Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut
wahrscheinlich aus den Vermietungen stammte. Trotzdem war sein Konto immer mit mindestens vierzigtausend überzogen. Eine Barüberweisung und -auszahlung nach der anderen, dazu unzählige Schecks, die wiederum nur zur Verrechnung ausgeschrieben waren. Seine übrigen Ausgaben waren durchaus bescheiden: Die Immobilien schien er gleich abbezahlt zu haben, ohne Hypotheken, es gab keine Daueraufträge an Bausparkassen, er hatte Strom- und Heizrechnungen zu bezahlen, aber sonst nicht viel. Man bekam nicht nur den Eindruck, dass Peter Councillor MacLiams Vorliebe für Glücksspiele und harte Drogen geteilt hatte, sondern auch, dass er seine übrige Zeit damit zubrachte, Geld zum Fenster hinauszuwerfen. Oder dass ihn jemand ausnahm. Im letzten Jahr hatte sich die Situation offenbar zugespitzt: Drei Immobilien waren verkauft worden, die Erlöse -jeweils zwischen drei- und vierhunderttausend – waren auf der Bank eingegangen, dann war das Geld innerhalb weniger Wochen in Beträgen von zehn-, zwanzig- und fünfzigtausend vom Konto verschwunden. Es waren hohe Summen, sehr viel mehr Geld, als man brauchte, um ein paar Lokalpolitikern die Zustimmung zur Umnutzung eines Golfclubs abzuringen.
Ich rief bei Linda an, hatte aber wieder keinen Erfolg. Dann wählte ich die Handynummer von Rory Daggs Frau.
»Caroline Dagg?«
Sie klang angestrengt und misstrauisch. Ich fackelte nicht lange.
»Hallo, hier ist Edward Loy. Ich habe mich gefragt, ob Sie mir vielleicht etwas über Ihren angeheirateten Onkel erzählen könnten, Jack Dagg, den Zwillingsbruder von Rorys Vater?«
»Mr. Loy. Ich … bleiben Sie kurz dran, ja?«
Nach einem gedämpften Wortwechsel nahm Rory Dagg den Hörer.
»Er ist tot«, sagte er.
»Ihr Onkel Jack Dagg ist tot?«
»Ja.«
»Wissen Sie, ich habe mit jemandem gesprochen, der sich an Ihre Familie erinnert, aus der Zeit in Fagan’s Villas.«
»Ich kann gerade nicht gut reden, Mr. Loy«, sagte Rory Dagg und legte auf.
Ich rief eine Einrichtung an, die sich Private Security Authority nannte, und stellte dort ein paar Fragen, die mir bereitwillig beantwortet wurden. Dann rief ich bei der Fluggesellschaft an, um mich nach meinem Gepäck zu erkundigen, und bekam von einer Person, die mir deutlich zu verstehen gab, dass sie meine Anfrage als unglaubliche Zumutung empfand, zu hören, es sei seit Tagen »unauffindbar«. Schließlich legte auch sie einfach auf. Ich knallte meinerseits den Hörer auf die Gabel, und wie aufs Stichwort klingelte das Telefon. Aileen Williamson war dran und nicht allzu guter Laune.
»Sie haben die Vertragsbedingungen verletzt, Mr. Loy. Ich möchte, dass Sie sämtliche Ermittlungen in meinem Auftrag unverzüglich einstellen.«
»Woher dieser plötzliche Sinneswandel?«
»Gestern erhielt ich einen Anruf von der Stadtverwaltung. Man teilte mir mit, Sie hätten sich als mein Bruder ausgegeben.«
»Man hat mich dort für Ihren Bruder gehalten.«
»Und Sie haben nichts mit diesem Irrtum zu tun?«
»Ich habe nicht widersprochen, bis es auf andere Weise herauskam.«
»Mir wurde gesagt, Sie seien unverschämt und ausfallend geworden, bis hin zur Beleidigung. Und es könne mir und meinem Vater ernsthaft schaden, wenn herauskäme, dass ich Sie beauftragt habe …«
»Das klingt wie eine Drohung. Hatten Sie das Gefühl, Kearney hofft auf ein Bestechungsgeld?«
»Mr. Loy, ich kann mir wirklich keine weitere schlechte Publicity in Zusammenhang mit dem Namen Parland leisten!«
»Ich dachte, Sie wollten den Namen MacLiam reinwaschen.«
»Werden Sie nicht unverschämt. Haben Sie einen gewissen Desmond Delaney tätlich angegriffen?«
»Ich habe einem gewissen Desmond Delaney den Arm gebrochen. Am Ende dieses Armes befand sich zu dem Zeitpunkt ein Messer, das er mir an die Kehle hielt. Versucht Dessie Delaney es jetzt etwa auch bei Ihnen?«
»Er fand, ich sollte wissen, was in meinem Auftrag geschieht. Er sagt, er sei gut mit meinem Mann befreundet gewesen.«
»Dessie Delaney hat Ihren Mann mit Heroin versorgt. Wie viel hat er Ihnen denn abgeknöpft?«
»Er sagt, ihm bliebe nichts anderes übrig, als damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Und ich kann nicht …«
»Ich weiß, ich weiß, Sie können nicht zulassen, dass der gute Name MacLiam-Parland-Williamson in den Dreck gezogen wird …«
»Wie können Sie es wagen, so mit mir zu reden? Wissen Sie eigentlich, wer ich bin?«
»Ich weiß sehr genau, wer Sie sind und wie viele Namen Sie haben, auch wenn mir noch nicht ganz klar ist, ob
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