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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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doch einen Zeugen. Das kann beim Prozess auf keinen Fall schaden.«
    Bosch sagte es so beiläufig, wie er konnte. Er stand auf und sah seinen Vorgesetzten an.
    »Aber keine Sorge. Das hat auch Zeit, bis ich wieder regulär im Dienst bin.«
    »Gut. Das höre ich gern.«
ZWEIUNDDREISSIG
    Bosch ging auf Pratt zu. Er kam ihm zu nahe, drang in seine persönliche Sphäre ein, was Pratt veranlasste, in sein Büro zurückzuweichen und sich an seinen Schreibtisch zurückzuziehen. Genau das hatte Bosch beabsichtigt. Er sagte Wiedersehen und wünschte ihm ein schönes Wochenende. Dann lief er zur Tür des Bereitschaftsraums.
    Der Einheit Offen-Ungelöst mit ihren acht Detectives und einem Supervisor standen drei Autos zur Verfügung, die nach dem Motto »Wer zuerst kommt, mahlt zuerst« benutzt wurden. Die Schlüssel hingen an ein paar Haken neben dem Eingang des Bereitschaftsraums. Das Ganze funktionierte folgendermaßen: Wenn sich ein Detective ein Auto auslieh, schrieb er, oder sie, einfach den Namen und den voraussichtlichen Rückgabezeitpunkt auf eine weiße Tafel unter den Schlüsseln. Als Bosch die Tür erreichte, machte er sie extra weit auf, um die Sicht von Pratts Büro auf das Schlüsselbrett zu versperren. An den Haken hingen zwei Sätze Schlüssel. Einen nahm Bosch an sich und ging nach draußen.
    Ein paar Minuten später fuhr er aus dem Parkhaus hinter dem Parker Center und machte sich auf den Weg zum Hochhaus der Stadtwerke. Der wilde Ansturm all derer, die Downtown bis Sonnenuntergang verlassen wollten, setzte gerade erst ein, und Bosch schaffte die sieben Blocks bis dorthin noch relativ schnell. Er hielt im Parkverbot vor dem Brunnen am Eingang des Gebäudes und sprang aus dem Auto. Er sah auf die Uhr, als er auf den Eingang zueilte. Es war zwanzig vor fünf.
    Ein unifor mierter Wachmann kam winkend nach draußen.
    »Sie können hier nicht par…«
    »Ich weiß.«
    Bosch zückte seine Dienstmarke und deutete auf das Sprechfunkgerät am Gürtel des Mannes.
    »Können Sie auf dem Ding da Jason Edgar erreichen?«
    »Edgar? Klar. Was soll …«
    »Funken Sie ihn an, und sagen Sie ihm, Detective Bosch wartet vor dem Eingang. Ich muss ihn so schnell wie möglich sprechen. Beeilen Sie sich, bitte.«
    Bosch drehte sich um und ging zu seinem Auto zurück. Er stieg ein und wartete fünf Minuten. Endlich kam Jason Edgar durch die Glastür nach draußen. Er ging auf das Auto zu und öffnete die Beifahrertür, allerdings nur, um nach drinnen zu schauen, nicht, um einzusteigen.
    »Was gibt’s, Harry?«
    »Ich habe Ihre Nachricht erhalten. Steigen Sie ein.«
    Widerstrebend stieg Edgar ein. Noch während er die Tür zuzog, fuhr Bosch los.
    »Augenblick. Wo fahren wir hin? Ich kann nicht einfach meinen Arbeitsplatz verlassen.«
    »Dauert nur ein paar Minuten.«
    »Wohin fahren wir?«
    »Zum Parker Center. Wir müssen nicht mal aus dem Auto steigen.«
    »Ich muss aber Bescheid geben.«
    Edgar nahm ein kleines Sprechfunkgerät von seinem Gürtel. Er funkte die DWP-Sicherheitszentrale an und sagte, er müsste das Gebäude in einer polizeilichen Angelegenheit eine halbe Stunde verlassen. Er erhielt die Genehmigung und steckte das Funkgerät an seinen Gürtel zurück.
    »Sie hätten mich erst fragen sollen«, sagte er zu Bosch. »Mein Cousin hat mir schon erzählt, dass Sie die Angewohnheit haben, erst zu handeln und später Fragen zu stellen.«
    »Das hat er tatsächlich gesagt?«
    »Ja, hat er. Was machen wir im Parker Center?«
    »Den Polizisten identifizieren, mit dem Sie heute gesprochen haben, nachdem ich weggegangen bin.«
    Der Verkehr hatte deutlich zugenommen. Eine Menge Bürohengste versuchten, sich auf dem Nachhauseweg einen kleinen Vorsprung zu ergattern. Freitagnachmittags war es besonders schlimm. Bis zehn vor fünf hatte es Bosch zum Parker Center geschafft. In der Hoffnung, sie kämen nicht zu spät, fuhr er ins Parkhaus. Er fand gleich in der ersten Reihe einen freien Platz. Das Parkhaus war an den Seiten offen, weshalb man die San Pedro Street sehen konnte, die zwischen Parker Center und Parkhaus verlief.
    »Haben Sie ein Handy?«, fragte Bosch.
    »Ja.«
    Bosch gab Jason Edgar die Nummer des Parker Center und wies ihn an, sich mit der Einheit Offen-Ungelöst verbinden zu lassen. Anrufe, die von der Zentrale durchgestellt wurden, gingen nicht mit Anruferidentifizierung ein. Edgars Name und Nummer würden auf den OU-Anschlüssen also nicht erscheinen.
    »Ich möchte nur sehen, ob jemand drangeht«, sagte Bosch.

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