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Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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sollte.
    »Was für ein Angeber«, sagte Mickey.
    »Beruhig dich, Pop.«
    »Haben wir nicht irgendwo ein paar Feuerameisen?«
    »Jetzt reicht’s aber.«
    Ein irgendwie zerknittert aussehender Assistent in orangefarbenen Halbschuhen und Kordweste machte sich daran, etwas auf Dereks Arme und Beine zu sprühen. Wahoo nahm zunächst an, es handle sich um Insektenspray, doch dann befahl der Mann Derek, die Augen zu schließen, und sprühte ihm auch noch das Gesicht ein.
    »Was ist denn das für ein Zeug?«, fragte Wahoo Raven Stark.
    »Selbstbräuner«, erwiderte sie.
    Wahoo fand zwar, auch jemand, der nur einen Überlebenskünstler spielte , sollte echte Sonnenbräune haben, aber anscheinend war nichts an Derek Badger echt. Der Star ging in sein Wohnmobil zurück, um das Spray einwirken zu lassen. Das TV-Team machte solange eine Pause und aß Donuts und Bagels. Wahoo half seinem Vater, das Schneidegras zu stutzen, damit eine der Kameras, mit denen die Szenen im Wasser aufgenommen werden sollten, aufgestellt werden konnte.
    »Wie geht’s Alice?«, fragte Wahoo.
    »Die ist vollgefressen und zufrieden«, sagte sein Dad.
    Der satte Alligator lag auf dem Grund des Brackwasserteichs. Von Zeit zu Zeit stiegen Luftblasen auf, die verrieten, wo sich die Schnauze des Tiers befand.
    »Wo ist Ihre Waffe?«, fragte Raven Mickey Cray.
    »Oh, nur keine Aufregung.« Er zog sein T-Shirt hoch und zeigte ihr den Griff einer Pistole, die er sich in den Hosenbund gesteckt hatte. Der Vertrag mit dem Fernsehsender schrieb vor, dass Mickey stets eine Schusswaffe bei sich trug, für den Fall, dass etwas schieflief und eines der Tiere aggressiv wurde.
    »Das ist eine .45er«, sagte Mickey. »Sind Sie jetzt beruhigt?«
    Raven ging Derek holen, während Wahoo die Schnappschildkröte brachte, die in der ersten Szene auftreten sollte. Obwohl die Schildkröte ziemlich massig war, trug Wahoo sie mit ausgestreckten Armen. Das Tier hatte einen langen, biegsamen Hals und konnte blitzschnell zuschnappen.
    »Hat die denn gar keinen Namen?«, erkundigte sich Derek in spöttischem Ton. »Wie wär’s mit Schnappi die schreckliche Schildkröte?«
    Wahoo ignorierte ihn. Nachdem er das Reptil neben dem Teich abgesetzt hatte, zog er sich zurück. Der Regisseur, ein Typ mit Strubbelbart, rief: »Und Action!«
    Sofort kniete Derek sich hin und schob sein jetzt bronzefarben schimmerndes Gesicht neben das der Schildkröte. In Wirklichkeit kam er ihr nicht so nahe, wie die Kamera es aussehen ließ. Dann fing er an, mit atemloser Stimme den Text aufzusagen, den er zuvor auswendig gelernt hatte:
    »Diese Schnappschildkröten gehören zu den gefährlichsten Raubtieren der Everglades! Sie sind so gut getarnt, dass sie genau wie ein mit Moos bewachsener Felsbrocken aussehen, und wenn sie ihre scharfkantigen, kräftigen Kiefer öffnen, kommt eine lange, wurmartige Zunge zum Vorschein, die sie wie einen Köder hin und her bewegen …«
    Abrupt verstummte Derek und sagte: »Cut!« Dann winkte er Mickey Cray ungehalten heran. »Schnappis Zunge muss unbedingt zu sehen sein.«
    »Er heißt nicht Schnappi«, entgegnete Wahoos Vater, »und wenn ihm nicht danach ist, kann ich ihn nicht zwingen, das Maul zu öffnen.«
    »Wofür bezahlen wir Sie dann eigentlich?«
    »Hauptsächlich, um zu verhindern, dass Sie in der Notaufnahme landen.«
    »Wie bitte?«
    Rasch trat Wahoo vor. »Mr. Badger, die Schildkröte lässt ihre Zunge nur unter Wasser und nur, wenn sie hungrig ist, vorschnellen.«
    »Ist ja großartig.« Derek blickte zu Raven hinüber. »Ich hatte bei dieser ganzen Geschichte von Anfang an kein gutes Gefühl, das weißt du ja.«
    »Sie wollen also, dass sie das Maul aufmacht, ja?«, fragte Wahoos Dad. Er brach einen dünnen Ast von einer Kiefer, entfernte die Zweige und reichte ihn dem Fernsehstar. »Dann versuchen Sie’s mal hiermit.«
    »Sei bloß vorsichtig, Derek«, ermahnte ihn Raven.
    »Jawohl, Mum !« Lachend ließ er sich wieder auf die Knie nieder, diesmal näher bei der Schildkröte. Sobald die Kameras liefen, stach er mit dem spitzen Ende des Asts nach der Schnauze des Reptils, das die Augen schloss und sich in seinen Panzer zurückzog.
    »Nun komm schon, schrecklicher Schnappi«, säuselte Derek, »sag Aaahhh.«
    Wahoo wusste, dass er schnellstens etwas unternehmen musste. Leise trat er hinter den Kameramann, der Derek am nächsten stand, und forderte den Star mit einer Handbewegung auf zurückzuweichen, was Derek aber nicht bemerkte. Vielleicht tat er auch nur

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