Echte Vampire haben Kurven
zurecht, bis er eng genug saß, drückte den Klettverschluss zu und betrachtete mich im Spiegel auf der Rückseite der Tür. Besser gesagt, ich betrachtete den Rock und meinen neuen BH, die an unsichtbaren Schnüren befestigt durch die Luft zu schweben schienen.
Ich sah an mir herunter. Der BH war gerade so eng, dass ein Ansatz des Spalts zwischen meinen Brüsten zu sehen war. Nicht gänzlich unsexy. Aber war mein Herz ausreichend geschützt? Ich trat ins Wohnzimmer.
Blade erhob sich und ging um mich herum. »Hinten bedeckt er dich perfekt, aber vorn …« Er fuhr mit dem Zeigefinger am Stoffrand entlang. »Schützt er dich nicht ausreichend.« Er versenkte den Finger in besagtem Spalt und zog prüfend am BH, ganz der versierte Krieger.
»Das Material wirkt robust. Würde ich gern testen, mit dem Stück Pfeil, das uns Diana neulich gezeigt hat. Nur um sicherzugehen, dass es auch wirklich hält, was es verspricht«, sagte er, noch immer mit dem Finger zwischen meinen Brüsten.
»Flo wird so etwas nie und nimmer tragen. Sie hasst unerotische Dessous.«
Blade ließ die Hand sinken. »So unerotisch finde ich ihn gar nicht, aber wie gesagt, mir gefällst du ohne am besten. Die Farbe ist gewöhnungsbedürftig, und ich weiß nicht, wie sich der BH unter den Kleidern machen wird.«
Ich sah erneut an mir herunter. »Ich könnte ihn mit etwas Spitze aufpeppen … Ich ziehe gleich mal meinen Pulli drüber, dann wissen wir, wie es aussieht.«
Ich ging ins Bad, wo Kims Sohnemann damit beschäftigt war, meinen Sweater und meinen BH in der Toilettenschüssel zu waschen.
»Oh, nein! Lass das!«
»Mami!« Er ließ beides in die Schüssel plumpsen und wackelte davon.
Ich starrte auf meine durchweichten Kleider. Blade trat hinter mich und legte mir die Hand auf die Schulter.
»Oh-oh.«
Als wir in den Korridor traten, kam Kim angerannt. »Was hast du wieder angestellt, Noah?« Sie nahm die Klobürste, fischte meinen Pulli heraus und ließ ihn in die Badewanne plumpsen. Beim BH gestaltete sich die Rettungsaktion etwas schwieriger, aber schließlich landete auch er in der Badewanne.
»Tut mir leid, Glory. Ich ersetze dir die Sachen.«
»Quatsch. Wasch sie einfach, und ich hole sie ab, wenn ich demnächst wieder vorbeikomme.« Ich zupfte an meinen BH-Trägern. »Er ist super, Kim. Meine Freundin Diana wird auch einen haben wollen, und da ist sie vermutlich nicht die Einzige.«
Kim sah zu Blade, der noch immer hinter mir stand. »Sie bewerfen alle ihre Freundinnen mit Messern?«
Mist. Jetzt dachte sie bestimmt, dass wir einer abartigen Sekteangehörten, bei der das Messerwerfen einen rituellen Charakter hatte. Blade strahlte ja auch das passende Charisma aus. Die Frauen würden sich scharenweise in seinen persönlichen Harem begeben. War es Zeit für ein wenig Bewusstseinsmanipulation? Ich sah zu Noah hinunter, dersich noch immer an seine Mutter klammerte. Bei Kindern mache ich das nur äußerst ungern. Lieber verlasse ich die Stadt, lege mir eine neue Identität zu …
Blade grinste. »Ich glaube, ihre Freundinnen sehen zu viel Reality-TV, vor allem Cop-Shows. Glory kreiert mit ihrem kugelsicheren BH garantiert einen neuen Modetrend.«
Kim lachte. »Verstehe. Wenn dich das nächste Mal ein Kerl im Fitnessstudio anmacht, knallst du ihn einfach nieder und sagst: ›Sieh dich vor, ich trage meinen kugelsicheren BH‹.«
Wir lachten.
Kim betrachtete ihr Werk. »Er passt wie angegossen, aber vorn könnte er noch eine Spur höher sein.« Sie hakte den Finger durch die Mitte wie Blade vorhin. »Ich könnte ihn um fünf, sechs Zentimeter aufstocken. Willst du ihn hier lassen?«
»Nein, ich finde ihn gut so. Aber näh mir doch bitte noch einen zweiten, weniger tief ausgeschnittenen …« Ich zeigte ihr mit dem Finger, bis wohin der Stoff reichen sollte. »Obwohl Jerry wirklich kein so übler Schütze ist. Wir würden übrigens gern ein Stück Kevlar mitnehmen.« Ich ergriff Jerrys Arm. »Blade möchte ausprobieren, ob dieses Material wirklich so stark ist, dass es seinen Würfen standhält.«
Sogleich holte Kim aus ihrem Esszimmer, das zugleich als Nähstube diente, ein etwa dreißig mal dreißig Zentimeter großes Quadrat. »Mit der Schere lässt es sich mühelos schneiden, aber das ist nicht dasselbe wie ein Durchstich. Wenn dieses Material wirklich kugelsicher ist, dann sollte es allerdings
auch einem Messer standhalten können.« Sie warf mir einen mitleidigen Blick zu, als wollte sie sagen: Mädel, hast du denn keinen
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