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Echte Vampire beißen sanft

Titel: Echte Vampire beißen sanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Bartlett
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jahrhundertelang einen Partner hatte, der entwickelt unweigerlich eine schwere Aufmerksamkeitsstörung. Soll heißen: Ohne die Aufmerksamkeit eines Mannes gehe ich ein. Und
Richard war ein würdiger Ersatz für Blade, solange ich Strohwitwe war.
    Seufzend machte ich mich von ihm los. Natürlich hatte ich meinen kleinen Moment der Schwäche gedanklich nicht mit Richard geteilt,so dass er mich nun mit gerunzelter Stirn musterte, als müsste er befürchten, dass ich im Alleingang loszog und irgendeine gefährliche Aktion startete, um sicherzustellen, dass Simon Flo künftig in Ruhe ließ. Weit gefehlt. Sollte sich Simon vor meinen Augen in Johnny Depp verwandeln, dann würde ich höchstwahrscheinlich freiwillig auf den Altar hopsen und ihm höchstpersönlich den Strohhalm reichen.
    Wir gingen nach nebenan zum Laden. Die Luft war angenehm kühl. Die Hunde befanden sich in höchster Alarmbereitschaft. Zweifellos spürte Valdez, dass ich aufgewühlt war, und selbst Derek verging das fröhliche Grinsen, als er unsere Gesichter sah. Wir hatten gerade keine Kundschaft, also erzählten wir ihm, was vorgefallen war. Noch ehe wir geendet hatten, zückte er auch schon das Handy um Frederick anzurufen. Gleich darauf war es beschlossene Sache: Freddy würde ein Vampir-Meeting einberufen. Bei sich zu Hause.
    CiCi weigerte sich nämlich, das Haus zu verlassen, nachdem sie gehört hatte, worum es ging.Ich konnte es ihr nicht verdenken. Ich hätte viel darum gegeben, in einer Festung zu leben, mit einem Wassergraben, hungrigen Alligatoren und tollwütigen Fledermäusen, die darüber kreisten.
    Während sich Derek und Richard hinten im Lager berieten, bediente ich gedankenabwesend ein paar Kundinnen. Ich konnte nur an Flo denken. Sie hatte wie ausgewechselt gewirkt; so gar nicht wie meine vor Tatendrang sprühende Mitbewohnerin, die bizarre Bilder an die Wand meines Ladens gemalt und mir meine besten Vampirtricks beigebracht hatte. Sie hatte mich noch nicht einmal nach dem Fernsehinterview
gefragt, geschweige denn nach den Velourslederstiefeln von Louboutin. Nun, vielleicht hatte sie bloß ihre Mailbox noch nicht abgehört. Als endlich Lacy kam, war ich erschöpft, körperlich und auch geistig. Ein paar Minuten vor Sonnenaufgang schleppte ich mich zu meiner Wohnung hinauf und versuchte, Richard davon zu überzeugen, dass es nicht nötig war, dass er auf meiner Couch nächtigte. An der Ecke blieb ich wie angewurzelt stehen. Meine Wohnungstür war sperrangelweit offen.
    »Zurück, Glory. Lass mich erst nachsehen, ob alles in Ordnung ist.«
    Ich machte einen Satz überValdez hinweg, raste durch den Flur zu Flos Zimmer und riss die Tür auf. Sie war nicht da.
    Ich wollte gerade anfangen, ihren Schrank zu inspizieren, um zu überprüfen, ob sie irgendwelche Kleider mitgenommen hatte, da klingelte mein Telefon. Ich kramte es aus meiner Handtasche, die ich vorhin in meiner Panik auf den Boden hatte fallen lassen, und ging ran, ohne erst auf das Display zu sehen.
    »Flo, bist du’s?«
    »Gloriana! Du musst unbedingt deine E-Mails abrufen. Ich warte auf Antwort.«
    Ich klappte das Gerät zusammen und schleuderte es in die Ecke.
    »Ich nehme an, das war nicht Flo.« Richard tastete in Flos zerwühlter Bettdecke nach dem Telefon und reichte es mir. »Aber wer war es dann?«
    »Das willst du gar nicht wissen.«
    »Und ob ich es wissen will.« In derselben Sekunde stand er neben mir und legte mir die Hand auf den Rücken. »Dieser Anruf hat dich ja noch mehr auf die Palme gebracht als die Erkenntnis, dass Flo abgehauen ist.«

    »Abgehauen oder entführt worden?« Ich sank auf das ungemachte Bett. »Soweit ich das beurteilen kann, hat sie keine Kleider mitgenommen. Und keine Schuhe.« Ich deutete auf die normalerweise fein säuberlich übereinandergestapelten Schuhkartons. Flo ist geradezu pedantisch ordnungsliebend, wenn es um ihre Garderobe geht, und sie ist ein Gewohnheitsmensch, äh,-vampir.Sie lässt die Schachtel der Schuhe, die sie gerade trägt, stets mit offenem Deckel ganz obenauf stehen, und im Augenblick stand dort nur der Karton für die Schuhe, die sie vorhin, als sie nach Hause gekommen war, nicht getragen hatte. Ach ja, und dann war da noch die goldene Manolo-Sandale mit dem abgebrochenen Absatz. Die dazugehörige Schachtel mit der unversehrten zweiten Sandale hatte Flo achtlos auf dem Boden ihres Kleiderschranks abgestellt. Sie war wirklich nicht sie selbst gewesen.
    Richard setzte sich neben mich. Mein Telefon klingelte

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