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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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und merkte, was sie da für einen Schatz hatten. Letztes Jahr wurde die Aufnahme dann veröffentlicht.«
    »Die Musik ist jedenfalls sehr schön.«
    »Sie ist mehr als schön. Sie ist ein Wunder, wenn man bedenkt, dass sie die ganze Zeit da war. Es war nur der Richtige nötig, um den Schatz zu heben. Seinen Wert zu erkennen.«
    Er sah kurz in ihre Augen. Dann blickte er auf seinen Teller und stellte fest, dass er beim letzten Bissen angelangt war.
    »Was hättest du heute Abend gegessen, wenn ich nicht angerufen hätte?«, fragte Rachel.
    Bosch sah zu ihr auf und zuckte mit den Achseln. Er aß zu Ende und begann, ihr von Raynard Waits’ Geständnis zu erzählen.
    »Er lügt«, sagte sie, als er geendet hatte.
    »Meinst du, was den Namen angeht? Dagegen haben wir uns abgesichert.«
    »Nein, was die Planung angeht. Oder genauer – die Ungeplantheit des Ganzen. Er will dir weismachen, er hätte sie zufällig im Mayfair gesehen und wäre ihr dann gefolgt und hätte sie in seine Gewalt gebracht. Nie im Leben. Das kann er jemand anders erzählen. Das Ganze sieht nicht nach einem spontanen Entschluss aus. Dahinter steckt ein ausgeklügelter Plan, völlig egal, was er dir alles erzählt.«
    Bosch nickte. Er hatte hinsichtlich des Geständnisses ähnliche Bedenken.
    »Morgen werden wir wahrscheinlich mehr wissen«, sagte er.
    »Schade, dass ich nicht mitkommen kann.«
    Bosch schüttelte den Kopf.
    »Ich darf auf keinen Fall das FBI hinzuziehen. Außerdem machst du so was inzwischen gar nicht mehr. Nicht mal deine eigenen Leute würden dich dafür abstellen – selbst wenn wir dich einladen.«
    »Ich weiß. Wünschen kann ich es mir trotzdem.«
    Bosch stand auf und begann, das Geschirr abzutragen. Sie arbeiteten nebeneinander an der Spüle, und als alles abgewaschen und weggeräumt war, gingen sie mit der Flasche auf die Terrasse hinaus. Es war noch so viel Wein übrig, dass es für ein halbes Glas für jeden reichte.
    In der Kühle des Abends rückten sie dicht aneinander, als sie am Geländer standen und auf die Lichter im Cahuenga Pass hinabschauten.
    »Bleibst du heute Nacht?«, fragte Bosch.
    »Ja.«
    »Du brauchst übrigens nicht jedes Mal vorher anzurufen. Ich gebe dir einen Schlüssel. Komm einfach her, wenn du Lust hast.«
    Sie wandte sich ihm zu und sah ihn an. Er legte den Arm um ihre Taille.
    »So schnell? Soll das heißen, alles ist vergeben?«
    »Es gibt nichts zu vergeben. Alles Schnee von gestern, und das Leben ist viel zu kurz – du weißt schon, diese ganzen Klischees.«
    Sie lächelte, und sie besiegelten es mit einem Kuss. Dann tranken sie ihren Wein aus und gingen nach drinnen ins Schlafzimmer. Sie liebten sich langsam und behutsam. An einem bestimmten Punkt öffnete Bosch die Augen, sah sie an und kam aus dem Rhythmus. Sie bemerkte es.
    »Was ist?«, hauchte sie.
    »Nichts. Ich möchte nur, dass du deine Augen offen lässt.«
    »Ich sehe dich doch an.«
    »Nein, tust du nicht.«
    Sie lächelte und wandte das Gesicht ab.
    »Das ist ein etwas komischer Zeitpunkt für eine Diskussion«, sagte sie.
    Er lächelte und drehte mit der Hand ihr Gesicht wieder zu sich herum. Er küsste sie, und jetzt behielten beide die Augen offen. Mitten in ihrem Kuss begannen sie zu lachen.
    Bosch hungerte nach körperlicher Liebe und schwelgte in der Fluchtmöglichkeit, die sie bot. Ihm war klar, dass auch sie das wusste. Ihr Geschenk an ihn war, dass sie ihn aus dieser Welt entführte. Und das war der Grund, weshalb die Vergangenheit nicht mehr zählte. Er schloss die Augen, hörte aber nicht auf zu lächeln.

TEIL ZWEI
DIE EXKURSION
VIERZEHN
    Bosch schien es eine Ewigkeit zu dauern, bis sie die Wagenkolonne zusammengestellt hatten, aber um 10.30 Uhr rollte der Konvoi schließlich aus der Tiefgarage des Criminal Courts Building.
    Das Auto an der Spitze war ein ziviles Polizeifahrzeug, an dessen Steuer Olivas saß. Auf dem Beifahrersitz hatte ein Sheriff’s Deputy Platz genommen, auf dem Rücksitz saßen Bosch und Rider mit Waits in ihrer Mitte. Der Häftling war in Handschellen und Fußfesseln und trug einen orangefarbenen Overall. Die Handschellen waren an einer Kette um seinen Bauch befestigt.
    Dahinter kam ein zweites Zivilfahrzeug mit Rick O’Shea am Steuer, in dem Maury Swann und ein Kameramann der Staatsanwaltschaft mitfuhren. Ihm folgten zwei Kastenwagen, einer von der Scientific Investigation Division, der Spurensicherung des LAPD, der andere vom gerichtsmedizinischen Institut. Das Aufgebot war darauf vorbereitet,

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