Echo Park
für die Familie Garland die Rechtsangelegenheiten regelte und die richterliche Verfügung erwirkt hatte, laut der Bosch Anthony Garland nur noch im Beisein eines Anwalts zu Marie Gesto hatte befragen dürfen. Chef dieser Kanzlei war Cecil Dobbs.
»Ist unter diesen Anwälten auch Cecil Dobbs?«
»Ähm -ja, C. C. Dobbs, Adresse in Century City. Er hat einen Tausender gespendet.«
Bosch dachte an den Anwalt auf dem Video mit Anthony Garlands Vernehmungen.
»Und Dennis Franks?«
»Franks, ja. Eine Menge Mitarbeiter dieser Kanzlei haben gespendet.«
»Wie meinen Sie das?«
»Laut Wahlrecht muss man sowohl Privat- als auch Geschäftsadresse angeben, wenn man einen Kandidaten mit einer Spende unterstützt. Dobbs und Franks haben eine Geschäftsadresse in Century City, und, warten Sie mal, neun, zehn, elf andere Spender haben dieselbe Adresse angegeben. Sie haben auch alle tausend Dollar gespendet. Die Anwälte gehören wahrscheinlich alle derselben Kanzlei an.«
»Von da kommen also dreizehntausend Dollar. Ist das richtig?«
»So viel von dieser Seite, ja.«
Bosch überlegte, ob er sie fragen sollte, ob der Name Garland auf der Spenderliste stand. Er wollte jedoch nicht, dass sie herumzutelefonieren begann oder sich in seine Ermittlungen einmischte.
»Keine großen Firmen?«
»Nichts von Belang. Warum sagen Sie mir nicht einfach, wonach Sie suchen, Harry? Sie können mir vertrauen.«
Er beschloss, es zu riskieren.
»Sie behalten es aber für sich, bis Sie von mir hören. Keine Telefonate, keine Nachforschungen. Sie halten schön still, ja?«
»Ja. Bis ich von Ihnen höre.«
»Garland. Thomas Rex Garland, Anthony Garland, steht einer von den beiden drauf?«
»Nein. Ist Anthony Garland nicht der Junge, den Sie mal wegen Marie Gesto im Visier hatten?«
Fast hätte Bosch laut losgeflucht. Er hatte gehofft, sie würde diese Verbindung nicht herstellen. Zehn Jahre zuvor, als sie gerade als Polizeireporterin angefangen hatte, war ihr sein Antrag auf einen Durchsuchungsbefehl für Anthony Garlands Wohnung in die Hände gefallen. Der Antrag war mangels eines berechtigten Grundes abgelehnt worden, aber er war ins öffentlich zugängliche Archiv gelangt, das Russell, die ehrgeizige junge Journalistin, damals regelmäßig nach Durchsuchungsbefehlen durchkämmt hatte. Bosch hatte ihr zwar ausreden können, den Sprössling der lokalen Öldynastie in einem Artikel als Verdächtigen im Mordfall Gesto hinzustellen, aber trotzdem konnte sie sich zehn Jahre später noch an seinen Namen erinnern.
»Damit können Sie nichts anfangen, Keisha«, sagte er.
»Was haben Sie vor? Raynard Waits hat doch den Mord an Gesto gestanden. Wollen Sie damit sagen, das stimmt gar nicht?«
»Ich sage gar nichts. Ich war nur wegen einer bestimmten Sache neugierig, mehr nicht. Aber wie gesagt, Sie dürfen in der Sache nicht tätig werden. Wir haben eine Abmachung. Sie behalten das für sich, bis Sie von mir hören.«
»Sie sind nicht mein Boss, Harry. Also warum reden Sie dann mit mir, als wären Sie mein Boss?«
»Entschuldigung. Ich will nur nicht, dass Sie losgehen und einen Mordswirbel verursachen. Es könnte sich nachteilig auf meine bisherigen Bemühungen auswirken. Wir haben eine Abmachung, ja? Sie haben gerade gesagt, dass ich Ihnen vertrauen kann.«
Es dauerte eine Weile, bis sie antwortete.
»Ja, wir haben eine Abmachung. Und ja, Sie können sich auf mich verlassen. Aber wenn das in die Richtung geht, in die ich vermute, will ich auf dem Laufenden gehalten werden. Ich werde hier nicht brav herumsitzen und warten, dass ich von Ihnen höre, bis Sie alles unter Dach und Fach haben. Falls ich nichts von Ihnen höre, Harry, werde ich nervös. Und wenn ich nervös werde, mache ich alle möglichen verrückten Dinge, vielleicht auch alle möglichen verrückten Telefonate.«
Bosch schüttelte den Kopf. Er hätte sie niemals anrufen dürfen.
»Ich habe verstanden, Keisha. Sie hören von mir.«
Er klappte das Handy zu und fragte sich, welche Lawine er da gerade losgetreten hatte und wann sie ihn unter sich begraben würde. Er vertraute Russell, aber nur so weit, wie man einem Journalisten eben trauen konnte. Er trank sein Bier aus und ging in die Küche, um sich ein neues zu holen. Als er es aufmachte, läutete erneut sein Telefon.
Es war noch einmal Keisha Russell.
»Harry, haben Sie schon mal was von GO!-Industries gehört?«
Hatte er. GO!-Industries war der aktuelle Firmenname eines Unternehmens, das achtzig Jahre zuvor als
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