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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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fragte Bosch.
    »Ich treffe mich noch heute mit dem Richter. Wenn Sie möchten, können wir morgen früh fahren.«
    »Augenblick«, sagte Olivas. »Was ist mit den anderen sieben? Es gibt noch eine ganze Menge, worüber wir mit diesem Schwein da drinnen reden müssen.«
    O’Shea hob beschwichtigend die Hand.
    »Nehmen wir Gesto als Testfall. Entweder er liefert, oder er ist geliefert. Und danach sehen wir weiter.«
    O’Shea drehte sich zu Bosch herum und sah ihn direkt an.
    »Sind Sie bereit?«, fragte er.
    Bosch nickte.
    »Schon dreizehn Jahre.«
DREIZEHN
    Am Abend brachte Rachel etwas zu essen mit. Sie hatte vorher angerufen, um zu sehen, ob Bosch zu Hause war. Bosch legte eine CD ein, und Rachel richtete auf dem Esszimmertisch das Essen an. Es bestand aus Schmorbraten mit Creamed Corn. Sie hatte auch eine Flasche Merlot mitgebracht, und Bosch musste fünf Minuten lang die Küchenschubladen durchsuchen, bis er einen Korkenzieher fand. Sie begannen erst über den Fall zu sprechen, als sie sich am Tisch gegenübersaßen.
    »Und«, sagte sie, »wie lief’s heute?«
    Bosch zuckte mit den Achseln, bevor er antwortete.
    »Ganz okay. Deine Tipps waren sehr hilfreich. Morgen machen wir die Exkursion, und dann trifft Rick O’Shea eine endgültige Entscheidung.«
    »Eine Exkursion? Wohin?«
    »In den Beachwood Canyon. Er behauptet, sie dort oben vergraben zu haben. Ich bin gleich heute nach der Vernehmung raufgefahren und habe mich ein bisschen umgesehen – allerdings konnte ich nichts finden, nicht mal mithilfe seiner Beschreibung. 1993 haben Polizeikadetten drei Tage lang den Canyon durchkämmt und nichts gefunden. Der Wald dort oben ist sehr dicht, aber er behauptet, er könnte die Stelle finden.«
    »Glaubst du, dass er es tatsächlich war?«
    »Sieht ganz so aus. Er hat die anderen überzeugt, und dann ist da noch dieser Anruf, den er damals bei uns gemacht hat. Klingt alles ziemlich glaubwürdig.«
    »Aber?«
    »Ich weiß auch nicht. Vielleicht ist es mein Ego, das nicht akzeptieren will, dass ich mich so gründlich getäuscht habe und dreizehn Jahre lang einen Kerl im Visier hatte, der es gar nicht war. Mit so etwas findet sich wahrscheinlich niemand gern ab.«
    Bosch konzentrierte sich eine Weile aufs Essen. Schließlich spülte er einen Bissen Schmorbraten mit einem Schluck Wein hinunter und wischte sich mit einer Serviette den Mund ab.
    »Schmeckt wirklich ganz vorzüglich. Wo hast du das her?«
    Sie lächelte.
    »Nur irgendein Restaurant.«
    »Nein, ehrlich, das ist, glaube ich, der beste Schmorbraten, den ich je gegessen habe.«
    »Das Lokal nennt sich Jar. Das steht angeblich für Just another restaurant.«.
    »Aha, verstehe.«
    »Es ist in der Nähe meiner Wohnung, nicht weit vom Beverly. Sie haben eine lange Bar, an der man essen kann. Nachdem ich hier rausgezogen bin, habe ich zunächst ziemlich oft dort gegessen. Allein. Suzanne und Preech sind wirklich sehr nett zu mir. Ich kriege auch was zum Mitnehmen von ihnen, obwohl es eigentlich nicht die Sorte Restaurant ist.«
    »Sind sie die Köche?«
    »Die Küchenchefs. Suzanne gehört der Laden. Ich sitze dort sehr gern an der Bar und beobachte die Leute, wie sie reinkommen und sich umschauen, wer alles da ist. Im Jar verkehren nämlich jede Menge Promis. Und dann gibt es noch die Feinschmecker und die Stammgäste. Letztere sind am interessantesten.«
    »Jemand hat mal gesagt, wenn du einen Mörder lang genug einkreist, lernst du eine ganze Stadt kennen. Vielleicht gilt das auch, wenn man an der Theke eines Restaurants sitzt.«
    »Und einfacher ist es allemal. Willst du bloß das Thema wechseln, Harry, oder erzählst du mir jetzt endlich von Raynard Waits’ Geständnis?«
    »Dazu komme ich gleich. Ich dachte nur, wir essen erst zu Ende.«
    »Ist es so schlimm?«
    »Nein, nicht deswegen. Ich dachte nur, es könnte nicht schaden, kurz von allem abzuschalten. Ich weiß auch nicht.«
    Sie nickte, als könnte sie das verstehen. Sie schenkte mehr Wein in ihre Gläser.
    »Tolle Musik, die da gerade läuft. Wer ist das?«
    Bosch nickte. Sein Mund war wieder einmal voll.
    »Für mich ist es das ›Wunder aus dem Archiv‹. Es sind John Coltrane und Thelonious Monk in der Carnegie Hall. Das Konzert wurde 1957 aufgezeichnet, und das Band lag fast fünfzig Jahre in einer unbeschrifteten Schachtel im Archiv. Gammelte einfach vor sich hin, von allen vergessen. Dann fing eines Tages ein Typ von der Library of Congress an, alle Schachteln und Live-Aufnahmen durchzugehen,

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