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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
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Flasche Stolichnaya vor sich. An einem Haken über der Arbeitsfläche hing ein Schlüsselbund, daneben ein kleines Schild mit der Aufschrift »Autoschlüssel, Schwachkopf!«. Linda füllte Eiswürfel, Minzblätter und Grapefruitsaft in ein hohes Glas.
    »Ich mache mir einen Drink, einen Grapefruit-Screwdriver. Magst du auch einen? Oder ist es noch zu früh für dich?«
    »Ich mag schon. Aber es ist erst halb zwölf. Das ist nur für Leute, die mit Narben im Gesicht in irgendwelchen Hauseingängen hocken, nicht zu früh.«
    »Heißt das ja oder nein? Ich habe auch frischen Kaffee.«
    »Dann nehme ich den Kaffee. Mit Milch, ohne Zucker.«
    Linda goss einen ordentlichen Schluck Stolichnaya in ihr Glas und reichte mir dann einen Becher Kaffee. Sie setzte sich auf das cremefarbene Sofa vor der Fensterwand, zog die nackten Beine an den Körper und lächelte mich an. Ihr Blick wirkte unscharf; das war wohl nicht ihr erster Drink, oder sie hatte ein paar Beruhigungspillen eingeworfen. Vielleicht auch beides. Das schwarze Morgenmäntelchen war sicher zu vielem gut, allerdings nicht dazu, ihren weichen, sonnengebräunten Körper zu verhüllen.
    »Also, Ed, was willst du von mir?«
    »Sag mir lieber, was du von mir willst. Bist du ganz sicher, dass ich deinen Mann für dich suchen soll?«, fragte ich und versuchte dabei vergeblich, ihr nur in die Augen zu schauen.
    »Das habe ich dir doch gestern Abend schon gesagt. Natürlich sollst du das.« Sie lächelte wieder und war sich ihrer Wirkung voll bewusst. »Das ist allerdings nicht das Einzige, was ich will.«
    »Geht mir genauso. Aber wenn ich für dich arbeiten soll, werden wir uns wohl darauf beschränken müssen. Ich neige nämlich dazu, das Interesse an einem Mann zu verlieren, wenn ich mit seiner Frau schlafe. Also, ich schlage vor, du ziehst dir was an, und dann reden wir über Peter.«
    Lindas Lächeln war mit einem Schlag weggewischt. Sie wurde rot und zuckte zusammen, als hätte man sie geohrfeigt. Dann stand sie auf und ging ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer. Einen Moment lang wünschte ich mir, ich hätte doch den Drink genommen.
    Draußen auf der Bucht tauchten die ersten Segel auf. Sie glänzten weiß wie Perlen im matten, blauen Dunst. Möwen kamen im Sturzflug von den Klippen und streiften über die kräuselnden Wellen hinweg. Es würde wieder ein unfassbar schöner Tag werden.
    Linda kam in einem schwarzen Hosenanzug zurück, setzte sich auf das Sofa und sagte: »Ich hoffe, das ist sittsam genug. Die Kartoffelsäcke sind leider alle in der Reinigung.«
    Sie nahm einen großen Schluck von ihrem Drink. Jetzt sah sie wieder verängstigt aus, hatte aber einen trotzigen Zug um die roten Lippen, und ich entdeckte eine Spur Zorn in ihren Augen. Noch ehe ich darauf kommen konnte, brachte sie das Thema Geld zur Sprache.
    »Wenn du also für mich arbeiten wirst, sollten wir am besten gleich das Finanzielle klären. Wie heißt das im Film? Fünfundzwanzig Dollar plus Spesen?«
    »Muss ein Stummfilm gewesen sein. Bei meinem letzten Job habe ich tausend Dollar pro Tag bekommen.«
    »Tausend Dollar? Sagtest du nicht, du warst nur der Affe, der für den Leierkastenmann getanzt hat?«
    »Anfangs schon.«
    »Und dann?«
    »Dann ist der Leierkastenmann gestorben, und der Affe hat die Nachfolge angetreten.«
    Linda fuhr sich mit der Hand an die Kehle und riss die Augen auf.
    »Das hast du mir gar nicht erzählt. Wie ist dein Chef denn gestorben?«
    »Er wurde ermordet.«
    »Und hast du den Kerl erwischt, der ihn umgebracht hat?«
    »Es war seine Frau.«
    »Seine Frau?«
    »Es ist fast immer die Frau. Und ja, ich habe sie erwischt.«
    Linda leerte ihr Glas und zündete sich eine Zigarette an. Ihre Hände zitterten. Sie zwang sich, sie ruhig zu halten.
    »Wollten wir nicht über Geld reden?«, fragte ich.
    »Was hältst du von siebenhundertfünfzig pro Tag?«
    »Sehr viel. Also gut. Hast du die Unterlagen?«
    »Sie sind alle weg«, sagte Linda. »Heute Morgen habe ich sein Arbeitszimmer hier im Haus durchsucht. Rechnungen, Briefe, Familienfotos – alles weg.«
    »Aber du hast doch gesagt, du hättest die Unterlagen?«
    »Das dachte ich auch.« Sie deutete auf einen Stapel Ordner auf dem Küchentisch. »Peter heftet alles ab, sogar seine Geburtsurkunde. Aber jetzt sind die Ordner leer.«
    Ich sah mir die vier Ordner an. Sie waren sorgfältig beschriftet: Bank-Kontoauszüge/Schecks; Eircom/Vodafone; Immobilien; Aktien. Und sie waren alle leer.
    »Es gibt keinen Hinweis auf einen

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