Echo Park
T. Rex aufgenommen hatte, worauf eine Abmachung getroffen und ein Plan in die Tat umgesetzt worden war. O’Shea erhält das Geld, das er benötigt, um die Wahl zu gewinnen, Olivas wird zum Chefermittler von O’Sheas Behörde ernannt, Waits nimmt Gesto auf seine Kappe, und Garland jun. ist endgültig aus dem Schneider.
Es hieß, L. A. wäre ein sonniger Ort für zwielichtige Gestalten. Bosch hätte mehr als genügend Geschichten erzählen können, die das bestätigten. Für ihn bestand kein Zweifel, dass jemand wie Olivas sich ohne zu zögern an einem derartigen Komplott beteiligt hätte. Und auch die Vorstellung, ein karrieregeiler Staatsanwalt wie O’Shea könnte für das Amt des obersten Anklägers seine Seele verkaufen, erforderte nicht sonderlich viel Fantasie.
»Lauf nur, du Feigling! Was wird jetzt aus deinem miesen Kuhhandel?«
Bosch klappte sein Handy auf und rief Keisha Russell von der Times an. Nach mehrmaligem Klingeln sah er auf die Uhr und stellte fest, dass es kurz nach fünf war. Vermutlich hatte sie nicht mehr lange bis zur Abgabefrist und nahm keine Anrufe mehr entgegen. Er hinterließ ihr eine Nachricht mit der Bitte um Rückruf.
Nachdem es schon so spät war, entschied Bosch, er hätte sich ein Bier verdient. Er ging in die Küche und holte sich ein Anchor Steam aus dem Kühlschrank. Er war froh, bei seinem letzten Biereinkauf nicht aufs Geld geschaut zu haben. Er nahm die Flasche mit auf die Terrasse hinaus und beobachtete, wie der Feierabendverkehr den Freeway unter ihm verstopfte. Die Autos kamen nur noch im Schritttempo voran, und das pausenlose Konzert von Autohupen jeder Tonart setzte ein. Es war gerade weit genug entfernt, um nicht störend zu sein. Bosch war froh, dass er nicht in dem Kampfgetümmel da unten steckte.
Sein Handy summte, und er holte es aus der Tasche. Es war Keisha Russell.
»Tut mir leid, aber ich bin gerade noch mit dem Schlussredakteur den morgigen Artikel durchgegangen.«
»Hoffentlich haben Sie meinen Namen richtig geschrieben.«
»Sie kommen gar nicht darin vor, Harry – da staunen Sie, was?«
»Das nenne ich mal eine positive Überraschung.«
»Was können Sie für mich tun?«
»Ähm, eigentlich wollte ich Sie fragen, ob Sie was für mich tun können.«
»Habe ich mir’s doch fast gedacht. Und was wäre das?«
»Sie sind doch inzwischen im Ressort Politik, richtig? Heißt das auch, dass Sie Einblick in Wahlkampfspenden haben?«
»Habe ich. Ich bin über sämtliche Spenden an meine Kandidaten im Bild. Warum?«
Bosch ging nach drinnen und drehte die Musik aus.
»Das bleibt jetzt aber bitte unter uns, Keisha. Ich wüsste gern, wer Rick O’Sheas Wahlkampf unterstützt.«
»O’Shea? Warum?«
»Das erzähle ich Ihnen, wenn ich es Ihnen erzählen darf. Ich muss es einfach dringend wissen.«
»Warum tun Sie mir das immer wieder an, Harry?«
Es stimmte. Dieses Ritual hatten sie in der Vergangenheit schon öfter absolviert. Dazu musste allerdings auch gesagt werden, dass Bosch immer Wort gehalten und ihr Informationen weitergegeben hatte, sobald er es konnte. Er hatte ihr nicht ein einziges Mal falsche Versprechungen gemacht. Deshalb waren ihre Proteste nur Geplänkel, eine Vorstufe ihrer Einwilligung in das, was Bosch von ihr wollte. Auch das gehörte zu ihrem Ritual.
»Das wissen Sie ganz genau«, sagte er, wie es seine Rolle verlangte. »Helfen Sie mir einfach, und wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, springt was für Sie heraus.«
»Eines Tages möchte ich aber auch mal bestimmen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Moment, bleiben Sie dran.«
Es klickte in der Leitung, und sie war fast eine Minute lang weg. Während Bosch wartete, stand er über den auf dem Esszimmertisch ausgebreiteten Dokumenten. Er wusste, dass er gegen O’Shea und Garland auf verlorenem Posten stand. Vorerst konnte er ihnen nichts anhaben. Sie wurden von Geld und vom Gesetz geschützt. Bosch wusste, er würde sich auf Raynard Waits konzentrieren müssen. Seine Aufgabe war es, ihn zu finden und den Fall zu knacken.
»So«, sagte Russell, als sie wieder ans Telefon zurückkam. »Ich habe die aktuellsten Informationen. Was wollen Sie wissen?«
»Wie aktuell?«
»Sie sind letzte Woche reingekommen. Freitag.«
»Wer sind seine wichtigsten Wahlkampfspender?«
»Es ist kein wirklich ganz großer Fisch dabei, wenn Sie das meinen. Die meisten seiner Unterstützer sind Anwaltskollegen. Fast alle von ihnen.«
Bosch dachte an die Anwaltskanzlei in Century City, die
Weitere Kostenlose Bücher