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Echtzeit

Echtzeit

Titel: Echtzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Reitz
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auf dem Band. »Also falls du dich wunderst. Ich hab einen alten Freund getroffen und wir trinken gerade ein paar Bier. Morgen erzähl ich dir mehr. Warte lieber heute nicht auf mich, es wird spät. Tschüssi! Und mach dir einen schönen Abend.«
    Sie schnaubte leise. Jetzt war einer dieser Momente, wo sie die langen Nächte in den dunklen Kneipen und fremden Hotelzimmern vermisste, aber es half nichts. Sie würde sich einen schönen Abend machen. Allein auf dem Sofa.
     
    Vorsichtig fuhr Tom seinen alten, dunkelblauen Golf auf den Parkplatz, der eher einer Schotterpiste glich. Er musste höllisch aufpassen. Erst letzten Monat hatte er den Auspuff in einem der Schlaglöcher verloren. Leider gab es in der Nähe des Tonstudios keine andere Parkmöglichkeit. Die Bereitstellung angemessener Parkplätze stand mit auf der ellenlangen To-Do-Liste. Er stoppte den Wagen und zog die Handbremse an, die mit einem Knacken einrastete. Nachdem er die Scheinwerfer ausgeschaltet hatte, fiel ihm ein, was noch dringend benötigt wurde. »Licht«, knurrte er und stieg aus.
    Seit Jahren versuchten sie nun auf professioneller Ebene Fuß zu fassen, dabei hatten sie es noch nicht einmal geschafft, den Kunden den Weg vom Parkplatz bis zum Eingang zu beleuchten. Über dem Eingang hing eine Gartenleuchte mit leichter Alltagsschwäche. Das laute Surren der Lampe begleitete ihn, während er den richtigen Schlüssel in das Schloss der schweren, verbeulten Stahltüre steckte. Er musste sich gegen die Tür lehnen und die Klinke hochdrücken, erst dann ließ das Schloss sich öffnen. Der Schlüssel machte nur eine halbe Drehung, da rastete der Riegel schon aus und er konnte eintreten.
    »Jo?«, rief er den langen Gang entlang.
    »Wir sind hinten!«
    Wir? Tom war sich sicher, dass er für heute nur mit Jo verabredet war. Er ging dem Ruf nach. Die Tür zum größten und gemütlichsten Raum des Studios stand wie immer ein Stück offen. Sie klemmte, weshalb man sie nicht mehr schließen konnte. Mit zwei Fingern schob er die Holztüre auf. Nun konnte er direkt die Sitzecke sehen, die aus Omas alter Eckbank, einem Sofa und alten Campingstühlen bestand.
    »Hey!«, begrüßte ihn Jo. »Schau mal, wen ich unterwegs getroffen habe.«
    Tom war überrascht. Das hatte er nicht erwartet. »Lolli?«
    Der Mann mit den wirren, schwarzen Haaren und der übergroßen Brille lächelte und nahm gleich darauf noch einen Schluck Bier aus seiner Flasche.
    Nina! , schoss es Tom gleich in den Kopf. War sie etwa auch hier? Es lag ihm auf der Zunge, danach zu fragen, doch Jo drückte ihm erstmal eine Flasche Bier in die Hand und zog ihn auf die Sitzbank.
    »Lolli hat eine wunderbare Idee!« Jo war so begeistert und euphorisch, dass er fast sein Glas vom Tisch geschoben hätte.
    »Eine Idee?« Tom stellte seine Flasche noch verschlossen auf den Tisch. Seine Gedanken hingen an Nina und es fiel verflucht schwer, sich jetzt zu konzentrieren. Er wollte Lolli nach ihr fragen, dabei hatte er sie, so gut es ging, aus seinem Leben verbannt.
    »Ich werde bei euch einsteigen«, sagte Lolli kurz und knapp und ergänzte: »Vorausgesetzt, du bist auch damit einverstanden.«
    »Einsteigen? Wo?« Tom wandte sich an Jo, der das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekam. »Was meint ihr damit?«
    »Hör zu, Tom«, Jo fasste ihn an der Schulter, »Lolli hat die finanziellen Mittel, damit wir unser Studio weiter ausbauen können. Und er bringt bereits einige Kunden mit.«
    »Aber ... «
    Lolli unterbrach ihn. »Keine Angst, wir werden die Anteile gerecht untereinander aufteilen. Alle bleiben gleichberechtigt und wir respektieren natürlich, dass ihr das ganze Ding hier schon seit sieben Jahren alleine schmeißt.«
    »Wir?«
    »Tom, das ist die Chance und du könntest endlich deinen alten Job kündigen.«
    »Echt Leute, ich ...« Tom seufzte und öffnete an der Tischkante seine Bierflasche. »Gebt mir einen Moment, das zu begreifen.« Er nahm einen kräftigen Schluck und kramte seinen Tabak hervor. In aller Ruhe legte er den Tabak auf das Blättchen, drehte es beinah meditativ zwischen seinen Fingern, um schließlich eine Seite mit der Zunge zu befeuchten, damit die Zigarette auch hielt.
    Lolli hielt ihm ein Feuerzeug hin.
    »Du willst also dein Geld in unser Studio stecken?«
    »Klar, warum nicht?«
    »Tom, überleg doch mal. Mit unseren Rücklagen und den neuen Partnern könnten wir hier endlich alles modernisieren und obendrauf noch einige dringend benötigte Geräte anschaffen. Mal ganz

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