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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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Doch sie hielt seinem Blick stand, obwohl sie Angst hatte.
    Er stieß eine lange Reihe von Schimpfworten aus, aber Beth griff nach ihrem Mantel und zog ihn an. »Sie haben eine Minute, daraus fünfzehn Dollar zu machen«, erklärte sie und blickte auf das Geld, das er noch immer in der Hand hielt. »Oder ich gehe und komme nicht wieder.«
    »Ich werde deinen Bruder entlassen, wenn du das tust«, sagte er, und seine Augen wurden schmal wie die einer Schlange.
    »Dann sind Sie viel dümmer, als ich dachte«, entgegnete sie scharf. »Einen so ehrlichen Barkeeper wie ihn können Sie lange suchen.«
    Er hob die Faust, aber Beth war jetzt so wütend, dass sie sie wegschlug. »Wenn Sie mich schlagen, dann gehe ich und spiele im Saloon direkt nebenan, nur um Sie zu ärgern«, zischte sie ihn an. »Und Sam arbeitet dann auch nicht mehr für Sie. Es ist Ihre Entscheidung. Geben Sie mir fünfzehn Dollar, oder gehen Sie mir aus dem Weg.«
    Sie wusste, dass sie gewonnen hatte, als er in seine Tasche griff, ein Bündel mit Geldscheinen herausholte und einige für sie abzählte. Irgendwie war sie darüber enttäuscht, denn er hatte ihr gerade bewiesen, wie wertvoll sie für ihn war, und jetzt konnte sie nicht gehen und für jemanden arbeiten, den sie mochte und dem sie vertraute.
    »Ich werde von jetzt an das Geld im Hut selbst zählen«, warnte sie ihn. »Ich gebe Ihnen die Hälfte davon, weil wir uns darauf geeinigt hatten, aber wenn Sie noch mal versuchen, mich zu betrügen, dann bin ich weg.«
    Sie rauschte an ihm vorbei in den Saloon und ging zu Sam. »Sei vorsichtig, was du heute Abend zu ihm sagst«, flüsterte sie. »Ich habe mich gerade mit ihm gestritten.«
    Sam sah besorgt aus und blickte sich zum Hinterzimmer um. »Er will, dass ich heute länger bleibe, um beim Kartenspielen zu bedienen. Wird er dir eine Droschke rufen?«
    »Ich bringe sie nach Hause«, sagte eine vertraute Stimme direkt hinter ihr. »Natürlich nur, wenn Beth damit einverstanden ist!«
    Beth wirbelte herum. »Theo!«, rief sie und konnte ihre Freude nicht verbergen.
    Als die Droschke zur Houston Street fuhr, erzählte Beth in kurzen Worten von ihrem Streit mit Heaney.
    »Natürlich war es gut, dass du hart geblieben bist«, sagte Theo. »Und sehr mutig. Aber Heaney ist ein nachtragender Mann, Beth, ich habe schon viele Geschichten über ihn gehört.«
    »Er wird Sam doch nichts tun, oder?«, fragte sie ängstlich.
    »Ich glaube nicht, er braucht ihn. Ich bezweifle auch, dass er es wagen wird, sich an dir zu vergreifen, es gibt zu viele Gäste, die ihn dafür aufknüpfen würden, wenn er das täte. Aber ihr müsst beide auf der Hut sein. Es wäre bestimmt gut, ihm ein bisschen Honig um den Bart zu schmieren, wenn du das nächste Mal dort bist.«
    »Das werde ich nicht tun«, erklärte sie entrüstet.
    »Meine Liebe«, seufzte Theo, »nimm einen Rat von mir an. Entwaffne deinen Feind immer mit Charme, das klappt viel besser als mit Fäusten, Waffen oder Messern.«
    Als die Droschke vor Beths Haus stehen blieb, nahm Theo ihre Hand. »Ich fahre jetzt wieder dorthin zurück, aber darf ich dich morgen irgendwohin ausführen?«
    Beth strahlte, und Theos Frage verdrängte ihre Auseinandersetzung mit Heaney fast völlig aus ihrem Kopf.
    »Sehr gerne«, erwiderte sie.
    »Dann hole ich dich gegen ein Uhr ab«, sagte er. »Und wie wäre es jetzt mit einem dieser süßen Küsse?«
    Es war wie immer stockdunkel im Treppenhaus. Das einzige Gaslicht befand sich an der Haustür, und das war schon lange ausgestellt. Beth hatte das Gefühl, verhext worden zu sein, während sie sich in den vierten Stock hinauftastete. Theos Kuss hatte sie in Flammen gesetzt, ihr Herz raste, und sie war außer Atem vom Treppensteigen. Sie stolperte mehrmals, weil sie eine Stufe nicht richtig traf, aber die Freude darüber, Theo schon am nächsten Tag wiederzusehen, vertrieb den Streit mit Heaney aus ihren Gedanken.
    Als sie in ihrem Zimmer war und die Petroleumlampe brannte, ließ sie sich, noch immer schwer atmend, auf das Bett fallen. Theo wollte sie, und das war alles, was zählte.
    »Du siehst sehr hübsch aus, Beth«, sagte Theo, als er am nächsten Tag aus der Droschke sprang und sie begrüßte. »Ich hoffe, du hast nicht lange hier draußen in der Kälte gewartet?«
    »Oh nein, ich bin gerade erst heruntergekommen«, log sie. Tatsächlich stand sie schon seit zwanzig Minuten auf der Treppe, weil sie zu viel Angst hatte, dass er vielleicht durch die immer offen stehende Haustür

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