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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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aufgeregt.
    »Nirgendwo. Warum?«
    »Wo sind Sie?«
    Irgendetwas sagte Bosch, dass Pratt genau wusste, wo er war.
    »Ich bin im Beachwood Canyon. Wieso, was ist?«
    Pratt antwortete erst nach kurzem Schweigen. Seine Aufregung war Ärger gewichen.
    »Ich habe gerade einen Anruf von Lieutenant Randolph von der OIS gekriegt habe. Er sagt, auf dem Parkplatz dort oben steht ein auf Sie zugelassener Mustang. Und ich sage ihm, das ist aber komisch, weil Harry Bosch nämlich gerade beurlaubt ist und sich so weit wie nur irgend möglich von den Ermittlungen in Beachwood Canyon fernhalten soll.«
    Bosch schaltete blitzschnell.
    »Wer sagt denn, dass ich hier ermittle? Ich suche etwas. Ich habe gestern meine Challenge-Münze hier draußen verloren. Und die suche ich.«
    »Ihre was?«
    »Meinen RHD-Chip. Er muss mir aus der Tasche gefallen sein, als ich den Steilhang runtergerutscht bin. Jedenfalls war er nicht mehr in meiner Tasche, als ich gestern Abend nach Hause kam.«
    Während er das sagte, fasste Bosch in seine Hosentasche und zog die Münze heraus, die er verloren zu haben behauptete. Es war eine schwere Metallmünze von der Größe eines Spielbankenchips. Auf eine Seite war eine goldene Detective-Dienstmarke geprägt, die andere zeigte die Umrisse eines Detektivs – Anzug, Hut, Pistole und übertrieben kantiges Kinn – vor dem Hintergrund der amerikanischen Flagge. Diese Münzen wurde als Challenge Coins oder Chips bezeichnet und waren in Anlehnung an eine gängige Praxis bei militärischen Spezialeinheiten auch bei der Polizei übernommen worden. Bei der Aufnahme in eine Einheit wird dem Soldaten eine Challenge-Münze ausgehändigt, die er von da an immer bei sich zu tragen hat. Andere Angehörige der Einheit sind berechtigt, sich die Münze jederzeit und egal wo zeigen zu lassen. Am häufigsten ist dies in einer Bar oder Kantine der Fall. Hat der betreffende Soldat seine Challenge Coin nicht bei sich, zahlt er die Rechnung. Dieser Brauch war schon seit mehreren Jahren auch in der Robbery-Homicide Division übernommen worden. Bosch hatte seine Münze beim Wiedereintritt in den Polizeidienst erhalten.
    »Lassen Sie doch die blöde Münze, Harry«, sagte Pratt aufgebracht. »Für zehn Dollar kriegen Sie jederzeit eine neue. Halten Sie sich von den Ermittlungen fern. Fahren Sie nach Hause, und bleiben Sie dort, bis Sie wieder von mir hören. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    »Auf jeden Fall.«
    »Außerdem, was soll dieser Scheiß? Wenn Sie Ihre Münze da droben verloren hätten, hätte sie die Spurensicherung längst gefunden. Sie haben das ganze Areal mit einem Metalldetektor nach Patronenhülsen abgesucht.«
    Bosch nickte.
    »Stimmt, daran habe ich gar nicht gedacht.«
    »Ach ja, Harry, daran haben Sie nicht gedacht. Wollen Sie mich verarschen, oder was?«
    »Nein, Chef, natürlich nicht. Ich habe wirklich nicht daran gedacht. Mir war langweilig, und da fiel mir nichts Besseres ein, als hierherzufahren und sie zu suchen. Ich habe Randolphs Leute gesehen und hielt es für das Beste, mich lieber nicht blicken zu lassen. Ich konnte ja nicht wissen, dass sie gleich meine Autonummer durchgeben würden.«
    »Haben sie aber. Und dann bekam ich den Anruf. Sie wissen ganz genau, Harry, dass ich so was überhaupt nicht mag.«
    »Ich werde auf der Stelle nach Hause fahren.«
    »Gut. Und bleiben Sie auch dort.«
    Pratt wartete nicht auf Boschs Antwort. Er legte auf, und Bosch klappte das Handy zu. Er warf die schwere Münze in die Luft, fing sie, mit der Dienstmarkenseite nach oben, auf und steckte sie ein. Dann ging er zu seinem Auto.
VIERUNDZWANZIG
    Etwas an der Aufforderung, nach Hause zu fahren, veranlasste Bosch, es gerade nicht zu tun. Er machte sich auf den Weg zum St. Joe’s, um Kiz Rider zu besuchen. Sie war verlegt worden. Inzwischen lag sie nicht mehr auf der Intensivstation, sondern in einem normalen Krankenzimmer. Es war zwar kein Einzelzimmer, aber das andere Bett war nicht belegt. Das machten sie für Polizisten häufig.
    Das Sprechen fiel ihr immer noch schwer, und die Niedergeschlagenheit, die sie am Morgen gezeigt hatte, war nicht verflogen. Bosch blieb nicht lang. Er richtete ihr Jerry Edgars Besserungswünsche aus und ging wieder. Diesmal fuhr er jedoch tatsächlich nach Hause und trug die zwei Behälter und die Akten, die er aus der Abteilung Offen-Ungelöst mitgenommen hatte, ins Haus.
    Die Container stellte er im Esszimmer auf den Boden, die Akten breitete er auf dem Tisch aus. Es waren sehr

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