Echo Park
nach vorn und sah im Rückspiegel Olivas an.
»Wer hat die Medien verständigt, Olivas? Waren das Sie oder Ihr Chef?«
»Mein Chef? Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
Olivas sah ihn im Spiegel an, schaute dann aber rasch wieder auf die Straße. Aber Bosch ließ sich nichts vormachen. Er wusste, dass Olivas log.
»Erzählen Sie mir doch nichts. Was springt für Sie dabei heraus? Ernennt Sie O’Shea zum Chefermittler, wenn er die Wahl gewinnt? Ist es deswegen?«
Jetzt hielt Olivas seinem Blick im Spiegel stand.
»Ich werde nicht befördert. Ich bin zufrieden mit meiner Stelle, wo ich respektiert werde und man meine Fähigkeiten schätzt.«
»Ist das der Spruch, den Sie jeden Morgen vor dem Spiegel aufsagen?«
»Sie können mich mal, Bosch.«
»Aber meine Herren«, sagte Waits. »Können wir uns hier denn nicht vertragen?«
»Halten Sie die Klappe, Waits«, sagte Bosch. »Ihnen mag ja egal sein, wenn das hier in eine Wahlkampagne für den Kandidaten O’Shea umfunktioniert wird, aber mir nicht. Halten Sie an, Olivas. Ich will mit O’Shea reden.«
Olivas schüttelte den Kopf.
»Kommt nicht infrage. Nicht mit einem Häftling im Wagen.«
Sie nahmen die Ausfahrt zur Gower Street. Olivas bog nach rechts ab, und sie erreichten die Ampel an der Franklin Avenue. Sie schaltete gerade auf Grün, und sie fuhren über die Kreuzung und den Beachwood Drive hinauf.
Bis sie oben ankamen, gab es jetzt keine Stelle mehr, an der Olivas anhalten musste. Bosch holte sein Handy heraus und rief die Nummer an, die O’Shea am Morgen in der CCB-Garage jedem gegeben hatte.
»O’Shea.«
»Hier Bosch. Ich finde nicht, dass es sehr klug war, in dieser Sache die Medien zu verständigen.«
O’Shea wartete kurz, bevor er antwortete.
»Sie befinden sich in sicherer Entfernung. Sie sind in der Luft.«
»Und wer erwartet uns oben am Ende des Beachwood Drive?«
»Niemand, Bosch. Was das angeht, habe ich mich ganz unmissverständlich ausgedrückt. Aus der Luft können sie uns verfolgen, aber auf dem Boden würde jede Einmischung die Operation stören. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Sie arbeiten mit mir zusammen. Sie wissen, sie dürfen es sich nicht mit mir verscherzen.«
»Ach ja.«
Bosch klappte das Handy zu und steckte es wieder ein.
»Sie sollten sich nicht so aufregen, Detective«, sagte Waits.
»Und Sie, Waits, sollten lieber still sein.«
»Ich versuche doch nur zu helfen.«
»Dann halten Sie endlich Ihre blöde Klappe.«
Im Auto wurde wieder geschwiegen. Bosch merkte, dass sein Ärger über den Fernsehhubschrauber und alles andere jetzt nur hinderlich war. Er versuchte, nicht mehr daran zu denken und sich auf das zu konzentrieren, was vor ihm lag.
Beachwood Canyon war eine ruhige Wohngegend zwischen Hollywood und Los Feliz an den Hängen der Santa Monica Mountains. Es hatte nicht den rustikalen, waldigen Charme von Laurel Canyon weiter westlich, war dafür aber ruhiger, sicherer und überschaubarer. Im Gegensatz zu den meisten Canyons weiter westlich bildete der Beachwood eine Sackgasse. Man konnte von dort nicht über die Berge fahren, was zur Folge hatte, dass auf den Straßen von Beachwood kein Durchfahrtsverkehr herrschte. Es waren nur Leute unterwegs, die hier wohnten. Deshalb hatte man stärker das Gefühl, in einer richtigen Gemeinde zu leben.
Als sie den Canyon hinauffuhren, war der Hollywood-Schriftzug auf dem Mount Lee durch die Windschutzscheibe zu sehen. Er war mehr als achtzig Jahre zuvor oben auf der Anhöhe aufgestellt worden, um für den Verkauf der Grundstücke des Hollywoodland-Projekts am Ende von Beachwood zu werben. Das Schild war irgendwann von Hollywoodland auf Hollywood verkürzt worden und stand jetzt mehr für eine Lebenseinstellung als irgendetwas sonst. Der einzige noch übrig gebliebene offizielle Hinweis auf Hollywoodland war die festungsartige steinerne Tordurchfahrt auf halbem Weg den Beachwood Canyon hinauf.
Das Tor mit seiner Gedenktafel zur Erinnerung an das historische Projekt führte zu einem kleinen, runden Dorfplatz mit Geschäften, einem Supermarkt und der nach wie vor bestehenden Hollywoodland-Grundstücksagentur. Weiter oben, am Ende der Straße, war die Sunset Ranch, der Ausgangspunkt für ein fast hundert Kilometer langes Netz von Reitwegen, das über die Berge bis hin zum Griffith Park reichte. Das war der Ort, an dem Marie Gesto im Stall gearbeitet hatte, um kostenlos reiten zu dürfen. Es war der Ort, an dem die Autokolonne mit Ermittlern,
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