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Ed King

Ed King

Titel: Ed King Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Guterson
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hören«, sagte Guido. Dann ließ er die Gangway herunter, lief mit flotten Schritten voran und stolzierte wie jemand davon, der überzeugt ist, sein eigener Held zu sein.
    Mit den Jahren wurde Diane ihr eigenes Unternehmen, indem sie geheime Konten auf den Turks- und Caicosinseln, in Singapur und in Luxemburg eröffnete. In ihrer gegenwärtigen Rolle als Mrs Ed King, Königin der Suchmaschinen, waren sie natürlich witzlos, aber da sie im Leben mehr als einmal auf die Nase gefallen war, hielt sie es für geraten, noch einen Plan B und einen Zufluchtsort für alle Fälle zu haben. Zu ihrem Plan gehörten ein Tarnname – sie entschied sich für Eunice Halston-Smith, weil er so schön spießig klang –, ein gefälschter britischer Pass, die geheimen Konten und ein geheimes Anwesen im Nordwesten Tasmaniens, zehn Minuten vom Regionalflughafen entfernt. Sie beschäftigte dort eine Reihe von Angestellten, die sie nur als mysteriöse englische Witwe kannten und die sie über einen Treuhänder in Sydney ausgesprochen großzügig bezahlte. Sie war Mrs Halston-Smith, die Gedichte und die schönen Künste liebte, wenn man nach den Büchern in den Regalen und den Gemälden an den Wänden gehen konnte. Diane besuchte diese letzte Zuflucht nie, aber auf den Bildern sah sie so aus wie Balmoral Castle, mit vierhundert Hektar Wald und Wiesen, der Abgeschiedenheit eines fürstlichen Anwesens, gepflegten Gärten und einem Meerblick von einem steilen Felshang. Wenn es dazu kommen sollte, aus welchen Gründen auch immer, könnte siehier ihre Tage verbringen, mit anständigem Pinot und ohne je einen Finger krümmen zu müssen.
    Im Augenblick jedoch hatte sie eine Aufgabe, nämlich Pythias Sicherheitsapparat dazu zu nutzen, ihren Halbbruder Club ausfindig zu machen. Wie sich herausstellte, war er Hafenarbeiter im kalifornischen Long Beach und Mitglied der Gewerkschaft. Er hatte zwei Stammkneipen in Norwalk, beide nicht weit von seiner Wohnung entfernt, sodass er in einer halben Stunde dorthin zurückschlurfen konnte. Eine war eine Cocktail Lounge an der Ecke Studebacker und Rosecrans, und die andere lag jenseits der Autobahn 605, neben einem McDonald’s, einem Donut-Laden und einem Münzwaschsalon, die auch alle ein Teil von Clubs Leben waren. Club kannte wenig anderes, als zu arbeiten, in seiner Wohnung im dritten Stock fernzusehen, zu trinken und mit seiner edel lackierten Goldwing durch die Gegend zu fahren. Nach der Arbeit hielt er manchmal am Wal Mart in Long Beach. Er mochte Roscoe’s House of Chicken und Hamburger Mary’s und tankte fast immer bei demselben 7-Eleven. Club lebte allein und war unverheiratet. Er hatte eine Reihe von Problemen mit seiner Green Card gehabt und eine dreijährige Bewährungsstrafe für die Mittäterschaft bei einem schweren Diebstahl verbüßt. In letzter Zeit gab er viel Geld für Lottoscheine aus. Er war stark übergewichtig, hatte einen kaputten Rücken und Hängeschultern. Bei der Arbeit im Hafen trug er eine Lendenwirbelstütze mit gekreuzten Schulterbändern und kaute auf einem Zahnstocher, während er Schubmaststapler und Seitenlader fuhr. Verlagerte Zähne machten ihm das Kauen schwer. Divertikulitis, ein Hammerzeh und Schlafapnoe hatten Spuren bei ihm hinterlassen. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, hin und wieder zu einer Prostituierten zu gehen, und fuhr jedes Frühjahr mit anderen Goldwing-Fahrern nach Las Vegas. In Nevada ging Club jedes Jahr in einen anderen Puff und vertrieb sich die Zeit mit lausigen Sportwetten. Das restliche Jahr über hielt er sich streng an die Freitags-Happy-Hour in einer Bar in Long Beach, dem Zoo Room, wo es Boddingtons gab und die Spiele der englischen Premier League auf Großbildschirmen liefen.
    Der Sicherheitsdienst hätte noch mehr Informationen für Diane gehabt. Doch Diane wusste genug. Der erste Schritt war, eine Domina inL. A. ausfindig zu machen. Die Auswahl war riesig, darunter viele, die private Studios hatten, in denen Freier sich mit Füßen treten, auspeitschen, knebeln, würgen, anketten und so weiter lassen konnten, und andere, die mit einem Werkzeugkoffer reisten. Diane entschied sich für The English Mistress, die auf versohlte Hintern stand und die sich Diane in einem Rückruf als Spezialistin für Fesselungsspiele, Seilbondage, Klinikerotik und Paddling empfahl. Sie hatte einen eigenen Kerker, machte aber auch Hotelbesuche. Auf Wunsch arbeitete sie mit einer Partnerin.
    Das alles hörte sich vielversprechend an. Sie erklärte der

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