Echte Vampire haben Kurven
Lager auf dem Tisch. Sieh ihn dir an.« Valdez blickte zu mir hoch. Es sah aus, als würde er lächeln. »Es hätte schlimm ausgehen können, aber wir haben’s überlebt. Und sie hat mich wie früher Kleiner genannt. Was sagt man dazu?«
Blade sprang auf und marschierte ins Hinterzimmer. Als er wieder auftauchte, war er mindestens so blass, wie ich mich fühlte. »Trägst du deinen Kevlar-BH? Wurdest du auch getroffen?« Er ging wieder vor mir in die Knie.
»Nein, Westwood hatte gar keine Gelegenheit, auf mich zu schießen, und ja, ich trage meinen Kevlar-BH.« Ich hielt ihm den Zettel hin. Erstaunlicherweise zitterten meine Hände nur leicht, obwohl ich innerlich bebte. »Er hat uns eine Botschaft geschickt, Jerry. Ich glaube, er hat einen Spion bei uns eingeschleust.«
Blade faltete den Zettel auseinander und las ihn. »Dieser Mistkerl. Tatsächlich, er schreibt von Spaghetti. Aber außer uns beiden und Mara war niemand dabei, als du neulich davon geredet hast, ihn zu vergiften.« Er sah sich um, holte eine kleine Plastiktüte vom Tresen und ging ins Lager. Ich hörte, wie er den Pfeil in die Tüte fallen ließ, und musste mich vornüberbeugen, weil mir schwarz vor Augen wurde. Ich war mit den Nerven am Ende.
Blade kehrte zurück. »Tief durchatmen, Gloriana. Geht’s?«
»Ja, ja. Mir ist bloß etwas schwindlig.« Ich spürte seine Hände
auf dem Rücken und zwang mich, tief durchzuatmen, bis meine Umgebung wieder zum Stillstand kam.
»Hey, und was ist mit mir? Ich hab mir für Blondie einen Pfeil ins Bein schießen lassen.«
Ich richtete mich auf. »Ja, stell dir vor, Jerry, Westwood hat Valdez angeschossen, um uns eine Botschaft zu überbringen. Ich hasse diesen Scheißkerl.«
»Und du hast den Hund geheilt, ganz allein! Gott, Gloriana, ich hatte keine Ahnung …« Blade drückte meine Schulter. »Du bist großartig.«
»Ich habe sie dabei unterstützt. Ich habe all meine Kräfte zusammengenommen und …«
»Danke, Valdez. Glaub mir, du wirst noch fürstlich dafür belohnt werden.« Blade schickte ihm einen vielsagenden Blick. »Und jetzt leg dich neben die Eingangstür. Ich möchte mit Gloriana reden.«
Der Hund schnaubte, dann wandte er sich um und trottete davon, hinkend und mit hängendem Kopf.
»Falsches Bein, Kleiner. Jerry, sei nicht so streng mit ihm. Er hat mich gerettet.«
»Stimmt, und ich bin ihm selbstverständlich dankbar dafür.« Blade ging wieder vor mir in die Knie und ergriff meine Hände. »Was diese Nachricht angeht … Denk nach, Glory. Hast du jemandem von unserer Unterhaltung neulich erzählt?«
Binnen zwei Sekunden von »großartig« zum beschränkten Plappermaul. »Du glaubst, ich bin die undichte Stelle?« Ich stieß ihn von mir und erhob mich, musste mich aber an der Sessellehne festhalten, weil sich gleich wieder alles um mich zu drehen begann. »Was ist mit Mara? Vielleicht ist sie ja die Tratschtante. Oder hast du dich verplappert?«
»Natürlich nicht. Ich habe keine Ahnung, wer es gewesen
sein könnte.« Blade fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, das ihm zurzeit bis zum Kragen reichte. Er ließ es sich offenbar wachsen. Bestimmt ärgerte er sich über seine Naturlocken, die auf Frauen allerdings sehr attraktiv wirkten. Aber dagegen war ich im Augenblick immun.
»Hör endlich auf, mich zu behandeln wie ein gehirnamputiertes Weibchen.« Wie gut es tat, das endlich einmal auszusprechen!
»Das tue ich doch gar nicht«, beschwichtigte er mich mit deutlichrollendem R und legte mir die Hände auf die Schultern. Okay, vielleicht bin ich nicht völlig immun, aber ich hasse es, wenn er mich mit der Highlander-Nummer zu bezirzen versucht.
»Spar dir das Süßholzgeraspel, Jerry.« Ich schüttelte seine Hände ab.
»Verzeih, Gloriana.« Er betrachtete den Zettel. Unfassbar, dass er nach all der Zeit noch immer nicht wusste, wie ich tickte.
»Woher weiß Westwood, dass wir ihn vergiften wollen?«
»Außer uns dreien und Valdez war keiner hier.« Blade sah sich misstrauisch im Laden um, als könnte sich hinter dem Tresen ein Spitzel verstecken.
»Westwood ist doch so ein Elektronik-Freak …« Mein Blick fiel auf das Bücherregal. »Oh, mein Gott! Wanzen! Wir haben Wanzen!« Ich hätte mir mit der flachen Hand auf die Stirn geschlagen, wenn ich dafür nicht noch etwas zu unsicher auf den Beinen gewesen wäre.
»Setz dich, Gloriana. Kein Grund, sich so aufzuregen. Ruf einfach morgen den Kammerjäger an.«
»Du verstehst nicht … Sieh mal dort auf dem Regal nach.« Ich
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