Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
wollte sie doch hoffentlich nicht umwerben? Sie glaubte nämlich nicht, dass sie von ihm umworben werden wollte. Er war ein liebenswürdiger Mann, und nicht nur das, er war auch sehr interessant und attraktiv und sinnlich, aber es war… ein Abenteuer gewesen, um es nicht frivoler auszudrücken, doch in ihrem Herzen wusste sie, dass das, was sie miteinander gehabt hatten, schlicht und einfach ein One-Night-Stand gewesen war.
Wollte er womöglich mehr?
An den Rosen hing eine Karte.
»Tut mir leid, dass ich heute Morgen den Abflug machen musste, im wahrsten Sinne des Wortes: Ich musste zu einem Meeting nach Paris fliegen. Vielleicht sehen wir uns vor deiner Rückkehr nach England noch mal, ich hoffe es. Merci pour une nuit merveilleuse.«
Das Wort »vielleicht« beruhigte sie.
Es war seine Art, fürs Erste Danke und Mach’s gut zu sagen. Und so romantisch die Geste auch sein mochte, es waren nicht die Worte eines Mannes, der auf eine dauerhafte Liebesbeziehung aus war, sondern eher die Worte eines Mannes, der ein romantisches Intermezzo genossen hatte.
Dieser Ausdruck gefiel ihr.
Es klang besser als »Abenteuer«.
Und mit Sicherheit besser als One-Night-Stand.
Es war ein romantisches Intermezzo gewesen.
Und der beste Sex, den sie je im Leben gehabt hatte.
Kapitel 36
E s waren seltsame Tage gewesen, grübelte Alex, als sie aus der Dusche stieg, jedenfalls der bisherige heutige Tag und der gestrige ebenso. Den überwiegenden Teil des gestrigen Tages hatte sie damit verbracht, ihren Artikel umzuschreiben und den Triathlon mit einzuarbeiten; ihre neue Version hatte sie per E-Mail an Helen geschickt, ohne das Ende natürlich, das sie selbstverständlich erst nach dem großen Finale schreiben konnte, und danach hatte sie sich zu Bentley, Frazer, Sebastian, Boris, Basil und Humphrey ins Hotelrestaurant gesellt.
Der Abend war nett gewesen, wenn auch etwas bizarr. Voller Gelächter und Heiterkeit. Boris und Basil waren total ausgelassen gewesen und hatten sich wieder einmal mittels eines ausgeklügelten Gebärdenspiels mit den anderen verständigt, das vor allem aus Grimassen, wilden Gesten mit den Händen und einem heftigen Flügelschlagen mit den Armen bestanden hatte. Nach dem Essen waren sie in die Hotelbar weitergezogen, wo die beiden dem Klavierspieler, der dort an diesem Abend in die Tasten haute, kurzerhand das Mikrofon entwendet und allen Besuchern der Bar ein Ständchen in Form von Elvis-Liedern dargebracht hatten. Sie sangen so furchtbar schräg, dass es schon wieder gut war.
Und dann war der bizarre Teil gekommen, als sich nämlich zu Alex’ Erstaunen Humphrey, den Bentley mit Martinis betrunken gemacht hatte, als Nächster das Mikrofon geschnappt hatte und sie eine Seite dieses süßen, wenn auch biederen Mannes kennengelernt hatte, von deren Existenz sie bisher noch gar nichts gewusst hatte: ein Überbleibsel seines Witzes
aus den Anfängen seines Reporterdaseins, der ihm diverse Auszeichnungen eingetragen hatte, als er alle Welt mit für einen jungen Schreiberling unglaublich komischen und skurrilen Geschichten über das Leben an der Fleet Street unterhalten hatte, die, wie Bentley Remy anvertraut hatte, allesamt auf Humphreys eigenen Erfahrungen aus seiner Zeit als junger Reporter bei der Times beruhten.
Der furchtbare Gesang, dem schallendes Gelächter gefolgt war, hatte jede Menge Leute in die Hotelbar gelockt, bis sie zum Bersten gefüllt war. Als Humphrey seine Darbietung beendet hatte, wurde er mit stehenden Ovationen gefeiert, woraufhin er umgekippt war und um ein Haar mit dem Gesicht voran im tiefen Ausschnitt eines vorbeigehenden ProTrain-Models gelandet wäre, das sich kreischend mit einem Schritt zur Seite gerettet hatte, sodass Humphrey stattdessen in die kräftigen Arme einer rot glühenden Hildegard gefallen war, die gekommen war, um Alex und den anderen mitzuteilen, dass Toyan sich rundum erholt habe und mit einer Schale Hühnersuppe in der Größe des Comer Sees im Bett liege. Ein Detail, das sie den anderen verschwiegen hatte, war, dass auf seinem Gesicht ein Lächeln von der Größe eines Kraters strahlte, da die fürsorgliche Hildegard persönlich dafür gesorgt hatte, dass das Bett auch warm genug für ihn war, bevor sie nach unten gekommen war.
Anschließend hatte Hildegard Boris und Basil geholfen, einen immer noch komatösen Humphrey auf sein Zimmer zu verfrachten. Gleichzeitig mit ihnen hatten sich auch Alex und Bentley zurückgezogen, wohingegen Frazer offenbar auf sein
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