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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Fangs, Tangs, Sungs und McSweeneys sind
    schon seit Jahrtausenden damit beschäftigt, sich gegenseitig umzubrin-
    gen. Es gehört gewissermaßen zur politischen Tradition des Achatenen
    Reiches.«
    »Die McSweeneys?«
    »Eine sehr alte, adlige Familie.«
    Rincewind nickte bedrückt. Wenn man ein System hatte, in dem sich
    heimtückische Mörder durchsetzten, bekam man früher oder später sehr
    fähige heimtückische Mörder. Irgendwann wurde es gefährlich, sich über eine Wiege zu beugen…
    Erneut ertönte ein Schrei.
    Rincewind trat nach den Mauersteinen.
    Ein Schlüssel drehte sich im Schloß.
    »Oh«, sagte Zweiblum.
    Doch die Tür öffnete sich nicht.
    Schließlich gab sich Rincewind einen inneren Ruck, trat näher und griff
    nach dem großen Eisenring.
    Die Tür schwang nach außen auf. Aber nicht ganz, weil der Leib eines
    liegenden Wächters einen wirkungsvol en Türanschlag bildete.
    Ein Schlüssel steckte im Schloß, verbunden mit einem Stahlring, an
    dem weitere Schlüssel hingen.
    Ein unerfahrener Gefangener wäre jetzt einfach losgelaufen. Doch
    Rincewind hatte die Kunst des Überlebens zur Meisterschaft entwickelt
    und wußte daher: Unter den gegenwärtigen Umständen war es besser,
    al e anderen Gefangenen freizulassen, ihnen auf den Rücken zu klopfen
    und zu sagen: »Beeilt euch! Die Wächter sind schon unterwegs und wol-
    len euch wieder einsperren!« Anschließend suchte der kluge Exhäftling
    am besten einen ruhigen Ort auf und wartete dort, bis die Verfolger in
    der Ferne verschwanden.
    Zuerst öffnete er die Tür von Zweiblums Zelle.
    Der kleine Mann war dünner und schmutziger, als er ihn in Erinnerung
    hatte, außerdem trug er nun einen flaumigen Bart. Doch in seinem Ge-
    sicht erkannte Rincewind vertraute Züge. Er sah das charakteristische
    offene, vertrauensvolle Lächeln, das folgende Botschaft verkündete: Was auch immer Zweiblum derzeit hinnehmen mußte – es war das Ergebnis
    eines bedauerlichen Mißverständnisses, das vernünftige Leute bald aus
    der Welt schaffen würden.
    »Rincewind!« entfuhr es ihm. »Du bist es wirklich! Ich hätte nicht gedacht, dich noch einmal wiederzusehen.«
    »Ja«, bestätigte Rincewind. »Das habe ich auch gedacht.«
    Zweiblum sah an ihm vorbei zu dem reglosen Wächter.
    »Ist er tot?« fragte er angesichts des Mannes, in dessen Rücken ein
    Schwert steckte.
    »Das halte ich für sehr wahrscheinlich.«
    »Hast du ihn getötet?«
    »Ich war in der Zelle.«
    »Bemerkenswert! Toller Trick!«
    Zweiblum war mehrere Jahre lang direkt mit der Realität konfrontiert
    gewesen, hatte sich jedoch nie zu der Erkenntnis durchgerungen, daß
    Rincewind über die gleichen magischen Fähigkeiten verfügte wie eine
    gewöhnliche Hausfliege. Es war völ ig sinnlos, ihn darauf hinzuweisen.
    Das führte nur dazu, daß Zweiblum den imaginären Tugenden Rince-
    winds Bescheidenheit hinzufügte.
    Rincewind öffnete weitere Türen. Die zerlumpten Gestalten dahinter
    blinzelten im etwas hel eren Licht. Einer der Gefangenen war Drei
    Pflugochsen. Er schien verprügelt worden zu sein. Oder jemand hatte
    versucht, seine Aufmerksamkeit zu erzwingen.
    »Das ist Rincewind«, sagte Zweiblum stolz. »Der Große Zauberer. Er
    hat den Wächter aus seiner Zel e heraus getötet.«
    Die Befreiten sahen höflich zu der Leiche.
    »Eigentlich habe ich gar nichts mit dem Tod des Wächters zu tun«,
    sagte Rincewind.
    »Und er ist bescheiden!«
    »Langes Leben Den Bemühungen Des Volkes!« brachte Drei Pflug-
    ochsen zwischen angeschwollenen Lippen hervor.
    »Für Mich Auch Einen Halben«, erwiderte Rincewind. »Hier sind
    Schlüssel, klimperklimper, großer Kerl auch die anderen Gefangenen
    rauslassen hopp-hopp.«
    Einer der Befreiten hinkte zum Ende des Flures.
    »Hier liegt noch ein toter Wächter«, berichtete er.
    »Mich trifft keine Schuld«, klagte Rincewind. »Ich meine, ich habe mir
    ihren Tod gewünscht, aber…«
    Die Leute wichen vor ihm zurück. Niemand wol te einem Mann zu
    nahe sein, der so wünschen konnte.
    In Ankh-Morpork hätten sie gesagt: »O ja, natürlich, er hat ihnen mit
    Magie Klingen in den Rücken gestochen, nicht wahr?« Aber in Ankh-
    Morpork wußte man nicht nur über Rincewind Bescheid, sondern kann-
    te auch die Macht wahrer Zauberer: Wenn sie wol ten, daß jemand starb,
    dann hatte der Betreffende gar keinen Rücken mehr, in den man etwas
    stechen konnte.
    Inzwischen lernte Drei Pflugochsen, wie man Türen aufschloß. Weite-
    re Gefangene taumelten in den

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