Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
vornübergebeugt, weshalb sein Blouson offen stand. Bosch konnte sehen, dass seine Pistole in einem Halfter an seiner linken Hüfte steckte, aus dem er sie quer über den Körper ziehen konnte.
    Bosch erhob sich und ging zum Monitor. Er zog einen Stift aus der Tasche und tippte auf den Bildschirm.
    »Sehen Sie das? Sieht so aus, als wäre der Verschluss seines Halfters geöffnet.«
    Randolph und Osani schauten aufmerksam auf den Bildschirm. Der Sicherheitsverschluss war ihnen bisher offensichtlich nicht aufgefallen.
    »Könnte doch sein, dass er seine Waffe schussbereit haben wollte, falls der Häftling auf dumme Gedanken kommt«, sagte Osani. »Das verstößt jedenfalls nicht gegen die Vorschriften.«
    Weder Bosch noch Randolph sagten etwas. Unabhängig davon, ob es in Einklang mit den Vorschriften stand, war es eine Unstimmigkeit, die sich nicht erklären ließ, weil Olivas tot war.
    »Sie können es jetzt ausmachen, Reg«, sagte Randolph schließlich zu Osani.
    »Nein – könnten Sie es noch mal abspielen?«, sagte Bosch. »Nur die Stelle auf der Leiter.«
    Randolph nickte Osani zu, worauf dieser die Kassette zurückspulte und erneut startete. Bosch versuchte, mithilfe der Bilder auf dem Monitor seine eigenen Erinnerungen an das zu stimulieren, was passiert war, nachdem Waits das obere Ende der Leiter erreicht hatte. Er erinnerte sich, nach oben geschaut und gesehen zu haben, wie Olivas herumgewirbelt wurde, sodass er denen, die unten standen, den Rücken zukehrte und die Schusslinie auf Waits verstellte. Jetzt fiel ihm auch wieder ein, dass er sich gefragt hatte, wo Kiz war und warum sie nicht einschritt.
    Dann fielen Schüsse, und Olivas stürzte rückwärts die Leiter hinunter auf ihn zu. Bosch riss die Hände hoch, um den Aufprall zu dämpfen. Als er dann unter Olivas auf dem Boden lag, hörte er weitere Schüsse und schließlich die Beschimpfungen.
    Die Beschimpfungen. Die er wegen des Adrenalinstoßes und der Panik vergessen hatte. Waits war an den Rand des Steilhangs gekommen und hatte von oben auf sie gefeuert. Und er hatte etwas gerufen. Er hatte O’Shea, weil er weglief, einen Feigling beschimpft. Aber er hatte nicht nur das gerufen.
    »Lauf nur, du Feigling! Was wird jetzt aus deinem miesen Kuhhandel?«
    In dem Durcheinander und der Hektik der Flucht und während der verzweifelten Bemühungen, Kiz Rider zu retten, hatte Bosch diese Verhöhnung ganz vergessen.
    Was hatte das zu bedeuten? Was meinte Waits, wenn er die Abmachung einen »Kuhhandel« nannte?
    »Was ist?«, fragte Randolph.
    Bosch tauchte aus seinen Gedanken auf und sah ihn an.
    »Nichts. Ich habe nur versucht, mich auf das zu konzentrieren, was in den Momenten passiert ist, die nicht auf dem Video sind.«
    »Es sah so aus, als hätten Sie sich an etwas erinnert.«
    »Ich musste nur daran denken, dass es mich um ein Haar ebenso erwischt hätte wie Olivas und Doolan. Olivas ist auf mich gefallen. Er wurde mein Schutzschild.«
    Randolph nickte.
    Plötzlich wollte Bosch nur noch weg. Er wollte sich mit seiner Entdeckung – »Was wird jetzt aus deinem miesen Kuhhandel?« – eingehend und in Ruhe beschäftigen. Er wollte sie zu Pulver zermahlen und unter dem Mikroskop analysieren.
    »Lieutenant, haben Sie sonst noch was für mich?«
    »Vorer st nicht.«
    »Dann werde ich mich mal wieder auf den Weg machen. Rufen Sie einfach an, wenn Sie mich brauchen.«
    »Und Sie rufen mich an, wenn Ihnen wieder einfällt, woran Sie sich nicht erinnern können.«
    Er bedachte Bosch mit einem wissenden Blick. Bosch schaute weg.
    »Klar.«
    Bosch verließ das OIS-Büro und ging zu den Aufzügen. Er hätte nach unten fahren und das Gebäude verlassen sollen. Aber stattdessen drückte er auf den Knopf mit dem Pfeil, der nach oben zeigte.
EINUNDZWANZIG
    Dass ihm wieder eingefallen war, was Waits gerufen hatte, ließ alles in einem anderen Licht erscheinen. Es konnte nur heißen, dass dort oben im Beachwood Canyon irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugegangen war, etwas, worauf er sich keinen Reim machen konnte. Deshalb wollte er sich erst einmal zurückziehen, um in Ruhe über alles nachzudenken, bevor er irgendwelche konkreten Schritte unternahm. Aber der Termin mit den OIS-Ermittlern hatte ihm einen Anlass verschafft, ins Parker Center zu kommen, und er wollte die Gelegenheit nutzen, bevor er nach Hause fuhr.
    Er betrat Zimmer 503, den Bereitschaftsraum von Offen-Ungelöst, und ging zu der Nische, in der sein Schreibtisch stand. Der Bereitschaftsraum war fast

Weitere Kostenlose Bücher