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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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meine, du bist so nett.«
    »Huren können genauso nett sein wie jeder andere«, erwiderte Amy mit leicht säuerlichem Tonfall. »Wir stellen auch nicht zur Schau, was wir tun, indem wir halbnackt und mit angemaltem Gesicht herumlaufen.«
    »So meinte ich das nicht«, erklärte Beth hastig. »Ich meinte, dass ich dachte, du arbeitest in einem Laden oder einem Restaurant.«
    Amy rollte die Augen zum Himmel. »Schätzchen, ich dachte, im Heaney’s zu arbeiten hätte dir die Augen geöffnet! Nur wenige Frauen wollen Huren werden, aber wenn man Hunger hat und kein Dach über dem Kopf, dann ist es nicht so schlecht, ein paar Dollar dafür zu kriegen, einem Mann ein bisschen Zuneigung zu schenken. Warum sollte ich als Zimmermädchen oder in einem Laden für fünf oder sechs Dollar die Woche arbeiten, wenn ich so viel schon von einem Freier bekomme?«
    Beth war sprachlos. Jetzt ergab es natürlich einen Sinn, warum Amy so viel über Männer wusste, und auch, warum sie tagsüber so oft zu Hause war. Sie suchte nach den richtigen Worten, die nicht herablassend oder kritisch klangen, als Sam nach Hause kam und Amy sofort aufsprang und erklärte, dass sie gehen müsse.
    Weil sie nicht wollte, dass Amy glaubte, sie wäre zu fein, um mit einer solchen Enthüllung umzugehen, begleitete Beth sie zur Tür. »Es tut mir leid«, sagte sie. »Ich war nur so überrascht.«
    Amy legte ihre Hand auf Beths Schulter. »Ich schätze, du bist einfach noch zu unerfahren. Weißt du, ich dachte, du wüsstest es, und ich war so froh, dass du mich trotzdem mochtest, aber ich schätze, das ist jetzt das Ende unserer Freundschaft?«
    »Auf keinen Fall«, sagte Beth und meinte es so. »Ich mag dich sogar noch mehr, weil du ehrlich zu mir warst. Ich komme mir nur ein bisschen dumm vor, weil ich es nicht gemerkt habe. Aber du hast mir eine Menge zum Nachdenken gegeben.«
    »Hör auf nachzudenken, und hab ein bisschen Spaß«, sagte Amy mit einem breiten Grinsen. »Dein Bruder weiß, wie das geht.«
    Sie war weg, bevor Beth sie fragen konnte, was genau sie damit gemeint hatte.
    Ein bisschen später kochte Beth Tee und machte ein Sandwich für Sam, bevor er zur Arbeit musste, als sie ein komisches Rascheln aus ihrem Zimmer hörte. Sie hatte ihn nicht gefragt, wo er die ganze Nacht über gewesen war, weil er sich gewaschen und rasiert hatte, und außerdem war sie in Gedanken immer noch mit dem beschäftigt, was Amy ihr erzählt hatte.
    Aber da ihre Zimmertür halb offen stand, steckte sie den Kopf hindurch, um zu sehen, was das für ein Geräusch war. Zu ihrer Überraschung saß er an dem kleinen Tisch am Fenster und spielte mit einem Stapel Karten. Während sie zusah, mischte er sie, tat dann etwas mit ihnen, das wie ein kunstvoller Trick aussah, und legte sie dann in einer Reihe auf den Tisch, wobei jede die andere halb überlappte.
    »Was machst du da?«, fragte sie.
    »Ich übe nur«, erwiderte er, ohne den Kopf zu wenden, und hob die Reihe an, sodass sich alle Karten gleichzeitig umdrehten.
    »Ist das ein Trick?«
    »Nein. Nur das, was die Kartengeber machen. Ich bin noch nicht schnell und geschickt genug. Aber ich kann es schon fast.«
    »Warum willst du das lernen?«, fragte sie und trat ins Zimmer.
    Er legte die Karten weg und sah sie an. »Weil ich Kartengeber werden will. Ich will alles über Kartenspiele, Poker, Roulette, Faro und den ganzen Rest lernen.«
    Beth hatte das Gefühl, als würde ihre Welt plötzlich Kopf stehen. Zuerst fand sie heraus, dass ihre einzige Freundin eine Hure war, und jetzt erklärte Sam ihr, dass er ein Spieler werden wollte.
    Sie konnte akzeptieren, dass Theo spielte – als Gentleman gehörte das zu seinem Lebensstil. Aber Sam war dazu erzogen worden, das Böse darin zu erkennen. Ihr Vater hatte nicht mal einen Schilling auf ein Pferd gewettet, denn er sagte immer, dass man dadurch schnell auf die schiefe Bahn geriet.
    »Ich möchte in Spielsalons arbeiten, nicht mein Geld dort verlieren«, erklärte er und sah sie scharf an, als wollte er sie davor warnen, das zu missbilligen. »Da kann man gutes Geld verdienen; die Bank verliert nie.«
    »Hat Heaney etwas damit zu tun?«, wollte sie wissen.
    »Nicht mehr, als dass ich gesehen habe, was er mit den Glücksspielen in seinem Laden verdient«, gab Sam zurück. »Deshalb muss ich länger arbeiten – ich serviere den Spielern die Getränke. Ich habe sie genau beobachtet.«
    Beth ließ sich auf sein Bett sinken. Sie spürte Panik in sich aufsteigen, denn plötzlich

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