Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)
Dad. Mein Dad und Hugh reden über Politik. Mein Dad erklärt, er sei für die staatliche Gesundheitsfürsorge, während Hugh erklärt, wir bräuchten:
– … eine Gesellschaft, die auf Eigenverantwortung setzt. Darum sollten die Leute frei entscheiden können, welche Art von Krankenversorgung und welche Ausbildung sie wollen.
– Das ist doch nur Torygewäsch, meint mein Dad.
– Ich meine, wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen: Der althergebrachte Sozialismus, so wie wir ihn kannten, ist längst passé. Heute heißt es, den unterschiedlichsten Interessengruppen in einer komplizierter gewordenen Gesellschaft gerecht zu werden; das Beste aus den traditionellen linken und rechten Philosophien zu übernehmen.
– Tja, ich fürchte, ich werde immer ein Labour-Mann bleiben …
– Ich bin auch für Labour, immer schon gewesen, erklärt Hugh.
– Du gehörst allerdings zu New Labour, Hugh, sage ich. Meine Mum sieht mich missbilligend an.
Hugh schaut ein wenig verwirrt.– Was?
– Du gehörst zu Labour. Tony-Blair-Labour. Was das Gleiche ist wie Tory, nur dass Major wahrscheinlich linkerist als Blair. Blair ist bloß eine billige Kopie von Michael Portello, aus dem Grund wird er es auch weiterbringen, als der es je könnte.
– Ich denke, ein klein wenig komplizierter ist es doch, Heather, sagt Hugh.
– Nein, das glaube ich nicht. Was wird Labour für die Arbeiterschaft in unserem Land tun, wenn sie wieder an die Macht kommen? Nichts.
– Heather … meint Hugh müde.
– Tja, ich fürchte, ich werde immer Labour wählen, verkündet mein Dad.
– Labour und Tory sind heutzutage ein und dasselbe, erkläre ich ihm.
Mit Blick zu meiner Mum verdreht Hugh die Augen, als wolle er sich für mein Benehmen entschuldigen. Wir kommen schweigend überein, das Thema zu wechseln, und mein Dad sagt,– Es wäre ja auch schlimm, wenn wir alle einer Meinung wären, oder?
Der Rest des Abends verläuft recht ereignislos. Als wir gehen, sagt Hugh draußen im Wagen zu mir,– Waren wir heute Abend ein bisschen in Revoluzzerstimmung?
– Ich habe nur gesagt, was ich denke. Was soll der Aufstand?
– Ich mache keinen Aufstand. Du hast den gemacht. Es gab keinen Anlass, so streitsüchtig zu sein.
– Ich war nicht streitsüchtig.
– Ein bisschen schon, fand ich, Liebling, lächelt Hugh kopfschüttelnd. Er guckt wieder wie ein kleiner Junge, und ich könnte ihn umbringen für die widerliche Zuneigung, die ich tief in mir drin für ihn empfinde.– Du bist mir ein Weibsstück, Baby, sagt er dann in amerikanischem Gangstertonfall und drückt mein Bein. Es freut mich richtig, wie es in mir kocht, während mein Anflug von Zärtlichkeit verpufft.
8 Lloyd
Drewsy und ich sind in irgendnem Gumleylandgetto. Ich glaub, es ist Carrick Knowe, aber es könnte auch Colinton Mains sein. Ich saß fertig und verkatert im Kombi.– Sind nur die Fußleisten zu machen, Lloyd. Das und neue Türen. Geht ruck, zuck, hatte er mir erklärt.
Drewsy scheint immer zu lächeln, weil er lachende Augen hat und eine Brille aus Glasbausteinen. Tatsache ist, dass er n ausgesprochen gut gelaunter Scheißer ist und gute Vibes verbreitet. Vor Ewigkeiten hab ich mit ihm draußen in Livingston in so nem Ausbeuterladen gearbeitet, wo wir Fertigbauteile herstellten, und seit er als selbstständiger Handwerker arbeitet, schustert er mir so oft es geht ein paar Jobs zu; was für Doppel-L. Oh. Y. D. so viel bedeutet wie den Esel, der Dukaten scheißt.
Im Haus macht uns der alte Knabe, ein MrMoir, nen Tee.– Wenn ihr was braucht, Leute, einfach melden. Ich bin im Garten, sagte er fröhlich zu uns.
Wir kommen jedenfalls mit den Zimmern zügig voran, und ich fühl mich langsam besser und freu mich schon auf den Abend mit den Fotzen aus Glasgow. Drewsy und ich sind in nem Zimmer, das nach Kleinmädchenzimmer aussieht. Ein Poster von dem Knaben von Oasis hängt an der einen Wand, eins von dem Kerl von Primal Scream und eins von dem Typen von Blur an der anderen. Aber gleich neben dem Bett hängt der Junge von Take That, der, der seine Sachen gepackt hat und ausgestiegen ist. Es liegenauch ein paar Tapes und so rum. Ich picke Blurs Parklife raus, weil ich das Titelstück ziemlich mag, wo man den Knaben aus Quadrophenia labern hört. Das war ein verdammt guter Film.
Ich fange an mitzusingen, während ich die alten Fußleisten rausreiße.
– Hey! Boh ey … guck dir das an!, brüllt Drewsy. Er wühlt in der Kommode des Mädchens rum, und ich weiß schon, welche
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