samstag, und Sams Arbeit bei der Reederei endete mittags. Normalerweise besuchte er nachmittags Freunde und ging dann am frühen Abend direkt ins Adelphi.
    »Wenn du das willst«, erwiderte er.
    »Das will ich. Ich will, dass du zum Haus rüberkommst und mit Mr Langworthy über Molly sprichst«, sagte sie mit bebender Stimme. »Wenn er das genauso sehr will wie seine Frau, dann glaube ich, dass es das Beste wäre, wenn wir zustimmen.«
    Ein Kloß saß in Sams Hals, denn er wusste, wie viel Schmerzen ihr diese Entscheidung bereitete. Er konnte sich nicht dazu bringen, irgendwelche Plattitüden zu sagen. »Ich komme sofort nach Hause«, sagte er. »Du bist so tapfer, Beth.«
    »Ich bin nicht tapfer. Tapfer wäre es, sie mit nach Amerika zu nehmen oder dieses Haus erhobenen Hauptes zu verlassen. Aber ich musste daran denken, wie Papa das wohl gesehen hätte. Ich glaube, er hätte gesagt, dass wir Molly das geben sollten, was am besten für sie ist.«
    Sam fand im Stillen, dass ihr Vater gar nichts dazu zu sagen gehabt hätte, da er selbst ja nicht an seine Kinder gedacht hatte, als er sich das Leben nahm, aber das behielt er für sich. »Ja, ich denke, das hätte er.« Er nickte. »Aber bevor wir zustimmen, müssen sie uns versprechen, Molly von uns zu erzählen und sie dazu anzuhalten, uns zu schreiben, wenn sie alt genug ist.«
    Neue Tränen schossen in Beths Augen. »Ich glaube, wir sollten auch darauf bestehen, dass das alles schnell passiert. Ich könnte es nicht ertragen, wochenlang zu warten, während das über uns hängt.«
    »Ich habe genug für die Überfahrt zusammen«, erwiderte Sam. »Gerade so.«
    »Wir kommen schon zurecht«, erklärte Beth entschlossen.
    Beth hielt an der unwirklichen Hoffnung fest, Mr Edward würde ihnen bei dem Gespräch mitteilen, dass seine Frau nicht ganz bei sich war, weil es ihr so schlechtging. Aber um drei Uhr, dem Zeitpunkt, zu dem sie Mrs Bruce gebeten hatte, für Sam und sie einen Gesprächstermin mit ihm zu arrangieren, öffnete er die Tür zum Salon, als sie die Treppe heraufkamen, und seine Augen strahlten freundlich.
    Er besaß nicht die Wärme seiner Frau; er war steif und kühl zu jedem. Beth wusste, dass das vor allem an seiner Erziehung und seiner geschäftlichen Verantwortung lag, aber sie hatte ihn entspannt erlebt, wenn er mit Molly sprach.
    »Ihr möchtet über das Angebot reden, das meine Frau euch gemacht hat?«, fragte er.
    »Ja, Sir«, erwiderte Beth, und ihre Knie wurden ganz weich.
    »Kommt herein und setzt euch.«
    Das Feuer im Kamin brannte, und die Lampen waren angezündet, weil es ein so grauer Tag war. Mrs Langworthy war ebenfalls anwesend, aber sie sah viel besser aus als am vorangegangenen Tag. Sie saß am Kamin, und Mr Edward führte Sam und Beth zu der Couch, die davor stand. Er blieb stehen und stützte den Ellbogen

Weitere Kostenlose Bücher