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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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ginge. Es war aus leicht glänzendem Stoff mit grünen und weißen Streifen und hatte einen etwas tieferen Ausschnitt, Keulenärmel und einen schmal fallenden Rüschenrock. Beth hatte auf eine Gelegenheit gewartet, es tragen zu können, denn es war sehr hübsch, obwohl ihr nicht wirklich wohl bei dem Gedanken war, es in einer Bar voller Männer zu tragen. Aber sie würde oben ein bisschen Spitzenstoff einnähen, sodass von ihrem Dekolleté nichts zu sehen sein würde.
    Um halb sieben war sie fertig. Sie hatte ihr Mieder extra eng gezogen, das Haar fiel ihr, mit grünen Bändern geschmückt, offen über die Schultern, und ihre Schuhe waren poliert. Sie hatte ihr Kleid nicht selbst hinten schließen können, deshalb musste sie die Frau im Zimmer unter ihnen bitten, es für sie zu tun. Aber am Ende war sie zufrieden mit dem Ergebnis: Sie sah nicht aus wie ein leichtes Mädchen, aber auch nicht wie eine Lehrerin. Die Mischung aus Nervosität und Aufregung ließ ihre Haut rosig strahlen, und ihr Haar glänzte.
    Sie nahm ihren Geigenkasten, schloss das Zimmer ab und machte sich auf den Weg.
    Pat Heaney lehnte an der Tür, die in ein Zimmer führte, in dem er private Glücksspiele abhielt, und beobachtete den Auftritt des Mädchens. Ein Lächeln spielte um seine Lippen.
    Er hatte nicht viel erwartet. Ihre sanfte englische Stimme, ihre reine Haut und die Unschuld in ihren Augen hatten ihn glauben lassen, dass sie spielen würde wie eine dieser steifen Jungfern in den feinen Salons. Wie sehr er sich getäuscht hatte!
    Die erste Überraschung, als sie pünktlich erschien, war ihr Anblick mit offenem Haar gewesen. Sie war ein echter Hingucker mit den glänzenden schwarzen Locken, die ihr über die Schultern fielen, und wirkte gar nicht mehr so prüde wie am Morgen mit ihrem kleinen Gouvernanten-Hut und dem darunter versteckten Haar. Er mochte auch ihr Kleid mit seinem klassischen Schnitt, obwohl er gerne die Spitze über ihrem Dekolleté abgerissen und nachgesehen hätte, was sich darunter verbarg.
    Sie hatte so ängstlich gewirkt, als sie ankam, dass er schon befürchtet hatte, sie würde wieder weglaufen. Und ihr Bruder, der sich ständig nach ihr umsah, während sie darauf wartete anzufangen, half auch nicht. War er wirklich ihr Bruder? Sie ähnelten sich gar nicht, abgesehen von ihrem englischen Akzent.
    Aber dann hatte er sie angekündigt, und anstatt zusammenzubrechen, wie er erwartet hatte, war sie auf die Bühne gesprungen. Dort verharrte sie mit erhobenem Bogen in der Hand so lange, bis jeder Mann im Raum sich umdrehte und sie ansah. Und dann sauste der Bogen herunter, und sie legte los, mit so süßen und schnellen Melodien, dass er seinen Ohren kaum traute.
    Vielleicht hatte er bessere Geigenspieler gehört, aber die waren alle nicht so hübsch gewesen. Die junge Frau spielte nicht nur mit den Armen und Händen, sondern mit ihrem ganzen Körper, wogte mit der Musik, viel besser als diese Tänzerinnen, die er in den Burleske-Shows gesehen hatte.
    Sie spielte gerade ihr drittes Lied, und alle Augen waren auf sie gerichtet. Die Unterhaltungen waren vergessen, das Bier gelangte nicht mehr in den offenen Mund, die Köpfe nickten, alle Männer waren ohne Ausnahme in Trance.
    Sie tanzte beinahe, während sie spielte, beugte sich vor, wiegte sich, und die Bewegungen ihrer Hüften schickten Nachrichten direkt an seinen Schwanz. Er mochte es, wie sie ihr Haar zurückwarf, mochte die kleinen Strähnen, die an ihren verschwitzten Wangen klebten. Er war sicher, dass jeder Mann gerne zu ihr auf die Bühne gesprungen wäre und sie zurückgestrichen hätte.
    Pat war es nicht gewohnt, etwas so sehr zu mögen. Beim Pokern ein gutes Blatt auf der Hand zu haben, in ein saftiges Steak zu beißen oder den ersten Whiskey des Tages zu trinken – das waren die einzigen Dinge, die er sonst mochte. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt Musik gehört hatte, wirklich gehört; er nahm an, dass es damals gewesen sein musste, als er ungefähr so alt gewesen war wie sie jetzt.
    Achtzehn. Damals hatte er Feuer im Bauch gehabt, hatte sich beweisen wollen und war bis in jede Pore voller Energie gewesen. Wenn er nicht gerade mit irgendeiner Prügelei beschäftigt gewesen war, hatte er gebumst; er war nie sicher gewesen, was ihm besser gefiel. Und beides gab es reichlich in Five Points.
    Er konnte immer noch eine Frau bekommen, wenn er eine wollte, und er hatte auch genug Gelegenheiten, sich zu prügeln. Aber er war langsam zu alt für Kämpfe,

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