Echo gluecklicher Tage - Roman
nickte zustimmend. »Ich wünschte, ich müsste nicht arbeiten und könnte bei dir bleiben, aber das traue ich mich nicht. Ich bin heute aber um ein Uhr fertig, also halte ich die Ohren offen und treffe dich um zwei im Heaney’s.«
Sam ging zurück nach Hause, aber mit jedem Schritt wuchs seine Angst um Beth. Er war so selbstzufrieden gewesen, hatte sich für gebildeter als die meisten gehalten, von den Frauen bewundert und von allen für einen Gentleman gehalten. Er hatte hinter der Bar im Heaney’s Hof gehalten, war nie in den amerikanischen Slang verfallen, weil er als Engländer herausstechen wollte.
Aber in Wahrheit war er ein Milchgesicht. Er war in seinem ganzen Leben noch nie in eine Prügelei verwickelt gewesen, fürchtete sich vor Gewalt, und wenn man ihn für ehrlich hielt, dann lag das daran, dass er Angst hatte, etwas anderes zu sein.
Sein berühmter Charme würde Beth nicht retten, und er hatte auch kein Geld, um das Lösegeld zu bezahlen. Was sollte er tun?
Beth saß zitternd auf ihrer Kiste, als ein schwaches Licht durch die Bretter der Kellerdecke drang. Aber obwohl ihr das sagte, dass es jetzt nach sieben am Samstagmorgen sein musste, gab es nirgendwo anders ein Licht. Irgendwo da oben war die Falltür, durch die sie hier runtergekommen war. Es musste auch eine Art Leiter geben, denn der Mann hatte sie daraufgeschubst, aber sie war gestolpert und auf den Boden heruntergerutscht. Er hatte die Leiter nach oben gezogen und die Tür dann zugeschlagen und verriegelt.
Sie wünschte, sie hätte sich erinnern können, wie das Zimmer oben aussah, aber sie hatte sich gewehrt und geweint, als er sie von der Gasse durch einen langen, schmalen Flur gedrängt hatte, deshalb hatte sie auch, als er ein Streichholz entzündete, nicht mehr gesehen als die Falltür, die er aufgerissen hatte.
Aber auch wenn sie nichts gesehen hatte, hätte sie doch sicher gespürt, ob das Zimmer bewohnt war? Kein Laut drang zu ihr herunter, und auch die ganze Nacht hatte sie nichts gehört, und wenn da oben jemand wohnen würde, dann hätte ihr Entführer sie doch inzwischen sicher geknebelt?
Also war es vielleicht ein Lagerraum. Möglicherweise befand sich im ganzen Gebäude überhaupt niemand?
Das war sehr unwahrscheinlich. Der Mulberry Bend und das umliegende Labyrinth aus Gassen galten als das größte Ballungszentrum der Stadt. Jeder, dem hier ein Haus gehörte, verwandelte es in eine Fünf-Cent-pro-Nacht-Absteige.
Sie wollte schreien, vor Angst, Kälte und Hunger, aber sie war fest entschlossen, es nicht zu tun. Fingers hatte sie entführt, weil er sie für wertvoll hielt. Es ergab keinen Sinn, dass er sie hier unten sterben ließ.
Das Licht, das durch die Spalten in der Decke drang, wurde etwas heller, was darauf hindeutete, dass sich in dem Raum über ihr Fenster befanden. Die meisten Fenster in dieser Gegend waren zerbrochen, und wenn sie genug Lärm machte, hörte sie vielleicht jemand. Sie musste nur etwas finden, womit sie Lärm machen konnte.
Sam war um neun Uhr wieder im Heaney’s, aber die Tür war abgeschlossen, und als er einen Blick durch das Fenster warf, sah er Pebbles, der die dreckigen Sägespäne auf dem Boden zusammenfegte.
Er machte den Mann auf sich aufmerksam, der ihm zögernd die Tür öffnete. »Mr Heaney hat mir gesagt, ich soll niemanden reinlassen.«
»Mich hat er damit nicht gemeint«, erklärte Sam, drängte sich hinein und schloss die Tür hinter sich. »Gibt es Neuigkeiten von Beth?«
»Weiß nich’«, erwiderte Pebbles, und sein Gesichtsausdruck verriet, dass es ihm egal war.
Pebbles war ein bisschen einfach, deshalb wusste Sam, dass es keinen Sinn hatte, ihn weiter zu befragen. Er ging nach hinten und legte sich auf das alte Sofa, um sich zu überlegen, was er tun konnte.
Das Nächste, was er wahrnahm, war Heaneys Stimme, die durch die Bar dröhnte. Sam sprang auf und rannte in den Saloon. Er bemerkte, dass es jetzt elf Uhr war und er zwei Stunden geschlafen haben musste.
»Du siehst übernächtigt aus«, bemerkte Heaney und ging hinter die Bar, um sich einen Whiskey einzugießen. »Ich habe nichts gehört, also geh nach Hause, und wasch dich. Alles läuft wie immer, bis ich etwas anderes sage.«
Sein barscher Tonfall machte Sam wütend. »Ihnen ist es vollkommen egal, was aus Beth wird, oder? Sie stört nur, dass Ihnen jemand eins ausgewischt hat. Was sind Sie nur für ein Mensch?«
»Ein Mensch, der unverschämten Jungspunden das Maul stopft«, erwiderte Heaney und stürzte
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