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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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leer. Ein kurzer Blick auf den Arbeitsplatz, den sich Marcia und Jackson teilten, verriet ihm, dass die beiden unterwegs waren. Weil er, um zu seinem Schreibtisch zu kommen, ohnehin an der offenen Tür von Abel Pratts Büro vorbeimusste, beschloss er, gleich in die Offensive zu gehen, und steckte den Kopf durch die Tür. Sein Vorgesetzter saß an seinem Schreibtisch und aß Rosinen aus einer kleinen roten Box, die aussah, als sei sie für ein Kind gedacht. Er schien überrascht, Bosch zu sehen.
    »Harry, was machen Sie denn hier?«
    »Die OIS hat mich einbestellt. Ich sollte mir das Video ansehen, das O’Sheas Mann auf der Exkursion nach Beachwood aufgenommen hat.«
    »Sind da die Schüsse drauf?«
    »Nicht wirklich. Er behauptet, die Kamera war aus.«
    Pratts Augenbrauen hoben sich fragend.
    »Und Randolph glaubt ihm nicht?«
    »Schwer zu sagen. Der Kameramann hat die Kassette erst heute Morgen rausgerückt, und wie es aussieht, wurde sie manipuliert. Das will Randolph jetzt vom SID prüfen lassen. Aber nachdem ich schon mal hier bin, dachte ich, ich bringe schon mal ein paar Akten und Kram ins Archiv zurück – ein bisschen Platz schaffen. Kiz hat sich auch einige Akten ausgeliehen, und sie wird wohl so schnell nicht wieder zurückkommen.«
    »Das ist wahrscheinlich keine schlechte Idee.«
    Bosch nickte.
    »Übrigens«, sagte Pratt, den Mund voller Rosinen. »Ich habe gerade von Tim und Rick gehört. Sie sind jetzt fertig drüben in der Mission. Die Autopsie war heute Vormittag, und sie haben sie identifiziert. Es ist tatsächlich Marie Gesto. Sie konnten es anhand des Gebisses bestätigen.«
    Bosch nickte erneut. Die Neuigkeit hatte etwas seltsam Endgültiges. Die Suche nach Marie Gesto war beendet.
    »Das war’s dann wohl.«
    »Die beiden meinten, dass Sie ihre Angehörigen verständigen wollten. Sie hätten es ihnen angeboten.«
    »Ja. Aber ich warte wahrscheinlich bis heute Abend, wenn Dan Gesto von der Arbeit kommt. Besser, es sind beide Eltern da.«
    »Das bleibt Ihnen überlassen, Harry. Wir hier werden jedenfalls solange noch den Deckel drauf halten. Ich rufe auch in der Gerichtsmedizin an, dass sie bis morgen nichts Offizielles rauslassen.«
    »Danke. Haben Tim oder Rick was über die Todesursache gesagt?«
    »Sieht nach Strangulation aus. Das Zungenbein war gebrochen.«
    Für den Fall, dass Bosch nicht wusste, wo sich das empfindliche Zungenbein befand, berührte Pratt kurz die Vorderseite seines Halses. Bosch hatte zwar an die hundert Strangulationsfälle bearbeitet, verkniff sich aber einen Kommentar.
    »Wirklich traurige Geschichte das, Harry. Ich weiß, wie sehr Sie sich den Fall zu Herzen genommen haben. Als Sie anfingen, alle paar Monate die Akte wieder vorzukramen, wurde mir klar, wie viel Ihnen daran lag.«
    Bosch nickte stumm. Als er zu seinem Schreibtisch ging, musste er daran denken, dass die Leiche jetzt identifiziert war, obwohl er vor dreizehn Jahren überzeugt gewesen war, Marie Gesto würde nie gefunden werden. Die Dinge nahmen oft eine seltsame Wendung. Er machte sich daran, alle Akten, die zum Waits-Ermittlungsverfahren gehörten, zusammenzupacken. Das Gesto-Mordbuch hatten zwar Marcia und Jackson, aber das machte nichts, weil er im Auto seine eigene Kopie hatte.
    Er ging zum Schreibtisch seiner Partnerin auf der anderen Seite, um die Akten über Daniel Fitzpatrick einzusammeln, den Pfandleiher aus Hollywood, den Waits aller Wahrscheinlichkeit zufolge bei den Unruhen von 1992 ermordet hatte. Er sah zwei Plastikcontainer auf dem Boden stehen. Als er einen von ihnen öffnete, stellte er fest, dass er die Unterlagen enthielt, die aus dem ausgebrannten Leihhaus geborgen worden waren. Bosch erinnerte sich, dass Rider sie erwähnt hatte. Der modrige Geruch der beim Löschen des Brands nass gewordenen Dokumente stieg ihm in die Nase, und er machte den Deckel rasch wieder zu. Er beschloss, auch diese Unterlagen mitzunehmen, aber um alles zu seinem Auto hinunterzuschaffen, müsste er zweimal an Pratts offener Tür vorbei, und das wiederum böte seinem Chef zwei Anlässe, neugierig zu werden, was Bosch eigentlich vorhatte.
    Bosch überlegte schon, ob er die Behälter ganz zurücklassen sollte, doch dann kam ihm das Glück zu Hilfe. Pratt kam aus seinem Büro und schaute zu ihm herüber.
    »Würde mich mal interessieren, wer den Unsinn in die Welt gesetzt hat, Rosinen wären eine geeignete Zwischenmahlzeit. Ich bin immer noch hungrig. Soll ich Ihnen von unten was mitbringen, Harry? Einen

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