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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
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schuldig«, sagte ich.
    »Ich habe Tommy immer gemocht«, sagte George. »Und er hat mir das mit dem Knöchel auch nie richtig übel genommen. So was weiß ich zu schätzen. Ich habe versucht, ihm zu helfen, wo ich kann, verstehst du?«
    George Halligan leerte seinen Brandy, zog die Augenbrauen hoch, versuchte sich an einem reumütigen Lächeln und zwirbelte den Schnurrbart zwischen Daumen und Zeigefinger. Im Vergleich zu seinen Brüdern war George in der Rolle als Mensch ganz überzeugend, aber es blieb trotzdem eine Rolle, sonst nichts. Ich schaute mir sein Hemd an: hellblau, mit weißem Kragen und doppelten Manschetten. Nur zwei Sorten Männer trugen solche Hemden: Firmenbosse und Gangster. Ich hatte immer noch genug mit Tommy Owens gemeinsam, um nicht sicher zu sein, welche Sorte ich mehr verabscheute.
    »Wie geht’s Peter Dawson?«, fragte ich.
    George kniff die Augen zusammen. Er zögerte eine Sekunde zu lang, bevor er fragte: »Wem?«
    »Peter Dawson«, sagte ich. »Dawson Construction, du weißt schon.«
    George nickte.
    »Klar. Aber eigentlich hab ich nichts zu tun mit …«
    »Du stellst doch den Baustellensicherheitsdienst für Dawson, oder?«
    »Das macht Immunicate, eine Firma, an der ich Anteile habe. Wie gesagt, mit dem Alltagsgeschäft habe ich wirklich nichts zu tun.«
    Gut möglich. Aber so zu tun, als hätte er Peter Dawsons Namen noch nie gehört, war wirklich übertrieben.
    George brachte den Kopf in Zuhörerposition, beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf den Tisch und faltete die Hände, als wartete er auf die Fortsetzung.
    »Spielt ja auch keine Rolle«, sagte ich. »Man sieht sich.«
    »Ich freu mich schon darauf«, sagte George und stand auf. »Nächstes Mal kommst du zu mir zum Mittagessen. Dann reden wir zwei mal übers Geschäftliche, du und ich. Mit Blick auf die Zukunft. Das meine ich ganz ernst, Ed.«
    Ich drehte mich um, ging zur Tür und merkte erst jetzt, dass noch andere Leute im Raum waren. An der Theke saßen ein paar ältere Männer mit Schirmmützen, ein anderes Grüppchen hockte in einer Nische links vom Ausgang. Ich hob die Hand und schnitt eine Grimasse, um zu zeigen, dass ich sehr wohl wusste, wie viel ich zu ihrer Abendunterhaltung beigetragen hatte. Ein paar junge Typen in Trainingsklamotten johlten – ob höhnisch oder anerkennend, war nicht ganz klar. Sonst verzog niemand eine Miene. Ein paar Gesichter kamen mir bekannt vor, aber daran hatte ich mich in den letzten Tagen schon so gewöhnt, dass ich kaum noch darauf achtete. Im Gehen sah ich, wie George Halligan durch den Raum auf sie zuging. Sie begrüßten ihn mit leisem, unterwürfigem Murmeln, wie einen Lehnsherrn.

Acht
    Ich hielt vielleicht hundert Meter vor der Zufahrt zu Lindas Haus, im scheckigen Schatten eines großen Maulbeerbaums. Hinter den Bergen im Westen ging die Sonne unter und tauchte den Himmel in Grapefruitrosa. Nachdem ich eine gute halbe Stunde gewartet hatte, bog ein schwarzes Mercedes Cabrio in die Zufahrtsstraße ein. Ich zählte bis zehn, ließ den Motor an, folgte dem Wagen und rollte dicht hinter ihm durch das Sicherheitstor. Linda sollte nicht mitbekommen, dass ich da war. Ich hatte die Nase voll von ihren Lügen. Diesmal wollte ich sie überraschen, damit sie wenigstens keine Gelegenheit hatte, sich ein zweites Lügenmärchen als Erklärung für das erste auszudenken.
    Als ich ausstieg, stand die Fahrerin des Mercedes – eine gepflegte, sportliche Blondine, die wie fünfunddreißig aussah, vermutlich aber um die fünfzig war – auf der Straße und sah mich misstrauisch an. Ich deutete auf Lindas Tür, und sie wandte sich sofort ab und verschwand in ihrem Haus. Ich schaute mich um. Im Haus des fetten Nachbarn regte sich nichts, und es stand auch kein Wagen in seiner Einfahrt. Und Linda würde den Volvo nicht erkennen. Rasch umrundete ich das Haus. Der Bewegungsmelder ging an, aber den löste der Perserkater wahrscheinlich so oft aus, dass Linda sicher nicht mehr darauf achtete. Ich schlich mich bis zu dem kleinen Schuppen hinter der Birke und sah zu den Fenstern hinauf. Das wenige Licht war gedämpft und schien aus dem hinteren Teil des Hauses zu kommen. Ich arbeitete mich bis dorthin vor, wo das Haus sich freitragend über dem großen, abfallenden Garten erhob, um den freien Blick auf die Bucht zu ermöglichen, und versteckte mich hinter einem unförmigen Johanniskrautbusch. Linda stand im Wohnzimmer neben der weißen Couch, rauchte und schaute aufs Meer hinaus. Sie trug ein kurzes

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