Echo gluecklicher Tage - Roman
Stunde so beschäftigt gewesen, dass er nicht auf die Zeit geachtet hatte. Aber bei Heaneys Worten blickte er auf die Uhr an der Wand hinter der Bar. »Ich weiß nicht, wo sie ist«, sagte er, und augenblicklich lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken, denn Beth kam nie zu spät. »Sie hat heute wie immer bei Ira gearbeitet. Pebbles war dort, um was zu kaufen; er sagt, er hat sie gesehen.«
Pebbles war der Laufbursche und wurde wegen seiner dicken Brille so genannt.
»Wenn sie mich heute Abend im Stich lässt, dann ist sie ihren Job los«, knurrte Heaney.
»Sie würde Sie nicht im Stich lassen«, verteidigte sie Sam. »Selbst wenn sie krank wäre, hätte sie Ihnen eine Nachricht geschickt.«
»Vielleicht ist irgendwas mit dieser alten Krähe Roebling«, sagte Heaney. »Ich schicke jemanden, der sich erkundigt.«
Er ging von der Bar weg, und Sam sah, wie er Pebbles anwies, zu Iras Laden zu laufen und nachzufragen.
Männer riefen Bestellungen, und während Sam das Bier ausschenkte und das Geld entgegennahm, erinnerte er sich an Jacks Warnung.
Er war überzeugt gewesen, dass Jack sich diese Sache mit Fingers Malone und Heaney nur ausgedacht hatte, um sich wieder bei ihm und Beth einzuschmeicheln. Sam hatte Beth nur deshalb abends nach Hause gebracht, um dem Mann keine Gelegenheit zu geben, sich wieder in ihr Leben zu drängen.
Doch jetzt schien Jacks Warnung nicht mehr so weit hergeholt, und Sam servierte die Getränke, ohne die Tür aus den Augen zu lassen. Als Pebbles zehn Minuten später zurückkehrte und zu Heaney ging, konnte Sam nicht länger warten.
Er kam hinter der Theke hervor und bahnte sich einen Weg durch die Gäste bis zu Heaney. »Irgendwelche Neuigkeiten?«, fragte er.
»Sie hat den Laden um fünf verlassen«, knurrte Heaney. »Sie wollte auf dem Weg nach Hause noch zum Markt. Du läufst jetzt besser zu eurer Wohnung und siehst nach, ob sie dort ist.«
Sam rannte den ganzen Weg, und seine Beine arbeiteten wie Kolben. Er stürmte die Treppe hinauf und in die Wohnung. Mrs Rossini war in der Küche und sah ihn überrascht an.
»War Beth zu Hause?«, fragte Sam.
Sie schüttelte den Kopf und sagte etwas auf Italienisch. Sam hatte das Gefühl, dass sie wissen wollte, warum er so besorgt aussah. Aber er hatte keine Zeit, die richtigen Worte zu finden, die sie verstehen würde, und ging in ihr Zimmer. Beths Geigenkasten stand auf dem Boden vor dem Fenster, genau dort, wo er gewesen war, als er am Mittag zur Arbeit gegangen war. Er blickte auf die Kleider, die sie beim Spielen trug und die alle drei noch immer an der Wand hingen.
Er wusste, es war möglich, dass Theo zurückgekommen war, sie vom Laden abgeholt und ausgeführt hatte. Unter normalen Umständen würde Beth nirgendwo hingehen, wenn sie im Saloon erwartet wurde, aber Sam wusste, dass das Herz über den Verstand siegte, wenn Liebe in der Luft lag, und sie trauerte Theo seit Wochen hinterher.
Doch selbst wenn sie mit ihm mitgegangen wäre, wusste Sam, dass sie vorher noch mal hergekommen wäre und ihm eine Nachricht hinterlassen hätte, zumindest, um ihn zu bitten, Heaney zu sagen, dass sie krank war.
Amy und Kate waren nicht da, und die irische Familie, mit der sie sich die Wohnung teilten, hatte Beth auch nicht gesehen.
Sam rannte zurück ins Heaney’s. Er hatte jetzt wirklich Angst. Beths Sicherheit war das Wichtigste für ihn, aber er freute sich nicht darauf, Heaney sagen zu müssen, dass er Gerüchte über Fingers gehört und ihm nichts davon erzählt hatte.
Im Hinterzimmer des Saloons erzählte Sam Heaney, dass er befürchte, Fingers könnte Beth entführt haben, und den Grund dafür, und wie erwartet wurde sein Boss furchtbar wütend.
»Du hast gehört, dass Fingers mir den Krieg erklären will, und hast es mir nicht gesagt?«, schrie er.
Sam entschuldigte sich und erklärte, dass er es nicht geglaubt hatte. »Man hat mir gesagt, ich solle gut auf Beth aufpassen. Ich habe Angst, dass sie es wirklich getan haben.«
Er erwartete eigentlich, dass Heaney ihn verspotten würde. Aber das tat er nicht; stattdessen kratzte er sich am Kopf und sah besorgt aus.
»Könnte es sein, dass sie entführt wurde?«, fragte Sam.
»Woher soll ich das wissen?«, knurrte Heaney. »Aber eins steht fest, wir werden bald wissen, ob der Dreckskerl sie hat, weil er Forderungen stellen wird.«
Er hatte kein Mitleid mit Sam. Seine Wut zeigte deutlich, dass er sich nicht um Beths Sicherheit sorgte, sondern um seinen eigenen
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