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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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einfach?«
    Garland kniff das Gesicht zusammen und lief dunkelrot an. Seine Augen sahen aus wie schwarze Murmeln.
    Bosch drückte auf die Pause-Taste.
    »Da«, sagte er zu Rachel und deutete mit der Fernbedienung auf den Bildschirm. »Das ist die Stelle, die ich dir zeigen wollte. Sieh dir sein Gesicht an. Reiner, unverstellter Hass. Deshalb dachte ich, er wäre es.«
    Walling sagte nichts. Bosch schaute sie an, und sie machte den Eindruck, als hätte sie auch zuvor schon purem Hass ins Gesicht geblickt. Sie schien fast eingeschüchtert davon. Bosch fragte sich, ob Rachel diesen Ausdruck bei einem der Mörder gesehen hatte, mit denen sie zu tun gehabt hatte, oder bei jemand anders.
    Er wandte sich wieder dem Fernseher zu und drückte auf die Schnellvorlauf-Taste.
    »Jetzt überspringen wir fast zehn Jahre – bis zu dem Zeitpunkt, als ich ihn letzten April einbestellt habe. Inzwischen war Franks nicht mehr in Dobbs’ Kanzlei, und ein Neuer hatte den Fall übernommen. Er befasste sich nicht sonderlich intensiv mit der Sache und beantragte nach Erlöschen der einstweiligen Verfügung keine Verlängerung. Deshalb knöpfte ich mir Garland noch einmal vor. Er war überrascht, mich zu sehen. Ich schnappte ihn mir, als er nach der Mittagspause aus dem Kate Mantilini’s kam. Wahrscheinlich dachte er, ich wäre längst aus seinem Leben verschwunden.«
    Er stoppte den Schnellvorlauf und spielte die Aufnahme in Normalgeschwindigkeit ab. Garland sah jetzt älter und breiter aus. Sein Gesicht wirkte leicht aufgedunsen, und sein Haar war schütterer geworden und kurz geschnitten. Er trug ein weißes Hemd mit einer Krawatte. Die auf Video aufgezeichneten Vernehmungen deckten einen Zeitraum ab, der vom Ende seiner Pubertät bis weit ins Erwachsenenalter hineinreichte.
    Dieses Mal saß er in einem anderen Vernehmungszimmer, das sich im Parker Center befand.
    »Solange ich nicht unter Arrest stehe, habe ich das Recht, jederzeit zu gehen«, sagte er. »Kann ich jetzt gehen?«
    »Ich hatte eigentlich gehofft, Sie würden mir vorher noch ein paar Fragen beantworten«, entgegnete Bosch.
    »Ich habe alle Ihre Fragen schon vor Jahren beantwortet. Das ist Ihr persönlicher Rachefeldzug, Bosch. Sie wollen nicht aufgeben. Sie wollen mich nicht in Ruhe lassen. Kann ich jetzt gehen oder nicht?«
    »Wo haben Sie Gestos Leiche versteckt?«
    Garland schüttelte den Kopf.
    »Sind Sie noch zu retten? Wann wird das endlich ein Ende nehmen?«
    »Es wird nie ein Ende nehmen, Garland. Nicht, bevor ich sie gefunden und Sie hinter Gitter gebracht habe.«
    »Das ist doch kompletter Wahnsinn! Sie sind vollkommen durchgedreht, Bosch. Was soll ich denn noch sagen, damit Sie mir endlich glauben? Was soll …«
    »Sie sollen mir sagen, wo sie ist, dann glaube ich Ihnen.«
    »Aber genau das ist das Einzige, was ich Ihnen nicht sagen kann, weil ich …«
    Plötzlich schaltete Bosch mit der Fernbedienung den Fernseher aus. Zum ersten Mal wurde ihm bewusst, wie blind er gewesen war. Er war Garland so besessen hinterhergejagt wie ein Hund einem Auto. Er hatte nicht auf den Verkehr geachtet, hatte nicht gemerkt, dass sich direkt vor seiner Nase, im Mordbuch, ein Hinweis auf den wahren Mörder befand. Das Video mit Walling anzusehen hatte Demütigung auf Demütigung gehäuft. Er hatte erwartet, durch das Video würde sie verstehen, warum er sich auf Garland eingeschossen hatte, würde ihm für seinen Fehler die Absolution erteilen. Aber nachdem er es jetzt unter der Perspektive von Waits’ bevorstehendem Geständnis gesehen hatte, konnte er sich nicht einmal mehr selbst verzeihen.
    Rachel beugte sich vor und berührte seinen Rücken. Ihre zarten Finger fuhren sein Rückgrat entlang.
    »So was passiert jedem mal«, sagte sie.
    Bosch nickte. Mir nicht, dachte er.
    »Ich schätze, wenn das alles vorbei ist, werde ich mich bei ihm entschuldigen müssen«, sagte er.
    »Ach was. Er ist und bleibt ein Arschloch. Die Mühe würde ich mir sparen.«
    Bosch lächelte. Sie versuchte, ihn aufzuheitern.
    »Meinst du?«
    Sie zog am Bund seiner Boxershorts und ließ ihn gegen seinen Rücken schnalzen.
    »Ich glaube, ich habe mindestens noch eine Stunde Zeit, bis ich anfangen sollte, ans Heimfahren zu denken.«
    Bosch drehte sich zu ihr um, und sie lächelte.
ZEHN
    Am nächsten Morgen gingen Bosch und Rider vom Archiv der Meldestelle zur Bezirksstaatsanwaltschaft und trafen zwanzig Minuten zu früh dort ein, obwohl sie lange auf einen Lift hatten warten müssen. O’Shea und Olivas

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