Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
Wind peitschte durch
ihr Haar, die Straße wand sich mal nach links, mal nach rechts, und es war in rascher Folge mal hell und mal dunkel, je nachdem, ob die Sonnenstrahlen durch die Baumkronen brachen oder nicht.
Je länger die Abfahrt dauerte, desto schneller wurde sie, und umso lauter jauchzte sie vor Freude.
Leider haben die meisten Straßen ein Ende, und dieses kam eindeutig zu plötzlich.
Remy hatte so an Fahrt gewonnen, dass das Fahrrad, als sie die Bremsen betätigte, zu schleudern begann. Sie musste die Bremse wieder loslassen. Die Straße mündete auf einen behelfsmäßigen Parkplatz, der mit Kies, Granitbruch und Steinen ausgelegt war. Remy ratterte mit ihrem Fahrrad darüber hinweg, wurde durchgeschüttelt wie ein Wackelpudding auf einer Wäscheschleuder und schoss am anderen Ende über den Parkplatz hinaus.
Als ihr Vorderrad in der beginnenden Sanddüne stecken blieb, wurde der vordere Teil des Fahrrads abrupt gestoppt. Leider war der hintere Teil noch immer voll in Bewegung.
Das Ergebnis war, dass Remy ein Rad schlug, das in Anbetracht dessen, dass das Ganze ein Unfall war, sogar recht elegant aussah. Remy und das Fahrrad überschlugen sich, und sie landeten beide im Sand, Remy auf dem Rücken und das Fahrrad mit dem Vorderrad zuerst.
Für einen Augenblick war sie atemlos und schnappte wie ein Fisch nach Luft, während das hintere Rad in die Luft ragte und sich weiterdrehte, doch als sie wieder Luft bekam, lachte sie sich halb tot, bis zu ihrer Überraschung eine kleine Hündin unbestimmter Rasse auf langen Beinen und kleinen Pfoten über den Rand der Düne gesprungen kam. Sie blieb etwa einen Meter vor ihr stehen, als würde sie sie taxieren, und als Remy schließlich aufhörte zu lachen und ihr ein »Hi« zurief, fing sie an, mit dem Schwanz zu wedeln, lief zu ihr und leckte
ihr das Gesicht ab, bevor sie wieder hinter den Dünen verschwand.
Kurz darauf kehrte sie - wie Lassie bei einer Rettungsaktion - mit einem besorgten Menschen zurück.
»Alles in Ordnung mit Ihnen?«, rief ihr eine Stimme zu, bevor der Besitzer der Stimme in ihr Blickfeld trat.
»Ja, danke«, erwiderte Remy sofort. Ihr war natürlich klar, wie bescheuert ihre höfliche Antwort klingen musste, wo sie doch ausgestreckt auf dem Boden lag.
Die Gestalt kam in ihr Blickfeld, doch nur für einen Augenblick und als dunkle Silhouette mit der Sonne im Hintergrund.
»Ich habe Sie gerade durch die Luft fliegen sehen, da dachte ich, dass Sie sich vielleicht verletzt haben könnten.«
»Na ja, das könnte auch durchaus der Fall sein… Sobald ich wieder etwas spüre, lasse ich Sie wissen, ob mir etwas wehtut.«
Remys Augen gewöhnten sich an das neue Licht, und sie erkannte jetzt ein Gesicht.
Es war das Gesicht eines Mannes, der sie auf ihre letzte Bemerkung hin breit angrinste.
Vielleicht lag es ja an dem Schlag auf den Kopf, aber das Gesicht kam ihr erstaunlich bekannt vor.
Dann konnte sie wieder nichts mehr sehen, weil die kleine Hündin sich kuschelig auf ihrer Brust niederließ und sie betrachtete, und Remy hätte schwören können, dass sie sie mit einem Ausdruck von Neugier und Besorgnis ansah.
»Das ist übrigens Gizmo.«
Sie war leicht und zierlich wie eine Balletttänzerin und fühlte sich auf Remys Brust an wie eine Feder.
»Ähm … und was ist sie?«
»Ein Whirrier.«
Remy runzelte verblüfft die Stirn.
»Ein Windhund-Terrier-Mischling.«
»Aha, verstehe. Sie ist sehr niedlich. Und zum Glück ist sie auch unglaublich leicht.«
Der Mann lachte, verstand den Wink und hob die kleine Hündin von ihr herunter. Dann hielt er Remy eine Hand hin und zog sie auf die Beine. Als sie wieder stand und leicht taumelte, hielt er sie am Arm fest.
»Alles in Ordnung? Nichts gebrochen?«
»Ich glaube ich bin mit dem Kopf auf irgendetwas aufgeschlagen. Komisch, nicht wahr? Dabei denkt man doch immer, Sand wäre weich.«
»Lassen Sie mich mal sehen.«
Sich von einem Fremden den Hinterkopf inspizieren zu lassen, wie wenn eine Mutter den Kopf ihres Kindes auf Nissen untersucht, war noch eigenartiger, als sich auf dem Boden liegend mit einem Hund auf der Brust mit jemandem zu unterhalten.
Zum Glück brauchte er nicht lange, um sie für unverletzt zu erklären.
»Zu sehen ist nichts. Wie steht es mit Ihrem Sehvermögen?«
»Auf einem Auge bin ich leicht kurzsichtig, aber davon abgesehen ist meine Sehschärfe beinahe hundert Prozent«, entgegnete Remy im Scherz.
»Ich verstehe das als Zeichen, dass es Ihnen gut
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