Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
Vom Netzwerk:
entscheiden, was dieser Raum, was das ganze Haus repräsentieren sollte. Das Zimmer war ein Musterbeispiel gestalterischen Zweifels und gesellschaftlicher Unsicherheit. Es war ein einziges Chaos.
    Das Feuer brannte, Pinienscheite knackten und zischten im Kamin. Der Sims darüber war breit und aus Holz geschnitzt. Der Mann, der daran lehnte, trug ein Hahnentrittsakko, eine beigefarbene Hose aus Cavalry-Twill und braune Wildlederschuhe. Ich sah sein hageres, fleckiges Gesicht in einem goldgerahmten Spiegel, und er konnte meines sehen.
    »Eamonn Loy«, sagte er.
    »Edward«, sagte ich.
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte er. »Eamonn war dein Vater. Warum hat er dich so genannt, was glaubst du? Edward ist die englische Version von Eamonn. Wollte er auf der Höhe der Zeit sein?«
    »Meine Mutter hat mir erzählt, seine Mutter hätte ihn schon Edward nennen wollen. Aber der Priester war ein Anhänger von De Valera und hat sich geweigert, ein Kind auf den Namen eines englischen Königs zu taufen. Also wurde er Eamonn genannt.«
    »Und an dir hat er es wieder gutgemacht, mein Junge. So muss das sein. Die Gegenwart löscht die Sünden der Vergangenheit aus.«
    Ein Lächeln zog über sein müdes Gesicht, ein Lächeln, das seine kleinen, wässrigen Augen noch trostloser erscheinen ließ.
    »Sie wirken gar nicht überrascht, mich zu sehen«, sagte ich.
    »Ich habe auf dich gewartet. Viel länger, als mir selbst klar war.«
    Er deutete auf ein weißes Sofa, das vor dem Kamin stand. Ich schüttelte den Kopf, zog das Foto hervor, das Gemma Courtney mir gegeben hatte, und zeigte es ihm. Er setzte sich in einen weißen Lehnsessel neben dem Kamin und betrachtete es aufmerksam.
    »Die drei Musketiere«, sagte er liebevoll. »Ich weiß gar nicht mehr, wer die Mädchen sind.«
    »Wahrscheinlich, weil du nur Augen für mich hattest, John«, ließ sich eine bissige, sarkastische Frauenstimme vernehmen. Der Dubliner Akzent war breiter, als ich ihn jemals von Barbara Dawson gehört hatte. Offenbar glaubte sie, ihn nicht mehr verbergen zu müssen, wenn sie eine Pistole in der Hand hielt.
    »Das ist wirklich unnötig, Liebes«, sagte der Mann. »Zu diesem späten Zeitpunkt kannst du damit nichts mehr ausrichten.«
    »Ich habe sie einfach gern in der Hand«, erwiderte sie.
    Barbara Dawson, in einem schwarzen Hosenanzug mit einem auberginefarbenen Schal um den Hals, setzte sich in den weißen Lehnsessel auf der anderen Seite des Kamins. In der Hand hielt sie eine matte blauschwarze SIG Sauer Compact.
    »George Halligan hat auch so eine«, sagte ich zu Barbara. »Er scheint Sie im Lauf der Jahre ja ganz schön mit Schusswaffen versorgt zu haben. Erst die Glock 17, jetzt die hier.«
    Sie wog die Pistole in der Hand. Ihre Miene verriet nichts.
    »Erinnern Sie sich an eine Mrs. Burke aus Fagan’s Villas?«, fragte ich.
    Barbara schüttelte den Kopf.
    »Nun, sie hat sich aber an Sie erinnert. Sie wusste noch, dass Sie mit zwei Männern rumgezogen sind, John Dawson und Kenny Courtney. Sie sagt, man konnte die beiden kaum auseinander halten. Ich weiß nicht, ob ich es da schon geahnt habe, oder erst als mir klar wurde, dass ich daran gehindert werden sollte, ein Foto von Dawson und Courtney zusammen zu sehen, oder als ich herausgefunden habe, dass Courtney seine Frau und seine Tochter verlassen hat, kurz nachdem mein Vater verschwunden war. Er schrieb, er hätte eine zweite Chance mit der großen Liebe seines Lebens bekommen. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, war ich mir erst sicher, als ich jetzt gerade sein Gesicht im Spiegel sah.«
    »Sicher worüber?«, fragte Barbara.
    »Dass John Dawson tot ist. Dass seine Leiche im Betonfundament des Rathauses begraben lag. Und dass der Mann, der sich die ganze Zeit als John Dawson ausgegeben hat, Kenneth Courtney ist.«
    Nach diesen Worten war es ganz still im Zimmer. Die Stille dröhnte mir wie ein Windstoß in den Ohren. Der erste Laut, den ich hörte, war das Knacken des Feuers. Dann hörte ich das Klicken, als die Pistole entsichert wurde, und dann von draußen das Kreischen eines Schwarms Möwen, wie eine weit entfernte Totenklage.
    »Gut«, sagte Kenneth Courtney leise. Er hatte Tränen in den Augen. »Gut gemacht. Endlich.«
    »Die Polizei hat den Toten aus dem Rathaus als Kenneth Courtney identifiziert«, sagte Barbara.
    »Courtney wurde anhand der Kleider identifiziert, die er am Leib trug. Sie führen gerade eine Zahnanalyse anhand der Daten von John Dawson durch. Ich rechne mit einer

Weitere Kostenlose Bücher