Echo Park
Hand aus, um das Aufnahmegerät auszuschalten, legte aber zunächst nur die Finger auf die Tasten.
»Detective Osani, würden Sie uns vielleicht ein paar Flaschen Wasser holen? Vom vielen Reden bekommt man einen ganz trockenen Mund. Detective Bosch geht es wahrscheinlich ähnlich. Wir warten, bis Sie wieder zurück sind.«
Osani stand auf, und Randolph schaltete das Tonbandgerät aus. Er sprach erst weiter, als sich die Tür hinter Osani geschlossen hatte.
»Die Sache ist die, Detective Bosch. Für das, was in diesem Tunnel passiert ist, haben wir nur Ihr Wort. Die Frau war bewusstlos. Es waren also nur Sie und Foxworth, und er ist nicht mehr lebend herausgekommen.«
»Ganz genau. Wollen Sie damit sagen, mein Wort gilt nichts?«
»Ich will damit sagen, Ihre Darstellung der Ereignisse könnte vollkommen zutreffend sein. Aber die Forensiker könnten mit einer Auslegung ankommen, die von Ihrer Aussage abweicht. Verstehen Sie? Das kann schnell ein fürchterliches Durcheinander geben. Spuren lassen oft unterschiedliche Auslegungen zu. Damit meine ich auch Auslegungen seitens der Öffentlichkeit und der Politik.«
Bosch schüttelte den Kopf. Er verstand nicht, was hier gespielt wurde.
»Na und?«, sagte er. »Was die Öffentlichkeit oder die Politiker denken, interessiert mich nicht. Waits hat die Situation da drinnen selbst herbeigeführt. Es war eindeutig Notwehr. Mir blieb keine andere Wahl.«
»Aber es gibt keinen Zeugen für Ihre Darstellung der Ereignisse.«
»Was ist mit Agent Walling?«
»Sie war nicht im Tunnel. Sie wollte Sie davon abbringen, dort hineinzugehen.«
»Sie wissen ganz genau, dass drüben im USC-Krankenhaus eine Frau liegt, die wahrscheinlich nicht mehr am Leben wäre, wenn ich da nicht rein wäre. Was ist hier eigentlich los, Lieutenant?«
Randolph begann, wieder mit seinem Ring zu spielen. Er wirkte wie jemand, dem zuwider war, wozu ihn seine Pflicht zwang.
»Ich glaube, das war für heute genug. Sie haben einiges mitgemacht. Wir werden jetzt Folgendes tun – wir werden die ganze Sache ein paar Tage ruhen lassen und auf die forensischen Befunde warten. Sie bleiben weiter beurlaubt. Sobald wir alles beisammen haben, bestelle ich Sie wieder ein, damit Sie Ihre Aussage noch mal durchlesen und unterschreiben können.«
»Ich habe Sie gefragt, was hier eigentlich los ist, Lieutenant?«
»Und ich habe ihnen gesagt, was los ist.«
»Sie haben mir nicht genug gesagt.«
Randolph nahm die Hand von seinem Ring. Es sollte die Bedeutung dessen unterstreichen, was er als Nächstes sagte.
»Sie haben die Geisel gerettet und den Fall gelöst. Das ist begrüßenswert. Sie sind dabei jedoch äußerst unbedacht vorgegangen und hatten viel Glück. Wenn wir Ihrer Darstellung Glauben schenken, haben Sie einen Mann erschossen, der sowohl Ihr Leben als auch das anderer bedrohte. Fakten und forensische Erkenntnisse könnten jedoch ebenso gut eine ganz andere Deutung nahelegen, möglicherweise eine, die darauf hindeutet, dass sich der Mann, den Sie erschossen haben, ergeben wollte. Und genau aus diesem Grund wollen wir in dieser Angelegenheit nichts überstürzen. In ein paar Tagen werden wir alles aufgeklärt haben. Und dann werden wir Ihnen Bescheid geben.«
Bosch sah ihn forschend an. Er wusste, dass er ihm mit seinen Worten eine nur notdürftig versteckte Mitteilung machen wollte.
»Es ist wegen Olivas, richtig? Das Begräbnis findet morgen statt, der Polizeichef wird kommen, und Sie wollen, dass Olivas ein Held bleibt, der in Ausübung seiner Pflicht getötet wurde.«
Randolph fing wieder an, an seinem Ring zu drehen.
»Nein, Detective Bosch, da täuschen Sie sich. Falls Olivas Dreck am Stecken hatte, wird sich niemand ein Bein ausreißen, um seinen guten Ruf zu retten.«
Bosch nickte. Jetzt hatte er es.
»Dann ist es wegen O’Shea. Er hat an höherer Stelle Beschwerde eingelegt. Das hat er mir bereits angekündigt. Und diese höhere Stelle ist jetzt an Sie herangetreten.«
Randolph lehnte sich zurück, und es schien, als suchte er an der Decke nach einer passenden Antwort.
»Es gibt sowohl bei der Polizei als auch in der Bevölkerung nicht wenige, die finden, dass Rick O’Shea einen guten Bezirksstaatsanwalt abgäbe«, sagte er. »Und diese Leute glauben auch, dass es für das LAPD gut wäre, ihn zum Freund zu haben.«
Bosch schloss die Augen und schüttelte langsam den Kopf. Er konnte nicht fassen, was er da hörte.
Randolph fuhr fort: »Sein Konkurrent, Gabriel Williams, hat sich mit
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