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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
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du eigentlich, was die Klamotten kosten? Ich sollte dich erschießen lassen«, sagte er.
    Ich zog die Pistole aus der Tasche und hielt sie ihm hin. Er warf mir einen zweifelnden Blick zu, dann nahm er die Waffe und richtete sie auf mich.
    »Sag mir nochmal schnell, warum ich dich nicht erschießen soll«, sagte er.
    »Weil sie dich schnappen würden«, erwiderte ich. »Und denk an all das, was ich für dich getan habe.«
    »Das wäre?«, fragte George.
    »Ich habe Wort gehalten. Ich habe dir von Podge und von Delaney erzählt. Das hat sonst keiner getan. Keiner von Podges Jungs hat zum Telefon gegriffen. Auch Podge nicht. Die wollten allesamt Heroin-Dealer werden. Das wäre wirklich gar nicht gut fürs Geschäft gewesen, George. Jetzt bist du bestens präpariert, um die Strategie mit deinem eigenen Anwalt zu besprechen. Und du weißt, dass du dich eine Weile ruhig verhalten und dich nicht mit Leuten anlegen solltest, die dich sonst irgendwann nicht mehr kennen. In ein paar Monaten kannst du das Grundstück dann in aller Ruhe weiterverkaufen. Es ist ja zur Umnutzung freigegeben, da wird es nicht an Wert verlieren.«
    George steckte die Pistole ein. Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und durchs Haar und behielt ein Grinsen auf seinen faltigen Zügen zurück.
    »Mit dir auf meiner Seite wär ich echt gut dran«, sagte er. »Die Stelle ist noch frei, kein Witz. Trotzdem ist das nicht genug Material, um ins Geschäft zu kommen.«
    »Delaney wird dich nicht erwähnen.«
    »Im Zusammenhang mit dem Fährhaus?«
    »In gar keinem Zusammenhang.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich ihn darum gebeten habe. Ich kann mich natürlich immer noch umentscheiden.«
    »Entscheid dich nicht um.«
    George Halligan zückte sein Handy, rief erst seinen Anwalt an und anschließend jemanden, der Befehle entgegennahm, ohne Fragen zu stellen. Dann erzählte er mir, was er wusste. »Es geht alles auf Fagan’s Villas zurück«, begann er.
    Für mich klangen diese Worte inzwischen wie eine Totenglocke.

Siebenundzwanzig
    Das schwarze Eisentor vor John Dawsons Haus stand offen. Ich parkte am Straßenrand und ging zu Fuß an dem steinernen Pförtnerhäuschen vorbei, die lange, baumbestandene Kieseinfahrt entlang. Das Haus war eine gewaltige Backsteinvilla im neogotischen, viktorianischen Stil. Es erinnerte mich an St. Bonaventura, wirkte aber größer und einschüchternder als das Pflegeheim: Die Türme und Giebel waren zahlreicher und höher, die Buntglasfenster prächtiger, und als ich durch den Nebel näher kam, schienen die gelblich schieferfarbenen Mauern zu leuchten. Das ganze Haus wirkte wie ein unwirkliches Schloss inmitten von Wolken.
    Vor der Tür stand der dunkelgraue Lexus. Andere Autos waren nicht zu sehen, auch keine Immunicate-Fahrzeuge. Ich ging um das Haus herum, dorthin, wo sich die Schuppen und die Nebengebäude befanden. Eine altmodische Garage mit Holztüren und Platz für etwa sechs Wagen wirkte, als wäre sie erst kürzlich geräumt worden. Ein paar weitere Garagen waren verschlossen, einige hatten Vorhängeschlösser an den Türen. Ich entdeckte drei Autos: einen schwarzen VW Polo, einen renngrünen Jaguar XJ 6 und Lindas rotes Audi Cabrio.
    Die schwere Eingangstür war nur angelehnt. Ich drückte sie auf und betrat eine Diele mit Marmorboden und doppelter Raumhöhe. Am anderen Ende führte eine geschwungene Mahagonitreppe nach oben, und über dem oberen Treppenabsatz hing ein Kristalllüster. An den Wänden in der Diele hingen zahllose Porträts finster blickender Personen aus dem neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert: keine Adligen, vielmehr Kaufleute und Akademiker. Sie waren in dunkle Farben gekleidet und trugen auf ihren wohlgenährten Gesichtern den zufriedenen Ausdruck wohlhabender Rechtschaffenheit zur Schau. Ich fragte mich, wer sie waren, wen sie darstellen sollten und in welcher Beziehung sie wohl zu den Hausbewohnern standen.
    Einer dieser Bewohner lehnte am Kaminsims in einem Wohnraum, der vielleicht halb so groß wie ein Fußballfeld war. Das Zimmer selbst war eine wahre Orgie des Stilmixes: Alle paar Meter wechselten sich Regencystreifen mit Paisleystoffen und chinesischen Mustern ab. Man sah Leder neben Seiden- und Wollstoffen, Rüschenvorhänge neben Jalousien, Teppiche, Läufer und blank gebohnertes Parkett, Sofas, Chaiselongues, Ohrensessel und hinter einem weißen Klavier sogar einen pinkfarbenen Cordsitzsack. Die Menschen, die hier lebten, hatten entweder Angst oder keine Lust gehabt, sich zu

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