Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut
hat. Die Polizei weiß Bescheid.«
»Mit der Polizei werden wir fertig. Das haben wir noch immer geschafft. Es gibt viele wie Casey. Und wer glaubt schon eine Geschichte, wie wir sie gerade erzählt haben? Kein Mensch bringt so etwas vor Gericht, die Geschworenen würden sich ja totlachen.«
Der Whisky hatte Barbara neue Zuversicht gegeben. Courtney schien erleichtert, das Gefängnis ihrer gemeinsamen Vergangenheit endlich verlassen zu können. Barbara hingegen glaubte immer noch, dass sie frei waren. Ich musste ihr die Gitterstäbe der Zelle zeigen, die sie sich selbst geschaffen hatte.
»Reden wir von dem Abend, als Peter hergekommen ist … von dem Abend, als Podge Halligan Councillor MacLiam umgebracht hat«, sagte ich. »Peter wollte die Polizei verständigen. Er war in Panik wegen MacLiam, wegen der Halligans, wegen all der Fehler, die er im Zusammenhang mit dem Projekt in Castlehill gemacht hatte.«
»Er war einfach zu voreilig«, fauchte Barbara. »Mit Bestechungsgeldern um sich zu schmeißen, ohne zu wissen, wie man das eigentlich macht.«
»Damit ist er nur dem Beispiel seines Vaters gefolgt«, sagte Courtney. »John Dawson hat nie auch nur einen Penny verdient, ohne vorher die richtigen Leute geschmiert zu haben. Verwaltungsbeamte, Bauprüfer, Politiker auf lokaler und nationaler Ebene. Damals in den Sechzigern hat Jack Parland die Regeln festgesetzt, und Dawson hat sie Schritt für Schritt befolgt. Allerdings hat er die Familie Halligan nur eingesetzt, wenn Muskelkraft gefragt war.«
»Peter hatte hohe Spielschulden«, sagte ich. »Wahrscheinlich hat er geglaubt, ihm bleibe nichts anderes übrig, als George Halligan an der Sache zu beteiligen. Er hat sich immer tiefer hinein verstrickt. Und dann, an dem fraglichen Abend, nach MacLiams Tod, wollte er alles gestehen. Aber das konnten Sie nicht zulassen, richtig?«
»Das hätte man ihm schon ausreden können.« Barbara zuckte die Achseln. »Das war nicht das eigentliche Problem.«
»Neben allem anderen war das eigentliche Problem an dem Abend, dass Peter uns auf der Spur war«, sagte Courtney. »George Halligan hatte eine blaue Plastiktüte voller Fotos dabei. Fotos, die Peter auf der ›Lady Linda‹ bei sich hatte.«
»Fotos, die er aus diesem Haus gestohlen hatte«, sagte Barbara. »Fotos, die ich versteckt hatte, damit er sie nicht findet. Natürlich waren das keine entscheidenden Beweise. Aber ich hatte einfach Angst, als er älter wurde, und vielleicht hatte er selbst Zweifel an seinem Vater … heutzutage zweifeln Kinder ja sogar an ihren Eltern, wenn alles in bester Ordnung ist. Darum habe ich ihm die Fotos nie gezeigt.«
»Natürlich hatte er dadurch ein gewisses Interesse an der Vergangenheit«, fuhr Courtney fort. »Das Dumme war nur, er hat alles falsch gedeutet.«
»Er dachte, John Dawson wäre mein Vater«, sagte ich.
»Das hat er an dem Abend gesagt«, begann Courtney, aber Barbara fiel ihm ins Wort.
»Du weißt doch gar nicht, was er gesagt hat. Du warst im Bett und hattest eine Schlaftablette genommen. Du weißt nicht, was an dem Abend passiert ist. Niemand weiß das … nur ich.«
In ihren Augen lag ein Funkeln, das mir Angst machte. Sie versuchte, uns mit dem Geheimnis um den Tod ihres Sohnes aufzustacheln. Sie spielte mit dem Sicherungshebel der Pistole wie mit einem Feuerzeug. Es wurde Zeit, die Sache zu Ende zu bringen.
»Ich weiß, was passiert ist, Barbara. George Halligan hätte eigentlich gehen sollen. Aber das hat er nicht getan, er ist auf dem Grundstück geblieben. Es war heiß an dem Abend, alle Fenster standen offen, da war es kein Problem, einen Streit zwischen Mutter und Sohn zu verfolgen. Vor allem dann nicht, wenn sich beide Seiten aus vollem Hals anbrüllen.«
Barbara schüttelte den Kopf, Courtney nickte.
»Peter hatte genug, stimmt’s? Er hatte die Nase voll davon, immer gesagt zu bekommen, was er tun soll. Er kannte die korrupten Spielchen seines Vaters. Das war ihm egal. Aber ein Mord, das war zu viel. Vielleicht hätte man ihn überreden können, nicht zur Polizei zu gehen. Vielleicht hätte man ihn überzeugen können, dass MacLiams Tod ein Unfall war. Aber er wusste, dass die Halligans der letzte Abschaum sind. Und wer hatte ihm vorgeschlagen, sie ins Boot zu holen? Seine Mutter. Barbara Dawson hatte ihm erzählt, in schwierigen Situationen sei es nützlich, die Halligans um sich zu haben. Aber an dem Abend hat er Ihnen gesagt, dass Sie falsch liegen, stimmt’s? Und er hat Ihnen auch gesagt,
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