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Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Sie denn beruflich?«
    »Bin Wachmann. Deshalb darf ich auch den schlimmen Jungen hier bei mir haben.« Damit meinte er seinen Revolver. »Im Moment such ich ’nen neuen Job. Hey, hören Sie das?«
    »Nein«, entgegnete Mickey Cray, was nicht stimmte. Auch er hörte Motorengeräusche. Ob das die Polizei war? Oder Link?
    Doch das ergab keinen Sinn – einem Entführer nachzujagen, der Jagd auf einen machte. Nicht mit zwei Kindern an Boot.
    Link ist zwar kein Einstein , dachte Mickey, aber auch nicht total bekloppt .
    »Das war nur der Donner, was Sie da gehört haben«, sagte Mickey zu Tunas Vater.
    »Nein, war’s nicht.«
    Rasch ließ Mickey den Motor an, um alle anderen Geräusche zu übertönen.
    Tunas Vater schmiss die leere Bierdose ins Wasser. Gewöhnlich ließ Mickey so was nicht durchgehen, aber diesmal hielt er den Mund. Der Mann hatte schließlich eine Waffe.
    »Das is’ von da drüben gekommen«, sagte Jared Gordon. »Fahren Sie mal da lang.«
    »Sie sind der Käpt’n«, erwiderte Mickey.
    Er hatte vor, die entgegengesetzte Richtung einzuschlagen, falls tatsächlich Link und die Kinder in dem anderen Sumpfboot saßen. Deshalb fuhr er in großem Bogen eine Acht. Es dauerte jedoch nicht lange, bis Jared Gordon misstrauisch wurde.
    »He, ich hab doch gesagt, da lang!« Er presste Mickey die Revolvermündung brutal ins Fleisch.
    Der Regen nahm ihnen fast die Sicht, was unangenehm war, gleichzeitig aber Mickeys Strategie begünstigte. Bei schönem Wetter hätte man das andere Boot mühelos hören und verfolgen können, und Tunas Dad hätte sofort gemerkt, dass Mickey ihn an der Nase herumführte.
    »Ich kann nix sehn!«, schrie Jared Gordon.
    »Meinen Sie, ich?«
    In dem Moment prallte das Boot gegen eine umgestürzte Zypresse und wurde aus dem Wasser katapultiert.
    »Wie fühlen Sie sich?«, fragte Wahoo Link.
    »Geht so. Jedenfalls kann ich fahren.«
    »Nein, können Sie nicht«, mischte sich Tuna ein. »Nicht mit einer Kugel im Rücken.«
    Auch Wahoo fand, dass Link viel zu schwach war.
    »Können Sie’s mir beibringen?«, fragte Wahoo.
    »Nicht, wenn du so beschränkt wie dein Dad bist.«
    »Der Typ, der auf Sie geschossen hat, ist gerade an uns vorbeigefahren und hat meinen Vater als Geisel genommen.«
    Wahoo wusste, dass Link Mickey Cray nicht mochte. Deshalb war er gespannt auf seine Reaktion.
    »Der Kerl, der auf mich geschossen hat? Wo isser? Wer war das?« Link spähte in den Regenschleier.
    »Der einzigartige Jared Gordon«, erklärte Tuna. »Mein Dad.«
    Link nickte. Nach Mickey erkundigte er sich nicht.
    »Kletter da rauf und fahr los«, sagte er zu Wahoo. »Das Pedal is’ fürs Gas, der Knüppel zum Steuern.«
    »Wo ist die Bremse?«, fragte Tuna.
    »Gibt’s nich’«, erwiderte Link.
    Das schnellste Vehikel, mit dem Wahoo bisher gefahren war, war der klapprige alte Golfcart, den sein Vater verwendete, um Futter zu den Tiergehegen zu bringen. Ein Sumpfboot war fünf Mal schneller, lauter und schwieriger zu lenken. Der Steuerknüppel ließ sich nicht so gut handhaben wie ein Lenkrad, sodass Wahoo eine Weile brauchte, um ein Gefühl dafür zu entwickeln. Nachdem er den Motor mehrmals abgewürgt hatte, schaffte er es endlich, das Boot in Bewegung zu setzen.
    »Wo sind sie lang?«, rief Link.
    Tuna zeigte auf die Schneise, die das andere Sumpfboot im Schneidegras hinterlassen hatte. Wahoo steuerte das Boot in diese Richtung, ohne allzu kräftig aufs Gaspedal zu treten. Er hatte keine Ahnung, was sie tun sollten, falls sie Jared Gordon einholten. So weit hatte er nicht vorausgedacht.
    Von dem erhöhten Fahrersitz aus konnte er alles besser sehen als Link und Tuna. Bald legte sich seine Nervosität, und er genoss es, über das Wasser zu gleiten. Das war schöner als jede Tour in einem Themenpark. Dass ihm der Regen ins Gesicht klatschte, machte ihm ebenso wenig aus wie das laute Knattern des Motors, das ihm in den Ohren dröhnte. Wenn er den Steuerknüppel betätigte, um irgendwo abzubiegen, legte das Sumpfboot sich geschmeidig in die Kurve. Wahoo hatte das Gefühl, die Sache voll und ganz im Griff zu haben.
    Sie folgten der Spur des anderen Sumpfboots, bis sie zu einem großen, mit Seerosen bewachsenen Teich gelangten. Link machte eine drehende Bewegung mit dem Arm, worauf Wahoo am Ufer des Teichs entlangfuhr, um nach Jared Gordon Ausschau zu halten.
    Direkt über ihnen zuckte ein Blitz auf. Link blickte nach oben. »Schlecht« war alles, was er dazu sagte.
    Wahoo las ihm das Wort von den Lippen

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