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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
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aber sie schüttelte den Kopf.
    »Untendrunter«, kommandierte sie. »Man kann die Beine ausklappen.«
    Ich fasste unter das Tablett und klappte die Beine aus. Sie stellte es auf den fadenscheinigen, orangefarbenen Kaminvorleger und schenkte den Tee ein. Der Fernseher brüllte etwas von der dringenden Notwendigkeit, sich noch heute einen Whirlpool einbauen zu lassen.
    »Stört es Sie, wenn ich den Fernseher ausmache?«, fragte ich.
    Mrs. Burke sah mich mit einem Blick an, als hätte ich ihr vorgeschlagen, das Gerät aus dem Fenster zu werfen.
    »Meine Sendung läuft«, sagte sie mit leiser, gekränkter Stimme und reichte mir eine Tasse Tee. Sie setzte sich auf das Sofa, auf dem ein roter Überwurf lag, arrangierte ein paar Patchworkkissen um sich herum und seufzte. Ihre mageren Beine reichten kaum bis auf den Boden, die Augen wirkten unwahrscheinlich groß hinter den Brillengläsern, und in ihrer beigefarbenen Cordhose und dem hellbraunen Polohemd sah sie aus wie ein Kind, das sich als Oma verkleidet hatte. Mr. Burke krabbelte unter dem Sofa hervor und sprang neben sie. Ich setzte mich in einen Sessel mit harter Rückenlehne am Fenster. Im Fernseher sah man, wie der Sarg des Opfers in die Erde gesenkt wurde.
    »Die arme Daphne«, sagte Mrs. Burke. »Sie war eine echte Schönheit. Sie hat so manches Herz gebrochen, aber sie war ein anständiges Mädchen. Ja, das war sie.«
    »Wem hat sie denn das Herz gebrochen?«
    »Johnny Dawson vor allem. Er war immer hinter ihr her. Aber sie hatte nur Augen für deinen Vater. Und das machte ja nichts, sie waren ja alle Freunde, eine große Clique. Die Jungs waren eine richtige Landplage, die drei Musketiere.«
    »Mein Vater und John Dawson?«
    »Und dieser andere Junge, wie hieß er noch schnell? Kenny? Ja, Kenny. Aber das waren einfach nur lebhafte junge Burschen, die haben nichts Böses im Schilde geführt, nicht wie diese anderen Gauner, die Daggs.«
    »Rory Dagg?«
    »Rory Dagg ging ja noch. Aber sein Bruder, Jack! Den Großen Jack nannten sie ihn, das fand er wunderbar, er ist immer wie ein König herumstolziert, wenn er mitbekam, dass ihn einer so nannte. Der Große Idiot hätte besser gepasst.«
    »Ich dachte, Rory Dagg war aus Clondalkin.«
    »Ursprünglich ja, aber mit fünf ist er hier gelandet. Irgendein Familiendrama, die Großmutter hat sie aufgezogen. Rory hat sich ja ganz gut gemacht, er ist Vorarbeiter bei Dawson geworden. Aber der andere Schlawiner! Ständig mit einem Bein im Jugendvollzug oder im Knast. Natürlich gab es Leute, die sagten, Jack war gar nicht so schlimm, wie es schien, und Rory hatte genauso viel Anteil daran, zumindest, als sie noch jünger waren. Aber das konnte man eben nicht so genau wissen.«
    »Warum nicht?«
    »Nicht mal die Großmutter konnte die beiden auseinander halten. Und die Lehrer erst recht nicht.«
    »Zwillinge?«
    »Sie glichen sich wie ein Ei dem anderen. Aber was interessieren dich die Daggs, du willst doch etwas über deine Mutter hören. Sehr elegant war sie als junges Ding, sie hatte ja auch die Stelle bei Arnott’s, und die Verkäuferinnen mussten schon auf sich achten. Sie war richtig reizend. Ich habe mich um sie gekümmert, und später hat sie dann meine Kinder gehütet.«
    »Und Barbara Dawson?«
    »Barbara Dawson? Damals noch Barbara Lamb?«
    Sie stieß ein schrilles, gezwungenes, abfälliges Lachen aus, ein Lachen, wie es Frauen einsetzen, wenn sie einfach nicht anders können, als über eine Rivalin herzuziehen, auch wenn das kein gutes Licht auf sie wirft.
    »Barbara Lamb. Dieses ganze Getue, wenn man bedenkt, wo sie herkam. Die war sich zu gut zum Babysitten, das kann ich dir sagen. Aber als verheiratete Frau hatte man sie auch nicht gern im Haus, so dreist, wie sie war.«
    Mrs. Burke sprach weiter, murmelte jetzt aber nur noch leise vor sich hin und nickte dabei heftig mit dem Kopf, während sie auf den Bildschirm starrte. Die Gerichtsmediziner versuchten gerade, den Untersuchungsrichter dazu zu bewegen, den eben erst beerdigten Leichnam wieder exhumieren zu lassen.
    »Barbara war die Tochter eines Fischers, wie meine Mutter, nicht wahr?«
    Doch Mrs. Burke hörte mir gar nicht zu.
    »Da lag sie bei uns im Garten, im roten Badeanzug, weil ihr Vater ihren gerade umgraben ließ für irgendwelches Gemüse, das er hinterher nicht zum Wachsen brachte, der Tölpel. Mr. Burke ist schon zu Hause, ich komme vom Einkaufen, habe die drei Jüngsten an mir hängen, und da stehen die zwei, bespritzen sich mit Wasser und

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