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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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wissen, denn das hier war kein Ort für ein kleines Kind.
    Beth wandte sich vom Fenster ab und betrachtete den Raum mit objektivem Blick. Ihr wurde klar, dass die Dekorationen im Zimmer ihre tatsächliche Situation symbolisierten. Die blaue Tagesdecke, die als Vorhang zwischen ihrem und Sams Bett hing, war jetzt mit einem roten Samtband zurückgebunden, um es etwas eleganter zu machen; die Theaterposter versteckten die fleckigen Wände; die bunten Kleider, die sie im Heaney’s trug, waren ebenfalls dekorativ aufgehängt, und jede Woche kaufte sie einen Strauß Blumen, um das Zimmer gemütlicher zu machen.
    Aber damit hatte sie das Zimmer genauso geschönt wie ihre Beschreibungen in den Briefen, die sie nach Hause schickte. Die Dekorationen überdeckten nur die Trostlosigkeit dieses Raumes.
    Ihr wurde klar, dass Sam mit seiner sensiblen Art das vermutlich schon seit ihrem Einzug so empfand. Vielleicht war er deshalb so fest entschlossen, reich zu werden, damit sie niemandem mehr etwas vorspielen oder sich für irgendetwas schämen mussten.
    Beth wollte nicht viel mehr als das, was sie jetzt hatte, nur eine ruhigere Wohnung, ein eigenes Zimmer und ein richtiges Bad. Aber sie wollte eines Tages auch nach Hause fahren und Molly besuchen, und sie wollte ganz sicher nicht als arme Verwandte zurückkehren. Also sollte sie vielleicht anfangen, nach vorne zu schauen und Pläne zu schmieden, so wie Sam es tat.
    An diesem Abend spielte sie besser als jemals zuvor. Die Musik schien von ihrem ganzen Körper Besitz zu ergreifen, und sie tanzte auf der Bühne herum und versetzte das Publikum beinahe in Ekstase. Der Applaus war ohrenbetäubend, und die Leute verlangten immer mehr Zugaben, sodass Pat Heaney am Ende auf die Bühne gehen und ihren Auftritt beenden musste.
    »Ist unsere kleine Zigeunerin nicht großartig?«, schrie er in die Menge. »Sie spielt am Montagabend erneut für euch, also sorgt dafür, dass ihr das nicht verpasst.«
    Er kam zu ihr ins Hinterzimmer, um ihr das Geld zu bringen, als sie sich gerade mit einem Handtuch den Schweiß von Gesicht und Hals wischte. »Du warst toll heute Abend«, sagte er mit sehr viel mehr Wärme in der Stimme als sonst. »Du bist zu einer echten Attraktion geworden, seit du hier bist.«
    Er hielt ihr das Geld hin, und sie sah, dass es ungefähr sieben Dollar waren. Aber sie hatte Dutzende von Dollarscheinen in den Hut fallen sehen.
    »Ich glaube, dann wird es Zeit, dass Sie mich besser bezahlen«, sagte sie aus einem Impuls heraus. »Oder mir zumindest den Hut geben, damit ich das Geld selbst zählen kann.«
    Sein Lächeln verschwand, und Beth spürte einen ängstlichen Stich.
    »Du undankbare kleine Schlampe!«, rief er. »Willst du damit sagen, dass ich dich betrüge? Ich habe dir Arbeit gegeben, als niemand dich wollte.«
    Beth wusste, dass dies ein entscheidender Moment war. Sie konnte entweder nachgeben oder sich wehren. Sie hatte große Angst; seine kalten Augen und diese furchtbare Narbe sagten ihr, dass er zu gefährlich war, um sich mit ihm anzulegen. Aber sie hatte sich heute Abend die Seele aus dem Leib gespielt, und etwas tief in ihrem Innern sagte ihr, dass sie sich wehren musste, wenn sie nicht für immer unter seiner Knute stehen wollte.
    »Sie waren der Erste, an den ich mich gewandt habe«, widersprach sie ihm. »Es gab vom ersten Abend an viele andere, die mich gerne engagiert hätten. Und ich weiß genau, dass Sie mich schon die ganze Zeit betrügen. Sie geben mir nie die Hälfte von dem, was im Hut ist.«
    »Ich habe dir einen Gefallen getan«, schrie er sie an.
    »Nein, haben Sie nicht, Sie haben sich selbst einen Gefallen getan«, entgegnete sie und streckte das Kinn vor. »Es kommen mehr Leute, wenn ich spiele, und sie bleiben und betrinken sich. Es kostet Sie keinen Cent, mich hier zu haben, und die Gäste legen das Geld für mich in den Hut, weil ihnen die Musik gefällt. Also betrügen Sie sie auch, indem Sie es behalten.«
    »Weißt du, was mit Leuten passiert, die sich mit mir anlegen?«, fragte er, und sein Gesicht war jetzt direkt vor ihrem, so nah, dass sie den Whiskey in seinem Atem riechen konnte.
    »Ich habe mich nicht mit Ihnen angelegt«, sagte sie. »Aber wenn Sie es als Provokation empfinden, dass ich hier weggehe und in einem anderen Saloon spiele, dann werde ich genau das tun, wenn ich nicht bekomme, was mir zusteht.«
    Sie konnte sehen, dass er sie gerne schlagen wollte, denn die Hand, mit der er das Geld umklammerte, ballte sich zur Faust.

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