Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
erlitten haben.
    »Keine Sorge«, sagte sie langsam und mit undeutlicher Stimme. »Sie haben meinen Hals betäubt, und das wirkt sich auch auf die eine Gesichtshälfte aus.«
    Er drückte ihre Hand.
    »Verstehe. Und wie geht es dir sonst?«
    »Nicht so besonders. Es tut weh, Harry. Richtig weh.«
    Er nickte.
    »Mhm.«
    »Am Nachmittag werde ich an der Hand operiert. Das wird auch noch mal schmerzhaft.«
    »Aber danach geht es nur noch aufwärts. Dann werden sie dich in der Reha wieder aufpäppeln.«
    »Hoffentlich.«
    Sie hörte sich niedergeschlagen an, und Bosch wusste nicht, was er sagen sollte. Vierzehn Jahre zuvor, als er etwa in ihrem Alter war, war Bosch ebenfalls im Krankenhaus wieder zu sich gekommen, nachdem er eine Kugel in die linke Schulter bekommen hatte. Er konnte sich noch gut an die höllischen Schmerzen erinnern, die jedes Mal einsetzten, wenn die Wirkung des Morphiums nachzulassen begann.
    »Ich habe dir ein paar Zeitungen mitgebracht«, sagte er. »Soll ich sie dir vorlesen?«
    »Ja. Steht aber wahrscheinlich nichts Gutes drin.«
    »Nein, nichts Gutes.«
    Er hielt die Times hoch, damit sie das Verbrecherfoto von Waits sehen konnte. Dann las er ihr die beiden Artikel vor. Als er fertig war, sah er sie an. Sie machte ein bekümmertes Gesicht.
    »Alles klar?«
    »Du hättest ihm folgen sollen, Harry, statt dich um mich zu kümmern.«
    »Red doch keinen Quatsch.«
    »Doch, du hättest ihn vielleicht erwischt, dort oben im Wald. Stattdessen hast du mir das Leben gerettet. Und jetzt schau, in was du dich reingeritten hast.«
    »Das ist nun mal so, Kiz. Ich hatte dort oben nur einen Gedanken – dich auf schnellstem Weg ins Krankenhaus zu schaffen. Ich habe ein verdammt schlechtes Gewissen wegen der ganzen Sache.«
    »Weswegen solltest du ein schlechtes Gewissen haben?«
    »Da gibt es einiges. Als ich letztes Jahr in den Polizeidienst zurückgekehrt bin, habe ich dich breitgeschlagen, deine Stelle im Büro des Chief aufzugeben und wieder mit mir zusammenzuarbeiten. Du wärst gestern nicht dabei gewesen, wenn ich …«
    »Bitte, lass den Scheiß! Halt einfach die Klappe!«
    Er konnte sich nicht erinnern, dass sie jemals zuvor solche Ausdrücke gebraucht hatte. Er tat, wozu sie ihn aufforderte.
    »Sei bitte still«, sagte sie noch einmal. »Davon will ich nichts mehr hören. Was hast du mir sonst noch mitgebracht?«
    Bosch hielt die Kopie des Gesto-Mordbuchs hoch.
    »Oh, nichts. Nur das hier. Um was zu lesen zu haben, falls du geschlafen hättest. Es ist die Kopie der Gesto-Akte, die ich kurz vor meiner ersten Pensionierung gemacht habe.«
    »Und was willst du damit?«
    »Wie gesagt, ich wollte sie noch mal durchlesen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir irgendetwas übersehen haben.«
    »Wir?«
    »Ich. Dass ich etwas übersehen habe. In letzter Zeit habe ich ziemlich oft eine Aufnahme eines Konzerts von Coltrane und Monk in der Carnegie Hall gehört. Das Band lag die ganze Zeit im Carnegie-Archiv rum, fast fünfzig Jahre lang, bis es jemand entdeckte. Die Sache ist die, der Typ, der es entdeckt hat, muss ihre Art zu spielen sehr genau gekannt haben, um zu merken, was für ein Schatz in dieser Schachtel im Archiv war.«
    »Und was soll das mit der Akte hier zu tun haben?«
    Bosch grinste. Da lag sie mit zwei Schusswunden auf der Intensivstation und putzte ihn runter wie in ihren besten Zeiten.
    »Keine Ahnung. Ich werde nur das Gefühl nicht los, dass sich in der Akte irgendetwas verbirgt, und dass ich der Einzige bin, der es finden kann.«
    »Na dann viel Glück. Bleib doch einfach hier sitzen, und lies deine Akte. Ich schlaf jetzt erst mal ein Weilchen.«
    »Okay, Kiz. Ich bin ganz still.«
    Er zog sich von der Wand einen Stuhl ans Bett. Als er sich setzte, begann sie noch einmal zu sprechen.
    »Ich komme nicht zurück, Harry.«
    Er sah sie an. Das war nicht, was er hören wollte, aber er hatte nicht vor, ihr zu widersprechen. Zumindest im Moment nicht.
    »Ganz wie du meinst, Kiz.«
    »Sheila, meine Verflossene, hat mich gerade besucht. Sie hat es in den Nachrichten gesehen und ist daraufhin hergekommen. Sie sagt, sie kümmert sich um mich, bis es mir wieder bessergeht. Aber sie will nicht, dass ich zur Polizei zurückkehre.«
    Das erklärte, warum sie draußen auf dem Gang nicht mit Bosch hatte sprechen wollen.
    »Das war bei uns schon immer ein Streitpunkt, weißt du?«
    »Du hast es mir mal erzählt. Aber lass uns jetzt nicht darüber reden.«
    »Es geht nicht nur um Sheila. Es betrifft vor

Weitere Kostenlose Bücher