Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut
was er da tut. Und dann hat deine Mutter ihn vor die Tür gesetzt.«
»Hat er ihr erzählt, dass er meinen Vater umgebracht hat? Glauben Sie, sie wusste davon?«
»O nein. Versteh mich nicht falsch, ich will nicht schlecht über Tote reden, auch wenn ich deiner Mutter nie verziehen habe, dass sie mir den Mann ausgespannt hat. Aber sie musste eine Menge aushalten von deinem Vater, und außerdem hätte sie nie … sie war keine …«
»Daphne Loy war eine echte Dame«, ergänzte Courtney. »Das war sie immer schon.«
Barbara starrte ihn mit verkniffenem Mund an, und ihre Augen blitzten vor plötzlichem Zorn.
Ich trieb sie zum Weiterreden an. »Und dann ist Dawson zu Ihnen zurückgekommen?«
»Heulend stand er da«, sagte Barbara. »Und mein erster Gedanke war: Vergiss es einfach. Schlaflose Nächte, ein schreiendes Baby, dein Mann hatte einen kleinen Seitensprung, jetzt ist er wieder da. Aber ich konnte es nicht vergessen. Er hatte aus Liebe einen Menschen getötet. Nicht aus Liebe zu mir, sondern aus Liebe zu einer anderen Frau. Danach wollte ich ihn nicht mehr an mich ranlassen. Ich bin nicht dafür gemacht, die zweite Wahl zu sein. Und wie hätte ich jemals sicher sein können, dass es wirklich vorbei ist? Ich hasste sogar das Kind, das ich von ihm hatte. Und irgendwann, eines Abends, als ich mir das Foto da angeschaut habe … wir hatten auch einen Abzug davon … da kam mir plötzlich diese Idee.«
»Sie hat vor meinem Haus auf mich gewartet«, sagte Courtney. »Ich hatte schon ganz vergessen, dass sie weiß, wo ich wohne.«
»Die Adresse stand auf einer Weihnachtskarte, als du aus England zurückgekommen warst.«
»Sie hat mich sofort in ihren Bann geschlagen.«
»Und ich wusste, dass ich einen Fehler gemacht hatte, dass es immer schon Kenny war.«
»Es war natürlich falsch, meine Frau und die Kleine zu verlassen, aber es war mir egal. Es war mir egal.«
»Wir haben Dawson hier umgebracht, hier vor dem Kamin.«
»Nicht vor diesem Kamin, wir mussten einen neuen einbauen lassen.«
»Und wir mussten die Wände neu verputzen, die Teppiche austauschen und die Dielen abschleifen lassen. Das ganze Blut, weißt du?«
Ihre Gesichter glühten vor Leidenschaft, während sie alles wieder zum Leben erweckten. Das Berichten ihrer gemeinsamen Bluttat wirkte wie das Duett eines Liebespaares.
»Du hast dich übergeben«, sagte Barbara Dawson beinahe zärtlich zu Kenneth Courtney.
»Ich hatte nicht mit so viel Blut gerechnet. Ich dachte, ich hätte genug Mumm dafür. Vor allem, nachdem ich wusste, dass er Eamonn umgebracht hat, deinen Vater. Meinen Freund. Ich dachte, ich schaffe das … aber man weiß nicht, ob man es aushält, bevor man mittendrin steckt. Ich habe den ersten Schuss abgefeuert.«
»Und ich musste den Rest erledigen.«
»Dann haben wir zusammen sauber gemacht.«
»Dawson hatte mir erzählt, dass Jack Dagg die Leiche deines Vaters beseitigt hat, also haben wir ihn das wieder tun lassen. Kenny hat Rory Dagg angerufen und ihm gesagt, dass er seinen Bruder auf der Baustelle braucht.«
»Ich war ziemlich nervös am Telefon«, sagte Courtney. »Aber wie hätten sie Verdacht schöpfen sollen? Sie waren gewöhnt zu tun, was man ihnen sagt.«
»Wo war das Baby an dem Abend?«, fragte ich. »Wo war Peter?«
Die Frage schien Barbara zu irritieren.
»Hier, nehme ich an.«
»Hat er nicht geschrien? Er muss doch von den Schüssen aufgewacht sein.«
»Das Kind hat ständig geschrien, das brauchte keine Schüsse als Vorwand. Ich habe ihn einfach schreien lassen, irgendwann ist er immer wieder eingeschlafen. Wenn man Babys gleich aufnimmt, sobald sie schreien, gewöhnen sie sich nur daran.«
Barbara schüttelte den Kopf, wie um die lästigen Gedanken an ihren Sohn zu vertreiben, und sah Courtney wieder an.
»Dann haben wir einen langen Urlaub in Amerika gemacht. Während wir dort waren, hat Kenny ein bisschen zugenommen – die Kilos sind inzwischen alle wieder runter – und ein paar chirurgische Veränderungen vornehmen lassen.«
Courtney deutete auf das Foto.
»Sie haben mir die Lippen etwas schmaler gemacht und ein paar Falten um die Augen entfernt. Nur Kleinigkeiten. Aber mit den zusätzlichen Kilos sah ich genau so aus wie er. Ich war John Dawson.«
»Du bist John Dawson«, sagte Barbara.
Courtney schüttelte den Kopf.
»Es ist vorbei, Barbara. Zu viele Tote.«
»Du hattest damals schon nicht den Mumm, und jetzt hast du ihn auch nicht«, fauchte sie.
»Du hast doch gehört, was Loy gesagt
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