Echo Park
nerven.«
Bosch grinste.
»Wahr gesprochen«, sagte er.
»Womit wir beim Grund Ihres Anrufs wären.«
»Richtig. Ich will die Nummer haben, die mich direkt zu Irvin Irving bringt.«
Diesmal war die Pause länger.
»Harry, ich darf Ihnen die Nummer nicht geben. Sie wurde mir anvertraut, und wenn er erfährt, dass ich sie Ihnen …«
»Ach, kommen Sie. Sie wurde Ihnen und jedem anderen Journalisten anvertraut, der über den Wahlkampf berichtet, und das wissen Sie ganz genau. Er würde nie erfahren, wer sie mir gegeben hat, außer ich sage es ihm, und das werde ich nicht tun. Sie wissen, Sie können sich auf mich verlassen.«
»Trotzdem, mir ist einfach nicht wohl dabei, die Nummer ohne seine Erlaubnis weiterzugeben. Wenn Sie möchten, dass ich ihn anrufe und frage, ob ich …«
»Er wird sicher nicht mit mir sprechen wollen, Keisha. Darum geht es doch. Wenn er mit mir sprechen wollte, könnte ich ihm in seiner Wahlkampfzentrale eine Nachricht hinterlassen – die übrigens wo ist?«
»In der Broxton in Westwood. Trotzdem habe ich kein gutes Gefühl dabei, Ihnen die Nummer zu geben.«
Bosch griff rasch nach der Daily News, die so gefaltet war, dass die Seite mit dem Artikel über die politischen Auswirkungen zu sehen war. Er warf einen kurzen Blick auf die Zeile mit dem Namen des Verfassers.
»Na schön, vielleicht haben ja Sarah Weinman oder Duane Swierczynski ein besseres Gefühl dabei, sie mir zu geben. Vielleicht haben sie auch nichts dagegen, wenn ihnen jemand einen Gefallen schuldig ist, der unmittelbar in die Sache verwickelt ist.«
»Also gut, Bosch, meinetwegen, Sie brauchen nicht zu ihnen zu rennen, okay? Das hätte ich Ihnen wirklich nicht zugetraut.«
»Ich will mit Irving reden.«
»Also schön, aber Sie sagen nicht, woher Sie die Nummer haben.«
»Selbstverständlich nicht.«
Sie gab ihm die Nummer durch, und er prägte sie sich ein. Er versprach ihr, sie anzurufen, wenn es in Zusammenhang mit den Vorfällen im Beachwood Canyon etwas Neues gab, das für sie von Interesse war.
»Es braucht übrigens nichts Politisches zu sein«, sagte sie mit Nachdruck. »Einfach alles, was mit dem Fall zu tun hat, ja? Ich kann nach wie vor auch noch eine Polizeimeldung schreiben, wenn ich die Erste bin, die sie kriegt.«
»Alles klar, Keisha. Danke.«
Er klappte das Handy zu und legte Geld für die Rechnung sowie Trinkgeld auf die Theke. Als er das Lokal verließ, klappte er das Handy wieder auf und tippte die Nummer ein, die ihm die Journalistin gerade gegeben hatte. Nach dem sechsten Läuten ging Irving dran, ohne seinen Namen zu nennen.
»Spreche ich mit Irvin Irving?«
»Ja, wer ist da?«
»Ich wollte Ihnen nur danken, dass Sie alles bestätigt haben, was ich immer schon von Ihnen dachte. Sie sind nichts weiter als ein intriganter Opportunist. Das waren Sie, als Sie noch bei der Polizei waren, und sind es immer noch.«
»Sind Sie das, Bosch? Sind Sie Harry Bosch? Von wem haben Sie diese Nummer?«
»Von einem Ihrer eigenen Leute. Wahrscheinlich gefällt jemandem in Ihrem eigenen Lager die Botschaft nicht, die Sie unter die Leute bringen.«
»Das muss nun wirklich nicht Ihre Sorge sein, Bosch. Seien Sie da wirklich vollkommen unbesorgt. Wenn ich im Amt bin, können Sie schon mal anfangen, die Tage zu zählen, die Sie …«
Botschaft übermittelt. Bosch klappte das Handy zu. Es war ein gutes Gefühl, das gesagt zu haben, ohne sich Sorgen darüber machen zu müssen, dass Irving ein Vorgesetzter war, der mit Konsequenzen drohen konnte.
Zufrieden mit seiner Reaktion auf die Zeitungsmeldungen, stieg Bosch in sein Auto und fuhr zum Krankenhaus.
ZWANZIG
Auf dem Flur der Intensivstation kam Bosch eine Frau entgegen, die gerade Kiz Riders Zimmer verlassen hatte. Es war Riders ehemalige Lebenspartnerin. Er hatte sie ein paar Jahre zuvor kurz kennengelernt, als er ihr mit Rider zufällig beim Playboy Jazz Festival in der Hollywood Bowl begegnet war.
Er nickte der Frau zu, als sie an ihm vorbeiging, aber sie blieb nicht stehen, um ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Er klopfte einmal an Riders Tür und ging hinein. Seine Partnerin sah wesentlich besser aus als am Tag zuvor, war aber noch nicht annähernd wiederhergestellt. Sie war bei Bewusstsein, als Bosch das Zimmer betrat, und folgte ihm mit dem Blick, als er an ihr Bett kam. In ihrem Mund steckte kein Schlauch mehr, aber ihre rechte Gesichtshälfte hing schlaff nach unten, sodass Bosch sofort dachte, sie könnte während der Nacht einen Schlaganfall
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