Ed King
einen Ski, genauer gesagt, eine ganze Ski-Serie, nach ihm benannte. Was seien Dianes Hobbys?
Reisen in Europa. American Baseball. Erholung an der frischen Luft. Wasserski. Als kleines Mädchen sei sie oft im Lake District unterwegs gewesen.
Jim trank Miller High Life aus der Flasche. Seine Finger hattenbreite Nägel, sein Ausdruck signalisierte eine lebensfrohe Einstellung zur Welt, und er trug ein kariertes Hemd unter einem blauen Blazer. Er erklärte, Country-Club-Partys wie diese lägen ihm gar nicht. Er fahre gern Ski, spiele Golf oder gehe Lachse angeln, alles gemeinsam mit Freunden, aber größere Gesellschaften ödeten ihn an, weil dort nur oberflächliche Gespräche geführt würden. Diane kannte diese Art Anmache, tat aber so, als wäre sie neu, und stimmte ihm zu.
Was sie beruflich mache? Sie habe verschiedene Dinge gemacht, vorwiegend für Firmen in England und New York, und jetzt habe es sie nach Portland verschlagen, weil sie ein attraktives Angebot von einer Pharma-Firma bekommen habe und wegen der Nähe zur Natur. Jim würde diese vage Auskunft als typisch weibliche Ausflüchte betrachten, aber als Frau hatte sie schließlich ein Recht auf Geheimnisse. Später könnte sie immer noch zugeben, dass sie übertrieben hatte, wenn sie müsste. Es kostete nichts, und es würde ihm gefallen.
Sie gingen hinaus auf die Veranda mit Blick über den Golfplatz. Nachtfalter schwirrten um eine Lampe und ein endloser Fairway glänzte im Mondlicht. Jim legte eine Hand aufs Geländer und erzählte, dass Kanadagänse das Grün verdreckten, wenn es zu nahe an einem Wasserhindernis liege. Dann vertraute er ihr an, dass er schon seit Monaten gegen die komischen Käuze sowohl im Club als auch in der Firma ankämpfe. Er sei im Ausschuss für die Platzpflege und es hänge ihm zum Hals heraus, sich ständig mit den Kanadagänsen herumschlagen zu müssen. Auf den meisten leitenden Posten in der Firma säßen alte Zausel, die jede Veränderung ablehnten, durch die ihnen vielleicht größere Verpflichtungen entstehen könnten. Jim schob eine Hand in die Hosentasche und hielt die andere mit der Bierflasche in Richtung Golfplatz. »Diese Typen sind von gestern«, sagte er. »Ich bin nicht von gestern. Kurzum, da werden sich zwei nicht grün. Das nennt man wohl eine Zwickmühle.«
Als Nächstes erzählte Jim vom Autzen Stadium, wo das Football-Team der Oregon Ducks spielte. Die Longs hatten den Bau des Stadions großzügig unterstützt. Und von der Timberline Lodge am Mount Hood, das eine spartanische Einrichtung, aber eine grandiose Lage zu bieten habe. Vor Jahren sei das Gebäude heruntergewirtschaftet gewesen und habe schließen müssen, aber die Longs hätten als Sekundärinvestor seinen Wiederaufbau mitfinanziert, und seit zehn Jahren werfe Timberline ständig wachsende Gewinne ab. Im Augenblick laufe die Skiindustrie prächtig, wie überhaupt die gesamte Freizeitindustrie, obwohl Nixon das Land in eine Rezession und zunehmende Inflation führe und obendrein immer tiefer in einen Krieg treibe, der »den Bach runtergeht«. Die Amerikaner, erklärte Jim, suchten dringend nach Ablenkung.
Das Thema Vietnam ließ Jim ernst werden. Ein Freund von ihm sei dort gefallen, zwei weitere verletzt. Das hätte ihm so gestunken, dass er beschlossen habe, etwas dagegen zu unternehmen. Er wisse zwar noch nicht genau, was, aber er spiele mit dem Gedanken, bei der Gouverneurswahl für Bob Straub zu stimmen, und er bearbeite seine Familie, Mark Hatfield stärker zu unterstützen, der gemeinsam mit George McGovern für ein Gesetz zum Truppenabzug kämpfe. »Genug jetzt«, sagte er. »Sollen wir einen Spaziergang über den Golfplatz machen?«
Diane sagte, sie würde liebend gerne, aber sie sei mit jemand anders hier, und selbst wenn dieser Jemand sternhagelvoll sei, müsse sie …
»Sternhagelvoll«, sagte Jim. »Der Ausdruck gefällt mir. Sehr sogar. Mit wem sind Sie hier?«
»Niemand Besonderes.«
Er lächelte und fuhr sich mit der Hand durch seine Locken. »Ich hasse diese Partys«, sagte er. »Lauter Dumpfbacken und Betrunkene. Sie sollten den Laden aufmöbeln und etwas gegen diesen verdammten Krieg unternehmen.«
Diane sah auf ihre Uhr. »Mitternacht«, sagte sie. »Wie bei Cinderella: Prinz James, ich gehe lieber zurück ins Haus. Seine Lordschaft könnte erzürnt sein.«
Sie öffnete ihre Handtasche, nahm einen silbernen Kugelschreiber heraus und schrieb ihren Namen – Diane Burroughs – sowie ihre Telefonnummer auf die
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