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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
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nicht zu hart mit Delaney um«, sagte ich. »Er hat auch seine guten Seiten.«
    Dave sah mich mit ausdrucksloser Miene an.
    »Wenn er mir hilft, Podge Halligan wegen Mord dranzukriegen, kauf ich ihm einen Teddybären«, sagte er.
     
    * **
    Der Strand von Bayview war breit, steinig und fiel stark zu dem schäumenden grauen Meer hin ab. Ich stand dicht am Wasser und schaute ins Hinterland. Die Scheinwerfer eines Zugs, der sich am Rand der Klippe entlangschlängelte, blitzten durch den Nebel. Sein Rattern ging im Rauschen der Wellen unter, und er verschwand stumm in einem Granittunnel auf der nördlichen Schienenstrecke.
    George Halligan, im dunkelblauen Anzug mit passendem Regenmantel, kam mit knirschendem Schritt über die Kieselsteine. Er zog ein Taschentuch aus der Brusttasche und wischte sich den Staub von den schwarzen Pennyloafers.
    »Scheißstrände. Wozu baut man eigentlich Schwimmbäder?«, sagte er und hustete. Ausgiebig. Ich wartete, bis er fertig war, dann wartete ich noch ein Weilchen. Er zog eine Cohiba aus ihrer dicken Aluhülse, biss das Ende ab, zündete sie an und warf die Aluhülse weg.
    »Heb sie auf«, sagte ich.
    »Was?«, fragte er.
    »Heb sie auf.«
    Er musterte mich einen Augenblick misstrauisch, dann hob er die Hülse auf und steckte sie in die Manteltasche.
    »Wegen der Sache da«, begann er. »So weit wollte ich gar nicht gehen. Dummerweise musste ich plötzlich weg, irgendwie ist rausgekommen, dass du da bist, Podge hat dich zu fassen gekriegt, und … na ja. Hätte jedenfalls nicht passieren dürfen.«
    »Was hätte denn dann passieren sollen? Du hast mir den K.-o.-Saft doch selbst untergejubelt. Was war da drin? Rohypnol?«
    »Eine Mischung aus Roofies und GHB. Podge benutzt das häufig.«
    »Jetzt nicht mehr. Was sollte das?«
    »Ein kleiner Schreck, damit du aufhörst rumzuschnüffeln. Du wärst hier oder sonst wo in deinem Wagen aufgewacht, mit Wahnsinnskopfweh und der Botschaft: Pass auf, wo du hintrittst.«
    George schüttelte den Kopf, als hätte das alles gar nichts mit ihm zu tun. »Podge ist aus dem Ruder gelaufen. Das war falsch.«
    »Du hättest mich umbringen können. Rohypnol und GHB zusammen, das hätte mich umbringen können.«
    »Schick mir die Rechnung, vom Zahnarzt, von was auch immer.«
    Georges schwarze Augen sahen aus wie glänzende kleine Käfer. Er spuckte Tabakreste über die Schulter, dann drehte er sich um, als wäre die Sache für ihn erledigt. Ich musterte seine italienischen Schuhe, die Seidenkrawatte, den perfekt aufgebügelten Anzug, das hellblaue Hemd mit dem weißen Kragen. Er war der Chef, der niemals rausfliegt, der Mörder, der nie geschnappt wird, der General, den keiner je erschießt.
    »Jetzt erzähl mir schon von Podge«, sagte er. »Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Das führte mein Hirn oder das, was noch davon übrig war, zu einem Entschluss. George war fast fünfzehn Zentimeter kleiner als ich und etwa zwanzig Kilo leichter. Ich packte ihn bei den Mantelaufschlägen und schubste ihn rückwärts Richtung Meer. Es war steil hier. Er stolperte und versuchte, sich aufrecht zu halten, aber ich legte nach und schlug ihn nieder, und dann stürzte ich mich auf ihn. Wir standen etwa dreißig Zentimeter tief im Meer, ich drückte ihn eine Zeit lang unter Wasser und ließ ihn dann wieder hochkommen. Ich hielt einen Stein in der Hand und war entschlossen, den auch zu benutzen. Ich sah die Angst in seinen Augen, den Schock, dass überhaupt jemand wagte, ihn anzurühren, dann spürte ich den Lauf einer Halbautomatik, der sich hart an mein Kinn presste. Ich weiß nicht, ob ich zu schnell oder zu langsam reagierte, vielleicht weigerten sich meine Synapsen, diese wichtige Information weiterzugeben. Auf jeden Fall wich ich nicht aus, sondern drückte George einfach wieder unter Wasser und schlug gleichzeitig mit dem Kopf die Pistole beiseite. Er feuerte einen Schuss in die Luft ab, ich schlug ihm den Stein gegen die Hand, und die Pistole fiel ins Wasser. Er strampelte jetzt wild mit den Beinen, seine Hände krallten sich in meine Arme. Die Zeit schien stillzustehen, ich schmeckte kaltes Salzwasser auf den Lippen und überlegte, ob es nicht besser wäre, ihn einfach zu ertränken. Dann verschwand der Gedanke wieder, ich ließ George auftauchen und zerrte ihn ans Ufer. Er hockte hustend, keuchend und spuckend auf den Steinen und versuchte, weit genug zu Atem zu kommen, um Verwünschungen und Drohungen gegen mich auszustoßen. Ich ging zum Meer zurück und

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