Echo Park
Wählergruppen zusammengetan, die eindeutig gegen die Polizei eingestellt sind. Es wäre also nicht sonderlich erfreulich für das LAPD, wenn er gewählt würde.«
Bosch öffnete die Augen wieder und starrte Randolph finster an.
»Sie lassen sich tatsächlich auf so etwas ein?«, sagte er. »Sie lassen diesen Kerl ungeschoren davonkommen, weil Sie denken, er könnte der Polizei wohlgesonnen sein?«
Randolph schüttelte traurig den Kopf.
»Ich weiß nicht, was Sie haben, Detective. Ich mache hier lediglich eine simple politische Feststellung. Aber eines weiß ich sicher. Es gibt keinerlei Beweise für dieses Komplott, von dem Sie da reden. Wenn Sie glauben, dass Robert Foxworth’s Anwalt das Gespräch, das Sie uns hier geschildert haben, nicht einfach rundweg leugnet, müssen Sie verdammt naiv sein. Seien Sie also nicht naiv. Seien Sie vernünftig. Behalten Sie es für sich.«
Bosch brauchte einen Moment, um seine Fassung wiederzuerlangen.
»Wer hat das angeordnet?«
»Wie bitte?«
»Wie weit oben hat O’Shea interveniert? Er ist ja wohl kaum selbst an Sie herangetreten. Das muss jemand weiter oben für ihn gemacht haben. Wer hat Ihnen nahegelegt, mich abzuservieren?«
Randolph breitete die Hände aus und schüttelte den Kopf.
»Detective, ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
»Aber sicher. Natürlich nicht.«
Bosch stand auf.
»Dann würde ich sagen, Sie protokollieren alles so, wie es Ihnen von oben diktiert wurde, und ich unterschreibe es dann oder auch nicht. Ganz einfach.«
Randolph nickte, sagte aber nichts. Bosch beugte sich vor und legte beide Hände auf den Tisch, um ganz nah an Randolphs Gesicht zu kommen.
»Gehen Sie zu Deputy Doolans Begräbnis, Lieutenant? Es ist gleich nach dem von Olivas. Wissen Sie noch, wer das war? Der Beamte, dem Waits dort oben ins Gesicht geschossen hat? Ich dachte, Sie gehen vielleicht zu seinem Begräbnis, um seinen Angehörigen zu erklären, dass der Mann, dem er das alles zu verdanken hat, der Polizei wohlgesonnen sein wird und sich deshalb nicht für die Konsequenzen seiner Machenschaften zu rechtfertigen braucht.«
Randolph starrte geradeaus über den Tisch auf die Wand. Er sagte nichts. Bosch richtete sich auf, öffnete die Tür und erschreckte Osani, der direkt dahinter gestanden hatte. Er hielt keine Wasserflaschen in den Händen. Bosch schob sich an ihm vorbei und verließ das OIS-Büro.
Am Aufzug drückte Bosch auf den Knopf nach oben. Er ging ein paarmal auf und ab und überlegte, ob er mit seiner Beschwerde in den sechsten Stock hinauffahren sollte. Er stellte sich vor, wie er in das Büro des Polizeichefs stürmte und ihn fragte, ob er sich bewusst sei, was hier in seinem Namen und unter seinem Kommando ablief.
Doch als die Lifttür aufging, nahm er davon Abstand und drückte auf den Knopf für den fünften Stock. Er wusste, es war unmöglich, die verschlungenen Wege von Bürokratie und Politik innerhalb der Polizei zur Gänze zu durchdringen. Wenn er nicht aufpasste, lief das Ganze möglicherweise noch darauf hinaus, dass er sich bei der Person über diese Sauerei beschwerte, die sie angeordnet hatte.
Die Abteilung Offen-Ungelöst war verlassen, als er dort eintraf. Es war kurz nach vier, und die meisten Detectives arbeiteten von sieben bis vier Uhr, damit sie noch vor dem Einsetzen des abendlichen Berufsverkehrs den Heimweg antreten konnten. Wenn nichts Dringendes vorlag, machten sie Punkt vier Uhr Feierabend. Selbst eine fünfzehnminütige Verspätung konnte sie auf den Freeways eine ganze Stunde kosten. Der Einzige, der noch da war, war Abel Pratt, und der Grund dafür war, dass er als Leiter der Einheit von acht bis fünf Dienst tun musste. Hausregeln. Bosch winkte, als er auf dem Weg zu seinem Schreibtisch an der offenen Tür von Pratts Büro vorbeikam.
Erschöpft von den Ereignissen des Tages und den Ungeheuerlichkeiten der innerpolizeilichen Machenschaften, ließ Bosch sich auf seinen Stuhl niedersinken. Er schaute auf seinen Schreibtisch und sah, dass er mit rosafarbenen Zetteln mit telefonischen Nachrichten übersät war. Er begann, sie durchzusehen. Die meisten waren von Kollegen aus allen möglichen Abteilungen und Stationen. Es waren lauter Bitten um Rückruf. Bosch wusste, sie wollten ihm gratulieren. Jedes Mal, wenn ein Polizist jemanden endgültig aus dem Verkehr zog, stand bei dem Betreffenden das Telefon nicht mehr still.
Es waren auch einige Nachrichten von Journalisten dabei, unter anderem von Keisha Russell. Bosch
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