Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ed King

Ed King

Titel: Ed King Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Guterson
Vom Netzwerk:
steht eine große Schüssel mit einer unerschöpflichen Menge Spaghetti. Zwischen je zwei Philosophen liegt eine einzelne Gabel … Wie sollten die Philosophen vorgehen, um nicht zu verhungern? Oder: Stellen Sie sich vor, Sie haben Ihren Bernhardiner Bernie abgerichtet, an seinem Hals eine Schachtel mit drei Floppy Disks zu tragen etc. Für welche Entfernungen hat Bernie eine höhere Datenübertragungsrate als eine Telefonleitung mit einer Leistung von 300 Bits pro Sekunde? Ed knackte solche Aufgaben. Seine Fähigkeiten brachten ihm Anerkennung ein. Nicht nur unter den Professoren, sondern auch von bereitwilligen Frauen. In Stanford war er von Hunderten von Mädchen umgeben, die der Phantasie reichlich Nahrung boten, gut aussehenden, jungen Frauen in allen Größen und Formen, intelligent, zielstrebig und elegant, die gebannt auf von Overheadprojektoren an die Wand geworfene Gleichungen starrten und begeistert dem Vortrag genialer Professoren lauschten, die sich wortgewandt über alles und jedes verbreiteten. Natürlich entkleidete er seine attraktiven Kommilitoninnen in Gedanken, aber nachdem er mit Darlene Klein die Vorzüge älterer Frauen kennengelernt hatte, landete er nicht mit jungen Studentinnen im Bett, sondern beispielsweise mit der Beraterin eines Unternehmens für Computersicherheit, die in Stanford nach neuen Mitarbeitern suchte. Sie war verheiratet und eine passionierte Tennisspielerin, und nach vier alles andere als unkomplizierten Wochen begleitete Ed sie wider besseres Wissen auf ein Wochenende ins Napa Valley. Lachend stellten sie fest, dass sie beide nicht die geringste Ahnung von Wein hatten. Sie spielten zusammen Tennis, Ed in der Rolle des Schülers. Sie überredete ihn zu gemeinsamen Aromatherapie-Dampfbädern. Beim Sex gab sie lauter urtümliche Laute von sich. Ed gab den Programmierjob bei ihr wieder auf und ließ sich mit einer Frau aus der Uni-Verwaltung ein, dieihn gleich bei ihrer ersten längeren Unterhaltung fragte, ob er Lust habe, mit ihr ein Kunstmuseum in Belmont zu besuchen. Sie fuhren sofort hin. Nachdem sie sich eine Dreiviertelstunde lang Bilder angeschaut hatten, sagte sie zu Ed, sie brauche ein Glas Wein. In einem Café nippte sie an ihrem Glas und fragte, wie alt Ed sei. »Neunundzwanzig«, sagte Ed, davon ausgehend, ein paar Jahre mehr seien ihr lieber. Sie erwiderte, sie habe eine neunzehnjährige Tochter, die in einem Waisenhaus im Senegal arbeite. »Ist das nicht aufregend?«, sagte sie lachend. »Bin ich nicht eine geistvolle, faszinierende Frau?« Dann fuhren sie zu ihrem Haus in Redwood City, das sie vorübergehend ganz für sich hatte, weil ihr Mann, ein Anthropologe, ein Sabbatjahr in Neuguinea verbrachte.
    Dennoch erschien ihm das alles im Vergleich zu seinen erotischen Interessen nach seiner Affäre mit Darlene Klein als zu harmlos. Als Nächstes ließ er sich mit einer Patentanwältin aus Palo Alto ein, auf die er durch eine Kleinanzeige unter der Rubrik »Nur für Erwachsene« gestoßen war. Dort hieß es: »Leidenschaftliche und anspruchsvolle Geschäftsfrau sucht jungen Gespielen mit Hirn, Muskeln und Herz für Tête-à-tête im Pied-à-terre. Nur BHM, B/D ja, RS, KFI, Tbl.« Die sexuellen Vorlieben der Patentanwältin verlangten von ihm Auftritte in verschiedenen Rollen (Pizzabote, Sohn der Freundin, Junge aus der Nachbarschaft, Klavierschüler) und waren oft von tränenreichen Ausbrüchen begleitet, bei denen Ed alles andere als glücklich über seine Rolle als Prügelknabe war. Sie nannte ihn einen Dreckskerl oder schleuderte Gegenstände nach ihm, wenn er früher gehen wollte, als es ihr passte, und sah ihn jedes Mal mit zornigem Misstrauen an, wenn er aus ihrem Bad kam. In einer Stimmung postkoitaler Zufriedenheit sagte Ed eines Nachmittags zu, sie zu einer Halloweenparty zu begleiten, die von einer Softwarefirma gesponsert wurde. In der Einladung stand in goldenen Lettern auf schwarzem Papier:
    She keeps her Moet et Chandon
    In her pretty cabinet
    ›Let them eat cake‹ she says
    Just like Marie Antoinette
    A built-in remedy
    For Khrushchev and Kennedy
    At anytime an invitation
    You can’t decline
    – Queen –
    Darunter folgten die genaueren Angaben:
    Prophecy Inc.’s
    Killer Queen Halloween Scene, 1982 C.E.
    Special Guest: Psycho Youth
    live in Miller Mansion, Corona Heights
    Am Halloween-Abend
    ab 22 Uhr
    Um zehn waren sie an der angegebenen Adresse. Partygäste zogen an ihnen vorbei. Ein Punktscheinwerfer fuhr kreisend über den Himmel. Die

Weitere Kostenlose Bücher