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Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Titel: Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
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dass jeder Opfer werden kann und nicht unbedingt irgendwas Seltsames an sich haben muss. Aus meiner Schulzeit kann ich das so aber nicht bestätigen. Sabine Trullerhausen, die wir immer geärgert haben, die war einfach nicht wie wir. Die hat gestunken und war eklig. Wir fanden, die ist selbst schuld daran, dass wir sie nicht mögen. Heute denke ich: Voll gemein waren wir. Vielleicht hat sie gar nicht gestunken. Vielleicht war sie gar nicht so blöd, wie wir dachten. Warum haben die Lehrer nichts gemacht? Wir haben sogar regelmäßig Klassenkloppe organisiert. Alle haben sich dann auf dem Hof in einer Ecke zusammengerottet, und dann ist die ganze Klasse auf einen Einzelnen losgegangen. Wo war da eigentlich die Pausenaufsicht? Hat mir ein Lehrer oder eine Lehrerin mal gesagt, dass ich Sabine nicht ärgern soll? Nö. Wie hätte ich das denn dann wissen sollen, dass man das nicht macht, wenn mir das keiner sagt?
    Meine Schüler kennen sich eher mit Cybermobbing aus. Sie sind auch schon alle bei Facebook. Finde ich etwas zu früh. Ich werde mich auch nicht mit ihnen befreunden, bevor sie in der Neunten oder Zehnten sind.
    Maria aus meiner Klasse steckt zurzeit in einer Cyberaffäre fest. Sie hat in der letzten Woche immer wieder einzelne Unterrichtsstunden gefehlt. Deshalb habe ich mich heute nach dem Unterricht mit ihr zusammengesetzt und sie ein wenig interviewt.
    »Mit wem musstest du denn nun was klären und konntest deshalb nicht zu Deutsch gehen, Maria? Ich versteh das immer noch nicht.«
    »Aaalso, Mustafa und Ozan hatten gesagt, dass ich Scheiße über sie laber. Aber das stimmt gar nicht, und da wollte ich das mit denen klären.«
    »Mustafa? Ozan? Sind die auf unserer Schule?«
    »Ja, in der Achten.«
    »In welcher Klasse?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Wie sehen die denn aus?«
    »Weiß ich nicht. Ich habe die ja noch nie gesehen.«
    »Äh, aber wieso … Ach, kennst du die von Facebook?«
    »Ja, und da hat dieser Ozan mich angechattet und meinte, ich soll nicht so Scheiße über ihn labern, sonst passiert was. Und dann habe ich mich mit dem verabredet, auf dem Hof, weil ich das klären wollte.«
    »Wie? Das verstehe ich nicht. Du kennst den gar nicht und willst mit dem irgendwas ›klären‹?«
    »Ja, ich wollte das klären. Also mit dem reden, damit der aufhört, über mich zu reden. Hat er aber nicht, und jetzt redet die ganze Schule über mich. Dass ich eine Bitch bin. Dann kamen zwei Mädchen aus der Neunten, und die haben mich voll angemacht, ich soll Ozan in Ruhe lassen. Und die eine meinte, Ozans Freundin ist voll sauer auf mich. Wenn die mich erwischen würde, dann könnte ich mein Testament machen. Dabei kenne ich diesen Ozan doch gar nicht. Und dann kam ein Mädchen und meinte, ich bin eine Schlampe, weil ich ihr Mustafa ausgespannt hätte. Ich soll nur abwarten, ich kann noch was erleben. Aber Mustafa kenne ich doch auch nicht.«
    »Aber auf Facebook bist du mit diesem Mustafa und diesem Ozan befreundet, oder?«
    »Ja. Alle sind mit allen befreundet. Die ganze Schule ist doch da.«
    »Also, Maria, ich glaube, du gehst jetzt erst mal nach Hause und räumst deinen Facebook-Account auf. So richtige Freunde scheinen die beiden nicht zu sein. Weißt du, ich bin ja auch bei Facebook, aber ich bin nur mit Leuten befreundet, die ich persönlich kenne und auch in der richtigen Welt nett finde. Bei Mustafa und Ozan weißt du ja schon mal nicht, wer die sind. Kennst du denn sonst alle Leute, mit denen du bei Facebook befreundet bist?«
    »Ja, eigentlich schon. Also das sind alles Freunde, oder Freunde von Freunden, die ich aber auch kenne.«
    »Wie viele Freunde hast du denn bei Facebook?«
    »Nicht so viele, ungefähr 500.«
    Aus dir wird nichts
    »Ihr sollt jetzt noch den Vokabeltest schreiben, dann diesen Hörtext im Buch bearbeiten – also nur zuhören und mitlesen –, dazu ein paar kleine Fragen beantworten, dann gebe ich euch die Arbeit zurück und schon ist Schluss.« Diese Stundenplanung hauche ich mit letzter Kraft dem Widerwillen von zwanzig durchgeknallten Siebtklässlern entgegen.
    »Guckt mal, ihr seid heute nur so wenig Schüler, ihr seid fertig vom Tag, wir hatten alle schon so viel Unterricht heute, ich habe Kopfschmerzen … Lasst uns mal versuchen, eine ruhige letzte Stunde zu haben.«
    Beim Anblick der Schüler weiß ich sofort: Daraus wird nichts. Ich habe mein Pulver schon längst in anderen Klassen verschossen. In der anstrengenden Achten zum Beispiel, die ich auf eine Klassenarbeit

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