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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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ihr zu lassen. Das Zimmer war vor einer Woche fertig geworden, und es war einer Prinzessin würdig, mit einer Tapete mit rosafarbenen Rosen, einer richtigen Wiege und einem neuen apfelgrünen Teppich mit Fransen. Mrs Langworthy hatte vorgeschlagen, dass Molly in dem Zimmer schlafen solle, sobald es fertig sei, weil sie glaubte, dass es den Schock nach Beths Weggang mildern würde. Aber Molly war von ihrer neuen Umgebung überhaupt nicht eingeschüchtert und schlief von der ersten Nacht an durch.
    Seitdem hatte Mr Edward viele Spielsachen gekauft, darunter Bauklötze, einen Hund mit Fell auf Rädern zum Herumziehen und ein Schaukelpferd. Beth wusste, sie hätte froh darüber sein sollen, dass er seine Freude darüber, der Vormund ihrer Schwester zu werden, so offen zeigte, doch irgendwie fühlte sie sich mit jeder neuen Anschaffung noch deprimierter und unzulänglicher.
    An diesem Morgen hatte Beth in dem Zimmer gesessen, und das blasse erste Licht des Tages hatte gerade ausgereicht, um ihre Schwester zu sehen. Sie hatte sie schweigend angebetet, hatte die langen Wimpern auf ihren runden, rosigen Wangen, ihre dunklen Locken und die Art, wie ihr Zeigefinger sich um ihre Nase wickelte, während sie am Daumen lutschte, in sich eingesogen. Ihr Kopf sagte ihr, dass sie das Richtige für Molly tat, dass ihre Zukunft bei Onkel Edward und Tante Ruth unendlich viel besser sein würde, aber sie fühlte sich immer noch wie eine verurteilte Frau, die auf ihr Ende wartete.
    Noch schlimmer war der endgültige Abschied. Mrs Langworthy hielt Molly an der Haustür auf dem Arm, während sie mit Mr Edward, Mrs Bruce und Kathleen in die Kutsche stiegen. Und während die Kutsche die Straße hinunterrumpelte, musste Beth sich innerlich stählen, um nicht herauszuspringen und sich Molly zurückzuholen.
    Unten am Kai weinte eine Frau lauthals. Sie war alt, vielleicht eine Großmutter, zu alt, um ihre Familie zu begleiten. Sie streckte die Arme aus, und Tränen strömten über ihr runzliges Gesicht, als würde sie ihre Angehörigen anflehen, sie nicht zu verlassen, und Beth musste das Gesicht abwenden, weil der Anblick so tragisch war, dass sie ihn nicht ertragen konnte.
    Die Gangways waren verstaut, Matrosen machten die Leinen los und zogen sie ein, und plötzlich wurde der Abstand zwischen dem Schiff und dem Land größer. Die Kapelle stimmte ein fröhliches Seefahrerlied an, es wurden noch einmal bunte Bänder geworfen, und in einem letzten Versuch, Mr Edward zu zeigen, dass sie glücklich über ihre Abreise war, nahm Beth ihren neuen Strohhut ab und winkte damit, obwohl ihr Tränen über die Wangen liefen.
    »Du wirst dich bald besser fühlen«, sagte Sam und legte ihr den Arm um die Taille. »Molly wird bei den Langworthys glücklich sein. Du hast immer noch mich und so viele Abenteuer, die auf dich warten. Es wird Zeit, dass du ein bisschen Spaß hast.«
    Beths einzige Antwort war, dass sie ihren Kopf an seine Schulter lehnte. Es half ihr zu wissen, dass er sich von ihrer vorgetäuschten Freude nicht hatte täuschen lassen und ihren Schmerz verstand. Aber es war so lange her, seit sie Spaß gehabt hatte, dass sie nicht sicher war, ob sie ihn erkennen würde, wenn er ihr begegnete.
    Erst an diesem Morgen hatte Mrs Bruce gesagt, sie sei der Überzeugung, dass wahres Glück nur diejenigen fänden, die aktiv versuchten, es anderen durch Freundlichkeit und Rücksichtnahme zu bringen. Sie sagte, Beth solle jeden auf dem Schiff als potenziellen Freund sehen, nicht als Fremden, und sich daran erinnern, dass alle anderen sich genauso davor fürchteten, was sie in Amerika erwartete, wie Sam und sie.
    Das Schiff gewann an Fahrt, die Gesichter der Menschen am Kai verwischten zu einer blassen Masse. Jetzt gab es kein Zurück mehr, deshalb musste sie tapfer sein und daran denken, wie viel Glück sie hatten, dass sie die Chance bekamen, die traurige Vergangenheit hinter sich zu lassen und sich eine neue Zukunft aufzubauen. Wie Sam so richtig gesagt hatte, warteten noch viele Abenteuer auf sie.
    »Lass uns unter Deck gehen und die Leute kennenlernen, mit denen wir unterwegs sein werden«, schlug sie fröhlicher vor, als sie war. »Und dass du mir ja nicht mit einer anderen Sally abhaust und mich alleine lässt!«
    Sam schmunzelte und umarmte sie. »Das ist schon besser, Schwesterherz«, sagte er. »Und mach dir keine Sorgen, ich werde dich nicht verlassen. Es gibt zu viele Männer hier, die dir vielsagende Blicke zuwerfen. Ich werde dich nicht aus den

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