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Echtzeit

Titel: Echtzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Barylli
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du hast natürlich auch schon über das Resonanzgesetz des Universums gelesen. Viele detaillierte Bücher, die dir erzählen, dass deine Schwingungen, die du in das morphogenetische Feld entlässt, dort aufgezeichnet werden und in Resonanz treten mit den Schwingungen, die zu deinen Schwingungen passen. Wie der Löffel in das Ei. Also schwingst du mit deinem ganzen Herzen, deinem ganzen Wesen, deiner Seele und deinem Geist, nur einen Satz: Ich bin hier! Wo bist du? Du! Du! Du!!! Und ganz besonders stark schwingt man um halb drei Uhr früh.
    Gut. Ich bin also zu dieser magischen Uhrzeit zu meinem Terminal gegangen, mit einem Becher voll heißer Milch in der Hand und habe lächelnd und erwartungsfroh zugesehen, wie mein Freund erwacht. Und dann hatte ich ihn. Um zwei Uhr und achtunddreißig Minuten hatte ich ihn.
    Den Mann, auf den ich mein Leben lang gewartet hatte. Er hatte sich nur vier Minuten später als ich eingeloggt. Also war er einer von denen, die denselben Sehnsuchtsrhythmus hatten wie ich. Das war schon mal das erste Indiz. Dann habe ich seinen ersten Satz gelesen und da war mir alles klar. Ich hatte ihn gefunden. Ihn. Den Einzigen. Den Mann, der im Stande war, folgenden Satz zu schreiben: »Hallo du, es ist Zeit, die heiße Milch wegzustellen und mit mir zu reden! Ich kann genauso wenig schlafen wie du. Auch in meinem Bett ist viel zu viel Platz für meine Sehnsucht und das Einzige, was ich will, ist – dich sehen!«
    Ja! Das hat da gestanden. Schwarz auf weiß. Was denkst du in so einem Moment? Hm? Isabell? Was würdest du denken? Ich sag »würdest« du denken, weil du das ja nicht mehr nötig hast. Du schläfst ja um halb drei Uhr früh wie ein Braunbärweibchen in seiner Höhle. Dicht an ihren Braunbären geschmiegt. Und wartest, dass es Frühling wird. Da muss jemand wie du sich keine Gedanken mehr machen!
    Aber ich! Ich muss mir Gedanken machen! Vor allem in dieser Nacht musste ich mir Gedanken machen. Wie so etwas möglich ist. So eine Koinzidenz! Im Sinne von C.G.Jung.
    Aber das würde dich jetzt überfordern. Du hast ja noch nie ein Buch von Jung gelesen. Also sage ich für dich: Ich habe mich gefragt, wie so ein »Zufall« möglich ist? Um halb drei! Gut. Das morphogenetische Feld war eine Antwort. Und das habe ich dann auch gleich geschrieben. Als Reaktion. Um zu testen, welch Geistes Kind ich mir da am anderen Ende vorzustellen habe.
    »Ich habe meine heiße Milch schon beiseitegestellt. Das morphogenetische Feld scheint ja recht gut zu funktionieren.«
    Und weißt du, was als Antwort gekommen ist? Halt dich fest!
    »Tja, das ist so … von Insel zu Insel!!«
    Das war die Antwort! Von Insel zu Insel!! Ja, Isabell, damit kannst du jetzt überhaupt nichts anfangen, nicht wahr?! Also gut. Ich gebe dir eine kleine überschaubare Einführung. Damit du mitreden kannst. Kennst du Rupert Sheldrake? Nein! Wusste ich. Kennst du Makaken?! Auch nicht!
    Also: Makaken sind eine Affenart. Diese Affen leben über unzählige Inseln verstreut. Weit weg in Asien. Diese Affen haben Maniokwurzeln sehr gerne. Zum Essen. Also graben sie die Maniokwurzeln aus und putzen sie stundenlang und essen sie. So weit – so gut. Nun ist eines Tages ein Makakenweibchen drauf gekommen, dass es viel, viel schneller geht, die lästige Erde von der Wurzel zu bekommen, wenn man nicht nur schabt und kratzt, sondern die Wurzel ins Meer taucht. Dann ist sie nämlich nach einer Minute blitzblank sauber und schmeckt obendrein lecker mit Meersalz gewürzt. Diesen Fortschritt haben alle Mitglieder ihres Stammes abgeschaut und nach einer Woche haben alle Makaken auf dieser einen Insel ihre Maniokwurzeln im Meer gewaschen!
    Wo ist das wirklich Spannende an der Geschichte, wirst du dich fragen! Ich sage es dir! Das Unglaubliche daran ist: Dass innerhalb eines Monats sämtliche Makaken, auf all den tausenden von Inseln, dazu übergegangen waren, ihre Wurzeln im Meer zu waschen. Es hat also eine Form von Mitteilung gegeben, die ohne erkennbares Medium das Wissen um das Wurzelwaschen über alle Inseln verteilt hat. Aber da war kein Brief und kein Trommelsignal und kein Internet. Es war das morphogenetische Feld. Das sagt auf jeden Fall der Herr Rupert Sheldrake. Der hat nämlich die Theorie dieses Feldes entwickelt. Rupert sagt, dass es eine für uns noch nicht messbare Energie gibt, durch die alle Lebewesen miteinander verbunden sind. Und kommunizieren. Sonst wäre es auch nicht möglich, dass Erfindungen am selben Tag, zur selben Stunde

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